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„I can almost hear the birds”

Zehntausende Menschen wurden bis November 1943 in Maly Trostenez erschossen oder in Gaswagen erstickt, darunter vor allem Juden aus dem Minsker Ghetto sowie aus mitteleuropäischen Städten wie Wien. Auschwitz, Bergen-Belsen oder Treblinka sind fester Bestandteil der Erinnerungskultur rund um die mörderische Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten. Das kleine Dorf Maly Trostenez nahe der belarussischen Hauptstadt Minsk mit seinem Wald Blagowschtschina ist als NS-Vernichtungsstätte weniger bekannt. Der belarussische Fotograf Maxim Sarychau hat sich auf den Weg gemacht, um Maly Trostenez im kollektiven Bewusstsein zu verankern. In seinen Bildern für das Projekt I can almost hear the birds visualisiert er die Auswirkungen und Spuren des Massenmordes, indem er Vergangenes und Gegenwärtiges verbindet.  

Quelle dekoder

Fragment eines offiziellen Denkmals, 2018 errichtet im Wald von Blagowschtschina, 74 Jahre nachdem die Massenmorde bekannt wurden. Das Denkmal ist das Ergebnis einer belarussisch-österreichisch-deutschen Kooperation, Minsk 2018 / © Foto Maxim Sarychau

 

dekoder: Wie entstand die Idee zu dem Projekt I can almost hear the birds

Maxim Sarychau: Alles begann mit der Idee, eine Reportagen-Serie zu Maly Trostenez zu machen, die wir 2017 gemeinsam mit der österreichischen Journalistin Simone Brunner im Rahmen des Stipendiums Reporters in der the Field verwirklicht haben. Wir brachten eine Reihe von Beiträgen in deutschsprachigen Publikationen in Österreich und Deutschland heraus. Das Thema hat mich mit seiner historischen und politischen Vielschichtigkeit nicht mehr losgelassen, ich wusste, dass ich weiter daran arbeiten und ein Kunstprojekt dazu machen will, das von den Ereignissen in Maly Trostenez in der Sprache zeitgenössischer Fotografie erzählt. 

Wann und wie sind Sie persönlich auf die Geschichte von Maly Trostenez gestoßen?  

Zu meiner Schulzeit haben wir nichts über Maly Trostenez gelernt. In Geschichte nahmen wir den Holocaust nur flüchtig durch, im Kontext des Zweiten Weltkriegs, wobei der Fokus immer auf den Opfern der sowjetischen Bevölkerung lag: die verbrannten Dörfer, der heldenhafte Kampf der Partisanen, der sowjetischen Armee und so weiter. Die Todeslager waren irgendwo „weit weg“ in Europa, und ich hatte keine Ahnung, dass einer dieser schrecklichen Orte mitten in Minsk liegt, meiner Heimatstadt. 

Als ich 2015 Maly Trostenez zum ersten Mal mit einer Exkursion besuchte, war ich erschüttert von dem Kontrast, den ich dort sah und hörte. In den 70 Jahren, in denen sich Stadt und Natur weiterentwickelt hatten, waren sämtliche Spuren dessen, was hier geschehen war, verschwunden. Die Führung erinnerte an eine Pfadfinderwanderung: Man zeigte uns die schöne Natur- und Stadtlandschaft und erzählte gleichzeitig von den grausamen Methoden des Massenmords. Das Verborgene und Unsichtbare der Geschichte, wo doch jeder Stein von ihr erzählen sollte, wurde zu einem der Konzepte und Themen meines Projekts. 

Für das Projekt haben Sie Verwandte von Todesopfern in Maly Trostenez getroffen. Wie haben die auf Ihr Projekt reagiert? 

Von den Angehörigen der Opfer habe ich nicht direkt Feedback zur Ausstellung selbst, da sie nur an zwei Orten gezeigt wurde: im Lettischen Museum für Fotografie in Riga (2020) und in einer gekürzten Version in der digitalen KX- Galerie in Brest (2021). Aber während der Arbeit am Projekt habe ich mit einigen Angehörigen gesprochen, und sie waren alle interessiert daran, die Geschichten ihrer Verwandten, die in Maly Trostenez umgekommen sind, zu erzählen und waren sehr offen, wofür ich sehr dankbar bin. Die jetzige Ausstellung ist die finale Form des Projekts. Sie ist relativ umfangreich, und wenn man den Rezensionen glauben darf, bringt sie die Idee gut rüber. Im Moment habe ich keine Kraft, nach Räumen oder Institutionen zu suchen, die sie noch zeigen könnten, aber ich hoffe, dass sich mit der Zeit etwas ergibt. 

