Wieso eigentlich Gnose? Was soll das heißen? Wieso benutzt ihr so ein seltsames Wort?
Zugegeben, „Gnose“ war zu Anfang einfach interner dekoder-Slang. Bei uns gibt es ja zwei Typen von Inhalten: übersetzte russische Medienartikel (die wir sinnvollerweise einfach „Artikel“ nennen) und wissenschaftliche Erklärungstexte von Forschern aus Universitätsinstituten. Wie soll man die nennen, im alltäglichen Redaktionsbetrieb, um nicht durcheinanderzukommen? „Wissenschaftliche Hintergrundtexte“? „Erklärstücke“? „Kontextinformationen“? Alles sperrig und nicht wirklich gut, vor allem, wenn das journalistische Pendant einen so griffigen und kurzen Namen hat.
Also musste etwas anderes her, und das ist eben das Wort Gnose. Wie Dia-gnose, wie Pro-gnose, nur ohne Vorsilbe. Das Wort passt perfekt, es kommt von griechisch gnosis, Erkenntnis, und das ist ja, was diese Texte liefern sollen: Einsicht in ein spezifisches Thema, wissenschaftlich fundiert, knapp und gut lesbar.
Der Ausdruck hat sich bei uns in kürzester Zeit eingebürgert. Wir haben eine Gnosenredaktion (Jan Matti und Leonid), wir reden von „Gnosisten“ (die Autoren der Gnosen – Standardfrage: „Haben wir einen Gnosisten für Thema XY?”), Artikel gehen erst online, wenn sie vollständig vergnost sind, und demnächst werden wir die Gnosennavigation auf dem Site verbessern (ja, hier ist ein update geplant, um die Gnosen besser zugänglich zu machen!).
Uns selbst fällt schon überhaupt nicht mehr auf, dass das Wort irgendwie ungewöhnlich sein könnte. Also benutzen wir es auch nach außen hin. Es existiert ja sonst auch tatsächlich kein besonders passender Name für diese Textform (an der wir gemeinsam mit den Gnosisten immer weiter arbeiten, damit sie noch gnosiger wird: inhaltlich vielfältiger, anschaulicher, „aromatischer“ ...).
Nun gibt es Leute, die nicht gern gn sprechen am Wortbeginn. Man kann das auch verstehen, die Anlautung erfordert Gaumendruck. Außerdem ist gn in unserem phonologischen Ökosystem recht selten. Doch gerade deshalb möchten wir euch bitten, wohlwollend mit ihm umzugehen. Wie mit einem bedrängten Tier der Savanne – sagen wir: einer südafrikanischen Kuhantilope. Der knappe Bestand an gn ist unbedingt schützenswert. Also: Gnade dem Gnu! (und dem gnatzigen Gnom aus dem Gneis, denn auch der hats nicht leicht). (Und den Gnosen natürlich auch.)
Damit auch für heute gnug …
Ihr Martin Krohs
Herausgeber