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Editorial: Lesen, Wischen, Recherchieren

Quelle dekoder

Liebe dekoder-Leserinnen und -Leser,

normalerweise melden sich an dieser Stelle die redaktionellen Macher von dekoder zu Wort – für das heutige Editorial wurden wir gebeten, einige Zeilen beizusteuern – was wir sehr gerne tun!

Wir sind das Palasthotel, Gesellschaft für digitale Pracht mbH. Wir sind die technischen Macher, die dem dekoder-Team beim Aufbau der Seite geholfen haben. Vor allem bei der Programmierung und Realisation der Seite mit dem Content-Management-System Drupal, aber auch konzeptionell und gestalterisch, um die von Herausgeber Martin Krohs im Artikel Unser Geist so wunderbar beschriebene Idee von Assoziationen, Querverweisen und mehrdirektionalen Diagonalen im Internet in eine reale und responsive, also auch mobil vollständig benutzbare Webseite zu verwandeln.

Für die kombinierte Darstellung der zentralen Artikel und ihrer weiterführenden Begriffserklärungen (Gnosen) entwickelten wir ein Design, das sich an die Bedienung alter Mikrofiche-Lesegeräte anlehnt, bei denen der Benutzer den Mikrofilm unter dem Objektiv hin- und herschiebt. Auf dekoder.org verschiebt der Leser die Spalten Medien und Gnosen und kann bequem zwischen Inhalten wechseln. Um dieses ungewöhnliche Design zu realisieren, haben wir das ein klein wenig unflexible Drupal nicht nur mit unserer OpenSource-Eigenentwicklung Grid ausgestattet, mit dem Redaktionen möglichst komfortabel Landingpages mit statischen sowie dynamischen Inhalten bestücken können. Sondern wir haben mittels jQuery und Ajax auch dafür gesorgt, dass die beiden Inhaltsbereiche (links Medien, rechts Gnosen) animiert hin und her verschoben werden können. Javascript sorgt dann für das asynchrone Nachladen von Inhalten sowie entsprechende Animationen.

Damit sich die dekoder-Redaktion hinter dem Vorhang, also im Innern des Redaktionssystems, im täglich größer werdenden Meer aus verknüpften Artikeln und Gnosen trotzdem möglichst gezielt und genau bewegen kann, zeigt ein sich permanent selbst aktualisierendes Modul alle bereits bestehenden Verweise zwischen verschiedenen Inhalten an. Dabei werden Querverbindungen nicht nur manuell, sondern auch vollautomatisiert hergestellt: Ein von uns gebauter Autolinker durchsucht die Texte in Echtzeit auf Schlagwörter aus Gnosen-Titeln und verlinkt sie entsprechend. Ungewollte Autoverlinkungen können dabei natürlich auch ausgeschlossen werden – um zu vermeiden, dass Sie als Leser etwa im Wort SchaFSBock einen Link auf den russischen Inlandsgeheimdienst FSB angeboten bekommen. Die Redaktion kann sich also meist auf das reine Erstellen neuer Inhalte konzentrieren, um das hypertextuale Netz immer noch dichter und größer aufzuspannen.

Wir wünschen viel Vergnügen beim Lesen, Wischen, Recherchieren, Assoziieren – und sich einfach mal Verlieren!

Sascha Hagemann
Palasthotel, Gesellschaft für digitale Pracht mbH 

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Samogon

Als Samogon bezeichnet man einen in häuslicher Eigenproduktion und für den Eigenbedarf hergestellten Schnaps. Grundlage bildet eine Maische, die in der Regel aus Kartoffeln, Früchten, Zucker oder Getreideprodukten besteht und in selbstgebauten Anlagen destilliert wird. Vor allem in den Übergangsphasen vom Zarenreich zur Sowjetunion und später während der Perestroika war der Samogon, der inzwischen fest zur russischen Alltagskultur zählt, weit verbreitet.