Was hat es mit dem Titel auf sich: I can almost hear the birds

2017 besuchte ich das Waldstück Blagowschtschina, den Ort mit den meisten Erschießungsplätzen und Gräbern. Es war ein wunderschöner warmer Sommertag. Ich stand mitten in einem Märchenwald, umgeben von Pflanzen und Vogelgezwitscher. Und wieder war ich erschüttert von der Diskrepanz zwischen der Schönheit der Umgebung, der Ruhe des Ortes und dem, was hier 1942/43 geschehen ist. Als ich dann das Reisetagebuch von Vienna Duff las, die in Maly Trostenez ihre damals 22-jährige Großtante Adele Steiner verloren hat, fiel mir sofort ein Satz ins Auge, weil er so genau wiedergab, was ich an diesem Ort gefühlt hatte: „I can almost hear the birds, feel the gentle sunshine and breeze and sense the presence of the tall, straight pine trees as I write these words.“ 

Welche ästhetischen Überlegungen leiteten Sie bei der Visualisierung?  

Vom Konzept her habe ich hier mit der Unsichtbarkeit gearbeitet, die sich aufdrängt, von welcher Seite auch immer man auf die Vernichtungsstätte Trostenez schaut. Angefangen bei den naturgegebenen Vorgängen – der Natur und der Zeit, der Transformation der europäischen Städte, in denen die Opfer vor der Deportation gelebt haben, bis hin zu den verdeckten Mechanismen der Spezialoperation der Nazis und der Manipulation des historischen Gedenkens an diesem Ort. 

Wir reagieren alle unterschiedlich stark auf fremdes Leid, das ist normal. Ich fühle mich zum Beispiel nicht bereit, nach Auschwitz zu fahren, um etwas zu begreifen oder zu erspüren. Das könnte eine traumatische Erfahrung sein. Bei diesem Projekt versuche ich, in der Sprache der Kunst über den Holocaust zu sprechen, ohne unmittelbar Bilder von Gewalt zu zeigen oder zu verwenden, sondern indem ich dem Zuschauer aus sicherer Distanz einen Raum für Reflexion und Anteilnahme anbiete. Anstatt zu rekonstruieren oder zu erklären, was in Maly Trostenez geschehen ist, versuche ich mich durch das Mittel der Dokumentarfotografie dem Geschehen anzunähern. Ich sammele visuelle Artefakte und Motive auf verschiedenen Ländern, Epochen, Institutionen und Archiven, die ich dem Publikum präsentiere. Damit möchte ich Fantasie und Einfühlungsvermögen anregen und eine neue Erfahrung ermöglichen. Ich gebe Hilfestellung und lade ein, einen eigenen Weg zu gehen bei dem Versuch, ins Dickicht von Blagowschtschina zu blicken. 

 

Nicht identifizierter Knochen. Gefunden in der Nähe einer künstlichen Aufschüttung im Wald von Blagowschtschina. Fotogramm, Minsk 2017 / © Foto Maxim Sarychau

 

Der Fluss Trostjanka, an dem das Dorf Maly Trostenez gelegen ist. Das Dorf wurde von den Nazis genutzt, um Lebensmittel zu produzieren und SS-Einheiten mit Essen zu versorgen. Es war auch ein militärischer Unterstützungspunkt, Minsk 2017 / © Foto Maxim Sarychau

 

Yael Kurzbauer im Wald von Blagowschtschina. Sie verlor ihre Urgroßmutter Sofie Tauber (47) und all deren Kinder: Ruth (14), Joseph (13), Erich (11) und Sonia (10), Minsk 2017 / © Foto Maxim Sarychau 

 

Foto vom Wald von Blagowschtschina, aufgenommen von der Staatlichen Sonderkommission, die die Vernichtungsstätte seit dem 14. Juli 1944 untersuchte (zwei Wochen nach der Befreiung von Belarus durch die Rote Armee). Markierungen und Beschriftungen wurden von der Kommission gemacht. Lettisches Nationalarchiv, Minsk 1944 / © Foto Maxim Sarychau

Legende zum Bild: Kreuzung 

1. Die Straße zum Erschießungsplatz  

2. Erschießungsplatz 

3. Die Stelle, an der das Auto mit den Gefangenen anhielt. 

4. Aufenthaltsorte der Strafeinheiten 

5. Die Stelle, wo Albert Saukitens jeden Morgen Stellung bezog. Saukitens war ein lettischer Kollaborateur, der an den Massenerschießungen beteiligt war.  

 

Aufgang zu Gleis 17 am Bahnhof Grunewald in Berlin, von wo aus Züge mit Menschen Richtung Osten abfuhren. Seit 1998 ist dies eine Gedenkstelle. Die Wahl fiel seinerzeit auf den abseits gelegenen Bahnhof am Stadtrand von Berlin, um die langen Schlangen mit Juden zu verbergen, die auf den Abtransport warteten, Berlin 2019 / © Foto Maxim Sarychau

 

Wald von Blagowschtschina, Minsk2017 / © Foto Maxim Sarychau

 

Eingang des Wohnhauses Wollzeile 9 in Wien, eine der so genannten „Sammelwohnungen”, in denen mehrere Familien gezwungen wurden, zusammen auf sehr engem Raum zu leben. Diese Wohnungen entstanden im Rahmen der Zwangsumsiedlung von Juden im Rahmen der antijüdischen Wohnungsgesetze in Wien. Als 1941 die Deportationen begannen, waren sie für viele Juden vor der Deportation oft die letzte offizielle Adresse. 
In diesem Haus wohnten mindestens elf Personen – deportiert und in Maly Trostinez umgebracht wurden: Johanna Kulka (52), Johanna Mahler (42), Elsa Friedmann (60), Emil Friedmann (59), Spitz Alice (40), Adolf Mahler (63), Wien 2021 / © Foto Maxim Sarychau 

 

Vienna Duff (57) verlor ihre Großtante mütterlicherseits Adele Steiner (22).   „Während ich diese Worte schreibe, höre ich beinahe die Vögel, fühle die sanfte Sonne und atme und spüre die Anwesenheit der hohen, geraden Kiefern.” Aus einem Tagebuch von Vienna während ihrer Gedenkfahrt nach Minsk 2017 / © Foto Maxim Sarychau

 

Hüftknochen. Gefunden in der Nähe einer künstlichen Böschung im Wald von Blagowschtschina. Fotogramm, Minsk 2017 / © Foto Maxim Sarychau

 

Mitglieder der Staatlichen Sonderkommission untersuchen eine Leiche auf dem Gebiet der Vernichtungsstätte. Archiv des Staatlichen Belarussischen Museums der Geschichte des Großen Vaterländischen Kriegs, Minsk 1944 / © Foto Maxim Sarychau

 

Die Anthropologin Olga Emeljantchik während ihrer Arbeit im Lagerraum der Akademie der Wissenschaften von Belarus beim Identifizieren menschlicher Überreste, gefunden in Maly Trostenez, Minsk 2018 / © Foto Maxim Sarychau

 

Wohnhaus Alser Str. 41, in dem Valerie Rören (57) vor dem 5. Oktober 1942 lebte, als sie nach Maly Trostenez deportiert und dort am 9. Oktober 1942 ermordet wurde, Wien 2020 / © Foto Maxim Sarychau

 

Susanne Scholl (71) verlor ihre Großeltern mütterlicherseits in Maly Trostenez: Rudolf Werner (59) und Emilie Werner (59), Wien 2021 / © Foto Maxim Sarychau 

 

Blumen und Steine, die die Gedenkstätte im Wald von Blagowschtschina bei der Eröffnung schmückten, Minsk 2018 / © Foto Maxim Sarychau

 

Überreste eines Hangars, in dem die Nazis ungefähr 6000 Menschen lebendig verbrannten, bevor sie aus Minsk abzogen. Archiv des Staatlichen Belarussischen Museums der Geschichte des Großen Vaterländischen Kriegs, Minsk 1944 / © Foto Maxim Sarychau

 

Bäume mit den Namen und Portraits europäischer Juden, die im Wald von Blagowschtschina getötet wurden, einem Ort der Massenermordungen in der Vernichtungsstätte von Maly Trostinez. Diese selbsterrichtete Gedenkstätte wurde von der österreichischen Initiative IM-MER im Jahr 2010 organisiert, Minsk 2017 / © Foto Maxim Sarychau

 

Femur (Oberschenkelknochen) eines menschlichen Erwachsenen. Gefunden im Wald von Blagowschtschina. Fotogramm, Minsk 2017 / © Foto Maxim Sarychau

 

Wohnung am Petersplatz 9 in Wien, eine weitere der so genannten „Sammelwohnungen”, wo mehrere jüdische Familien gezwungen wurden, auf sehr engem Raum zusammenzuleben. In diesem Haus wohnten mindestens 14 Menschen – deportiert und in Maly Trostinez umgebracht wurden: Johanna Blumenfeld (49), Käthe Trepler (38), Helene Weiss (49), Wien 2021 / © Foto Maxim Sarychau 

 

Ein Lichtstrahl aus der Eingangstür des Wohnhauses in der Wollzeile 9 in Wien, einer „Sammelwohnung”. In diesem Haus wohnten mindestens 14 Menschen – deportiert und in Maly Trostinez umgebracht wurden: Johanna Kulka (52), Johanna Mahler (42), Elsa Friedmann (60), Emil Friedmann (59), Spitz Alice (40), Adolf Mahler (63), Wien 2021 / © Foto Maxim Sarychau 