Herstellung von Samogon. Foto © Yuriy75 unter CC BY-SA 3.0Der Begriff Samogon für eine unter häuslichen Bedingungen und für den eigenen Bedarf hergestellten Spirituose entstand Anfang des 20. Jahrhunderts. Ursächlich für die weite Verbreitung der Schwarzbrennerei war das sogenannte suchoi sakon (wörtlich: trockenes Gesetz): Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs erließ Zar Nikolaus II. 1914 einen Ukas, der die Herstellung und den Verkauf aller Sorten alkoholischer Produkte im Zarenreich verbot. In der Folge begannen immer mehr Menschen, selbst Schnaps zu brennen - auf Russisch sam gonju, woher sich auch der Begriff Samogon ableitet.

Die Bolschewiki schafften das suchoi sakon zunächst nicht ab. Als die Schwarzbrennerei jedoch immer größeren Umfang annahm, sahen sie sich 1923 letztlich doch gezwungen, die gewerbliche Produktion und den offiziellen Verkauf von Alkohol wieder zu gestatten. Gleichzeitig wurde dafür ein striktes Verbot zur Herstellung von Samogon eingeführt, das bis zum Ende der Sowjetunion Bestand hatte. Es konnte allerdings nicht konsequent durchgesetzt werden: So führte zum Beispiel die bekannte Anti-Alkoholkampagne unter Michail Gorbatschow von 1985 bis 1991 zum erneuten Aufblühen der Schwarzbrennerei, wobei der auf dem Schwarzmarkt erhältliche Samogon von minderer Qualität war und oft Gesundheitsprobleme hervorrief.

Bis heute bleibt die heimische Eigenherstellung von Samogon eine weitverbreitete Praxis. In der gegenwärtigen Gesetzgebung der Russischen Föderation gibt es kein Verbot der Herstellung von Samogon, wenn auch entsprechende Intitiativen mehrmals in der Duma vorgeschlagen wurden, zuletzt Anfang Juli 2015.1


1.Lenta.ru: „Wodka pachnet ukolom w sadnizu“. Potschemu w Rossii ne stoit sapreschtschat proiswodstwo samogona
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Walenki

Walenki sind nahtlose, in einem Stück gefertigte Filzstiefel aus Schafswolle. Sie halten auch bei großer Kälte warm und gelten deshalb als ideales Winterschuhwerk für die trockenen russischen Winter. Walenki werden als ein Symbol traditioneller russischer Kultur betrachtet, heute aber in erster Linie mit dem Landleben assoziiert.

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UAZ (Uljanowsker Automobilfabrik)

Die Uljanowsker Automobilfabrik (Uljanowski Awtomobilny Zawod/ UAZ) ist ein Hersteller verschiedener geländegängiger Fahrzeugtypen mit Sitz in Uljanowsk an der mittleren Wolga. Abgeleitet von der Bezeichnung des Unternehmens werden die Fahrzeuge umgangssprachlich als UAZik bezeichnet. Einige von ihnen besitzen in Russland einen regelrechten Kultstatus.

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Im Reich der Tiere (TV-Sendung)

Im Reich der Tiere ist eine seit 1968 existierende Fernsehsendung, die sich der Erforschung der Tierwelt und der Tierkunde widmet. Von der bereits in der Sowjetunion sehr populären Sendung, die bis heute läuft, wurden bislang mehr als 1.300 Folgen ausgestrahlt.

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Park des Sieges

Der Park des Sieges ist eine Gedenkstätte im Westen Moskaus. Auf dem weiträumigen Gelände befinden sich zahlreiche Statuen und Denkmäler, ein Museum sowie weitere Sehenswürdigkeiten, die an den Großen Vaterländischen Krieg erinnern. Die Parkalage hat sich nicht nur zu einem zentralen Gedächtnisort für die Feierlichkeiten am 9. Mai entwickelt, sondern ist auch als Touristenattraktion und Erholungspark bei den Moskauern sehr beliebt.

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Ein kurzer Augenblick von Normalität und kindlicher Leichtigkeit im Alltag eines ukrainischen Soldaten nahe der Front im Gebiet , © Mykhaylo Palinchak (All rights reserved)