 

Fotografie: Maxim Sarychau 
Bildredaktion: Andy Heller 
Interview: Ingo Petz 
Veröffentlicht am 27.01.2025 

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Maly Trostenez

„Zweimal wöchentlich trafen die Züge aus dem Reich ein, aus Polen1, der Tschechoslowakei, Österreich [...]: dienstags und freitags, und zwar – um kein Aufsehen zu erregen – stets in der Früh zwischen vier und fünf Uhr.“ Das schrieb Paul Kohl in den 1980er Jahren über Maly Trostenez, der größten Vernichtungsstätte der Nationalsozialisten, die es in den besetzten Gebieten der Sowjetunion gegeben hat. Kohl war einer der ersten westdeutschen Journalisten, der Jahrzehnte später nach Belarus fuhr – um die Überlebenden zu befragen und darüber zu berichten. Bis zum Ende des Kalten Krieges blieb dieser Schreckensort dennoch eine Leerstelle, in der Sowjetunion und noch mehr in Westeuropa. 

Maly Trostenez (belarus. Maly Traszjanez) ist eigentlich der Name eines Dorfes etwa 15 Kilometer südöstlich von Minsk, bezeichnet aber im historischen Kontext drei Tatorte nationalsozialistischen Mordens in der Umgebung der belarusischen Hauptstadt. Zehntausende Menschen wurden in Maly Trostenez erschossen oder in Gaswagen erstickt. Systematisch ermordet wurden Jüdinnen und Juden aus dem Minsker Ghetto sowie aus Mitteleuropa, jene Deportierten, die in den Zügen eintrafen, an die Paul Kohls Zeilen erinnern. Wie überall sonst in Osteuropa – sieht man von den Vernichtungslagern, die es im besetzten Polen gab, ab – dominierten hier die massenhaften Erschießungen: die Shoah als „Holocaust by Bullets“. Weitere Massaker wurden in Maly Trostenez an zivilen Geiseln, Insassinnen und Insassen der Minsker Gefängnisse, darunter Untergrundkämpfer, Partisanen- und Widerstandsverdächtige, und an erkrankten Häftlingen verübt.   
Seit einigen Jahren nimmt Maly Trostenez Charakterzüge eines gesamteuropäischen Gedenkorts an, wenngleich dieser Prozess noch nicht allen Opfergruppen gerecht wird.

Schon wenige Tage nach dem Einmarsch der Wehrmacht im Juli 1941 in Minsk entstanden erste Lager und Haftstätten in der Stadt, darunter das Minsker Ghetto für rund 80.000 belarusische Jüdinnen und Juden.2 Der Massenmord an der jüdischen Bevölkerung begann kurz darauf an verschiedenen Orten in der Umgebung, so auch im Minsker Vorort Tutschinka (belarus. Tutschynka). Ab Mai 1942 nutzten die deutschen Besatzer dann eine schwer einsehbare Lichtung in dem Waldstück Blagowschtschina (belarus. Blahauschtschyna). Der Wald befand sich ganz in der Nähe des Dorfes Maly Trostenez unweit von Minsk; der sandige Boden dort galt der SS als geeignet für das Anlegen von Massengräbern. 

Diese abgelegene Mordstätte, die schließlich bis November 1943 zu einem zentralen Erschießungsort wurde, entstand in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Beginn der Deportationen von Jüdinnen und Juden aus Mitteleuropa nach Minsk. Erst transportierten die Deutschen ihre Opfer von dort aus mit Lastwagen nach Maly Trostenez, um sie nach Ankunft im Wald von Blagowschtschina zu töten.3 Dann wurde ein stillgelegtes Bahngleis in der Nähe ausgebaut und die Deportationszüge rollten unmittelbar zum Vernichtungsort. Maly Trostenez wurde zur größten NS-Vernichtungsstätte auf sowjetischem Boden, und damit zu einem zentralen Tatort der sogenannten „Endlösung der europäischen Judenfrage“. 

Die Eskalation des Mordens in Minsk 

Schon im November 1941 waren die ersten rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Deutschen Reich“ ins Minsker Ghetto gebracht worden. Damit eskalierte die organisierte Gewalt und der systematische Mord an den belarusischen Jüdinnen und Juden in dem abgeriegelten Stadtviertel: Um in den Häusern des Ghettos, die – wie die ganze Stadt – kriegszerstört waren, Platz für die Deportierten zu schaffen, ermordeten Polizeieinheiten mehr als 11.500 Ghetto-Insassen, darunter Frauen, Kinder und Greise. Zwischen dem 7. und dem 20. November wurden sie nach Tutschinka verschleppt und getötet.4 Diese Morde gehörten zu den größten Vernichtungsaktionen im Jahr 1941 im von Deutschen besetzten Belarus und markierten den Übergang zur Ermordung aller Juden im größten belarusischen Ghetto. 

Der deutsche Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion eröffnete dem „Dritten Reich“ die Möglichkeit, die physische Vernichtung der europäischen Juden in den Osten des Kontinents zu verlagern, erst in die Ghettos von Litzmannstadt, Riga oder Minsk, dann in die Vernichtungslager, die auf dem besetzten Gebiet in Polen errichtet wurden. Minsk entwickelte sich dabei zu einer Endstation in Richtung Osten, nachdem im Winter 1941/42 der „Blitzkrieg“ an der Ostfront gescheitert war. Kurz nach der Wannsee-Konferenz 1942 besuchten die Holocaust-Planer Adolf Eichmann, Heinrich Himmler und Reinhard Heydrich Minsk und ebneten den Weg für die weiteren Deportationen von Jüdinnen und Juden aus Mitteleuropa in das „Reichskommissariat Ostland“ – womit das systematische Morden am Vernichtungsort Maly Trostenez begann. 

Eines der neuen Mahnmale, die  seit 2010 geschaffen wurden – Pforte der Erinnerung, eingeweiht am 22. Juni 2015, am Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion / Foto © Aschroet / Public Domain

Zwangsarbeit am Vernichtungsort

Im Wald von Blagowschtschina töteten die Deutschen und ihre Helfershelfer belarusische Jüdinnen und Juden aus dem Minsker Ghetto sowie die Deportierten aus Mitteleuropa durch Massenerschießungen – oder im „Gaswagen“: Dabei handelte es sich um umgebaute Lkw, in die bis zu 60 Menschen gepfercht wurden, um sie dann durch das Einleiten von Auspuffgasen zu ersticken5. Nach den Novemberdeportationen trafen 16 weitere Züge ein, darunter Sammeltransporte aus Wien, Theresienstadt, Köln sowie Berlin beziehungsweise Königsberg6. Auch Minsker Gefängnisinsassen beziehungsweise zivile Geiseln wurden auf diese Weise im Wald von Blagowschtschina ermordet. 

Der gesamte Trostenez-Komplex lag in der Hand des „Kommandeurs der Sicherheitspolizei“ (KdS) in Minsk, der zentralen Dienststelle der deutschen Besatzungsherrschaft im besetzten Belarus. Sie war dem „Reichssicherheitshauptamt“ (RSHA) in Berlin unterstellt. Um die eigenen Leute mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu versorgen, errichtete der KdS auf dem nahegelegenen Gelände einer ehemaligen Kolchose parallel zu den Mordaktionen ein Zwangsarbeitslager. Ihre Arbeitskräfte rekrutierten die Deutschen vor allem aus den Reihen der eintreffenden mitteleuropäischen Juden. Facharbeiter wie Schlosser, Tischler und Schmied mussten in den Werkstätten arbeiten. Wer krank wurde, fiel bei regelmäßigen Inspektionen der Selektion zum Opfer und wurde ermordet. Die Zahl der Menschen, die in dem Lager interniert waren, lag zeitweise bei bis zu 900. Volksdeutsche, lettische und ukrainische Hilfstruppen bewachten das Lager.7

Insassen hatten im Zwangsarbeitslager auch die Aufgabe, persönliche Gegenstände der Ermordeten von Blagowschtschina zu sortieren und zu verwalten.8 Sie mussten nach Wertsachen in den Koffern der Deportierten suchen, denen vorgetäuscht worden war, es handle sich um eine „Umsiedlung nach Osten“. Die Opfer brachten jeder bis zu 50 Kilogramm Gepäck zu ihrer eigenen Hinrichtung mit.9 

 

Teil des Gedenkortes an den ehemaligen Erschießungsstätten der Gedenkanlage Blagowschtschina: Nachgeformte Umrisse der früheren Massengräber / Foto  © Homoatrox – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

Das Sonderkommando 1005-Mitte 

Als im Herbst 1943 die letzten noch im Minsker Ghetto verbliebenen Jüdinnen und Juden, mehrere Tausend Menschen, getötet wurden, befand sich die Rote Armee bereits auf dem Vormarsch und die Täter fürchteten eine Entdeckung ihrer Verbrechen. Das Sonderkommando 1005, das in den gesamten besetzten Gebieten systematisch die Spuren der Massenmorde verwischen sollte, traf daher bald vor Ort ein: Die größten Massengräber wurden geöffnet und Zwangsarbeiter mussten die verwesenden Leichen mit Eisenhaken bergen, auf Scheiterhaufen stapeln und verbrennen. Die Asche wurde auf der Suche nach Zahngold gesiebt und dann weitläufig im Boden verteilt.10 Die zu dieser furchtbaren Arbeit eingesetzten Gefangenen wurden im Anschluss ebenfalls ermordet. 

So unternahmen die Täter von Maly Trostenez alles, um die Spuren der Massenmorde zu vertuschen, das hieß auch, die sterblichen Überreste der Opfer zu vernichten. Daher kennen wir bis heute nur wenige Namen und es gibt nur ungenaue Angaben über die Zahl der Opfer. Im Sommer 1944 untersuchte eine sowjetische Kommission den Tatort und schätzte, dass etwa 206.500 Menschen in Maly Trostenez ermordet worden seien. Bis heute lassen sich auf Grundlage der Täterakten rund 60.000 Morde rekonstruieren.11

Das Morden in Maly Trostenez setzten die Deutschen noch bis 1944 fort: Mit Hilfe von Kollaborateuren – lettische, ukrainische, später auch belarusische Hilfskräfte – wurden tausende, womöglich gar zehntausende Männer und Frauen aus Minsker Haftanstalten erschossen oder in Gaswagen erstickt, darunter Untergrundkämpfer, Partisanen-, Widerstandsverdächtige und einfach erkrankte Häftlinge. Während in Blagowschtschina die Exhumierungen liefen, wurden die Leichen der weiteren Opfer unweit des Zwangsarbeitslagers im Waldstück Schaschkowka (belarus. Schaschkouka) direkt verbrannt. Der KdS hatte dort eine provisorische Verbrennungsgrube ausheben lassen, die als Ersatz für Blagowschtschina diente. Das Verbrennen sollte neue Massengräber – und damit neue Spuren – vermeiden. 

Noch kurz vor Eintreffen der Roten Armee wurden die letzten großen Massaker von Maly Trostenez verübt, als innerhalb von zwei Tagen, am 29. und 30. Juni 1944, mehr als 100 verbliebene Lager- sowie einige Tausend Gefängnisinsassen aus Minsk in einer Scheune auf dem Lagergelände erschossen und verbrannt wurden. Als die Rote Armee das Lager befreite, fand sie nur noch Überreste der Verbrannten, Trümmer des Lagers, die geöffneten Massengräber von Blagowschtschina und Asche in der Grube von Schaschkowka.

Paul Kohl: „Auschwitz von Belorußland“

Bis in die 1990er Jahre gab es bei Maly Trostenez drei Mahnmale aus den 1960er Jahren: in Schaschkowka sowie in den Dörfern Maly und Bolschoi Trostenez (belarus. Wjaliki Traszjanez).12 Gesichertes Wissen aber über den Massenmord vor den Toren von Minsk war kaum vorhanden. Erst spät ließ die Auseinandersetzung mit Maly Trostenez durch Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit die Erkenntnis wachsen, dass die bisherige Erinnerung an die Opfer der hier verübten NS-Verbrechen nicht gerecht wurde. 

Aufschrift auf dem Mahnmal in Bolschoi Trostenez aus den 1960er Jahren: „Hier, in der Nähe des Dorfes Trostenez folterten, erschossen und verbrannten die deutsch- faschistischen Eroberer von 1941 bis 1944 201.500 Menschen: Zivilisten, Partisanen und sowjetische Kriegsgefangene.“ / Foto © Aliaksandr Dalhouski

Im Waldstück von Blagowschtschina gab es lange Zeit keinen einzigen Hinweis auf den eigentlichen Tatort. Maly Trostenez, das der Journalist Paul Kohl in seiner Reportage für ein deutschsprachiges Publikum als „Auschwitz von Belorußland“ bezeichnete, lag im Schatten einer sowjetischen Gedenkkultur und -politik, die auf Heldenerzählungen ausgerichtet war. Wie sehr Maly Trostenez von untergeordneter Bedeutung war, unterstreicht auch die Tatsache, dass  die Minsker Stadtverwaltung bei Blagowschtschina bereits im Jahr 1958 eine städtische Mülldeponie anlegen ließ.

Die Gedenkkultur konzentrierte sich zugleich auf den Großen Vaterländischen Krieg, das Heldentum der Rotarmisten und der NS-Widerstandskämpfer. Gedenkzeremonien fanden daher vornehmlich auf dem Ruhmeshügel bei Minsk oder auf dem Siegesplatz in der Stadt statt. Seit 1969 diente zudem die Gedenkstätte Chatyn der Erinnerung an belarusische Zivilisten, die bei der deutschen „Bandenbekämpfung“ ermordet worden waren. Jüdische Opfer blieben dabei unsichtbar und wurden unter den Begriff „friedliche Sowjetbürger“ subsumiert. Der Holocaust blieb ausgespart. 

Der „Wald der Namen“ – Die „Pforte der Erinnerung“ – Der „Weg des Todes“

Seit den 1990er Jahren hat sich das Gedenken gewandelt: Das Erinnern an die jüdischen Opfer ist inzwischen ein wichtiges Thema geworden und ganz unterschiedliche Initiativen stehen für eine vielfältigere Erinnerungskultur. Dabei bringen sich nicht zuletzt Akteure aus Österreich ein, denn der Wald von Blagowschtschina zählt zusammen mit Auschwitz-Birkenau zu den Orten, an denen die meisten österreichischen Jüdinnen und Juden ermordet wurden; rund 10.000 von ihnen fanden in Maly Trostenez den Tod. 

Die Wiener Bürgerinitiative IM-MER13 pflegt bereits seit dem Jahr 2010 ein Gedenken, bei dem die Namen der Opfer auf Blättern gedruckt und im Wald von Blagowschtschina angebracht werden. Einen Gedenkstein mit knapp eintausend eingravierten Vornamen – das „Massiv der Namen“ – hat die österreichische Regierung im Jahr 2018 errichten lassen. Auch die belarusische Zivilgesellschaft ist zu einem wichtigen Motor für eine breiter gefächerte Gedenkkultur geworden: Nachdem Anfang der 1990er Jahre ein reger Diskurs zu den Nazi-Gräueln eingesetzt hatte, sammelte eine Initiative unter Vorsitz eines belarusischen Abgeordneten mit Wahlkreis bei Maly Trostenez Dokumente und Materialien. Als erstes Zeichen eines neuen Erinnerns wurde in Blagowschtschina im Jahr 2002 ein Gedenkstein eingeweiht, auf dem die Toten des Minsker Ghettos sowie die deportierten Juden zum ersten Mal als Opfer explizit mitgenannt wurden.

Blumengestecke am Gedenkstein von Blagowschtschina, der im Jahr 2002 auf Initiative belarusischer Bürger aufgestellt worden war / Foto © Aliaksandr Dalhouski
Seit die belarusische Staatsführung Anfang der 2010er Jahre die Weichen für eine groß angelegte Umgestaltung des Gedenk- und Erinnerungsortes gestellt hat, sind weitere Gedenkanlagen geschaffen worden: Die „Pforte der Erinnerung“ auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeitslagers, der staatliche Gedenkfriedhof Blagowschtschina und der „Weg des Todes“ des Architekten Leonid Lewin, der den Weg der Opfer zur Mordstätte im Wald nachzeichnet. Zahlreiche Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft kamen zur Einweihung nach Minsk, auch aus Deutschland, Österreich, Polen und Tschechien. Frank-Walter Steinmeier reiste als erster deutscher Bundespräsident überhaupt nach Belarus, um an dieser Gedenkzeremonie teilzunehmen.

Wer waren die belarusischen Opfer? 

Obschon die geplante Gedenkanlage an der einstigen Mordgrube von Schaschkowka noch nicht gebaut ist, zeigt sich bereits, dass die sich abzeichnende Transformation hin zu einem gesamteuropäischen Erinnerungsort mit dem Gedenken aus der Sowjetzeit überformt bleibt: Der Begriff Holocaust auf den Informationstafeln vor Ort fehlt weiterhin, und noch immer werden Jüdinnen und Juden in der weiten Kategorie der „friedlichen Bürger“ unsichtbar gemacht. Ein kritisch-reflektierendes Gesamtkonzept, das auch die Aufarbeitung dieser sich überlagernden Schichten der Erinnerung, der Deutung und der Überformung sowohl der Tat-, als auch der Gedenkorte umfasst, steht noch aus. Ebenso eine Antwort darauf, wie sich neue Hierarchien der Sichtbarkeit zwischen den namentlich benannten jüdischen Opfern aus Mitteleuropa einerseits und den unbekannten jüdischen, wie auch nicht-jüdischen Opfern aus Belarus andererseits im Gedenken vermeiden lassen. 

 

Zum Weiterlesen
Kohl, Paul (1990): „Ich wundere mich, dass ich noch lebe“, Gütersloh
Kohl, Paul (2003): Das Vernichtungslager Trostenez: Augenzeugenberichte und Dokumente, IBB Dortmund
IBB Dortmund/IBB Minsk/Stiftung Denkmal fur die ermordeten Juden Europas (Hrsg.): Vernichtungsort Malyj Trostenez: Geschichte und Erinnerung, Ausstellungskatalog, Berlin 2016
Schölnberger, Pia (Hrsg., 2020): Das Massiv der Namen: Ein Denkmal für die österreichischen Opfer der Shoa in Maly Trostinec, Wien
Angrick, Andrei (2018): „Aktion 1005“ – Spurenbeseitigung von NS-Massenverbrechen 1942-1945: Eine „geheime Reichssache“ im Spannungsfeld von Kriegswende und Propaganda, Göttingen
Rentrop, Petra (2011): Tatorte der „Endlösung“, Berlin
Gerlach, Christian (1999): Kalkulierte Morde, Hamburg  
Die Seiten der digitalisierten Ausstellung "Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung" einer belarusisch-deutschen Historiker-Kooperation. In dem seit 2014 laufenden Projekt arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Belarus, Deutschland, Österreich und Tschechien gemeinsam die Geschichte des Vernichtungsortes auf. (bisher auf Belarusisch, in Kürze auch auf Englisch)

 

 


ANMERKUNG DER REDAKTION:

Weißrussland oder Belarus? Belarussisch oder belarusisch? Die Belarus oder das Belarus? Nicht ganz leicht zu beantworten. Da es im Deutschen keine einheitlich kodifizierten Schreibweisen für diese Bezeichnungen und deren Adjektive gibt, überlassen wir es den Autorinnen und Autoren der Gnosen, welche Schreibweise sie verwenden. Die Schreibweise in redaktionellen Inhalten (wie Titel und Erklärtexte) wird von der dekoder-Redaktion verantwortet.


1.Gemeint sind bei Paul Kohl die Züge aus dem „Deutschen Reich“, aus Deutschland, Österreich und dem Protektorat Böhmen und Mähren. 
2.Das Minsker Ghetto wurde am 19. Juli 1941 durch die deutsche Militärverwaltung eingerichtet und im September 1941 der Zivilverwaltung unterstellt. Daneben wurde zeitgleich das Stammlager für sowjetische Kriegsgefangene (Stalag) 352 von der deutschen Wehrmacht angelegt  und über die gesamte Besatzungszeit verwaltet. 
3.Gerlach, Christian (1999): Kalkulierte Morde, Hamburg, S. 694 
4.vgl. Gerlach, S. 625 
5.ebd. 
6.Rentrop, Petra (2009): Maly Trostenez, in: Benz, Wolfgang/ Distel, Barbara (Hrsg.): Der Ort des Terrors: Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 9, München, S. 573 - 587 
7.Rentrop, Petra (2011): Tatorte der „Endlösung“, Berlin, S. 219 
8.vgl. Rentrop (2009): Maly Trostinez, S. 580 
9.Kohl, Paul (1990): „Ich wundere mich, dass ich noch lebe“, Gütersloh 
10.vgl. Angrick, Andrei (2018): „Aktion 1005“ – Spurenbeseitigung von NS-Massenverbrechen 1942-1945: Eine „geheime Reichssache“ im Spannungsfeld von Kriegswende und Propaganda, Göttingen 2018, Bd. 1, S. 563-582 
11.vgl. Gerlach, S. 770; vgl. Rentrop (2011): Tatorte der „Endlösung“, S. 227 
12.Mit der Vernichtungsstätte hatte dieser Ort nichts zu tun, doch war er für Besucherinnen und Besucher besser zu erreichen und so wurde hier ein Obelisk als Mahnmal errichtet, was gerade für Unkundige in Bezug auf die tatsächlichen Ereignisse irreführend war. 
13.IM-MER. Initiative Malvine – Maly Trostinec erinnern 
14.Cumaraǔ, Jaǔhen (1995): Zvarot da hramadzjan, Vjarchoǔnaha Saveta, urada, hramadskich arganizacyj [Aufruf an Bürger, den Obersten Sowjet, die Regierung und zivilgesellschaftliche Organisationen], in: ders.: Peršy mikrafon [Mikrofon eins]. Minsk: GMF „Trascjanec“ 1995, S. 3–4 

 

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Gnose Belarus

Die Brester Festung

Mit dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 begann auch die Schlacht um die Brester Festung. Der Widerstand der Besatzung ist in Russland und Belarus bis heute legendär und zentraler Bestandteil der Erinnerung an den „Großen Vaterländischen Krieg”. Doch es ist komplizierter. Christian Ganzers Text über selektive Erinnerung und verzerrte Fakten ist die meistgelesene Gnose im Belarus-dekoder 2021.

Gnose Belarus

Jüdisches Leben in Belarus bis 1917

Auf den Gebieten der heutigen Republik Belarus lebte früher ein großer Teil der weltweiten jüdischen Diaspora, zahlreiche Städte waren jüdisch geprägt. Dennoch zählt das jüdische Erbe zu den weniger beleuchteten Aspekten der belarussischen Geschichte. Eine Gnose von Anke Hilbrenner. 

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Ein kurzer Augenblick von Normalität und kindlicher Leichtigkeit im Alltag eines ukrainischen Soldaten nahe der Front im Gebiet , © Mykhaylo Palinchak (All rights reserved)