Doping-Sperre für russische Sportler bei den Paralympics: Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat alle russischen Sportler von der Teilnahme an den Paralympics ausgeschlossen. Damit hat der CAS die Entscheidung des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) bestätigt. Dies hatte die Sperre mit den Untersuchungen der Welt-Antidoping-Agentur WADA begründet, die im sogenannten McLaren-Report systematisches Staatsdoping in Russland nachweist.
Anders als bei Olympia, wo das IOC einzelne russische Sportler zuließ, werden somit bei den Paralympics keine russischen Athleten antreten.
Da waren russische Sportler noch dabei – Paralympische Winterspiele in Sotschi 2014 / Foto © kremlin.ru
Rossijskaja Gaseta: Die Falschen bestraft
In der Regierungszeitung Rossijskaja Gaseta kritisiert Ilja Triswjatski den Bann der russischen Sportler von den Paralympics – und sieht dahinter keine sportliche, sondern eine politische Entscheidung:
Plus: Sportlern mit sowieso eingeschränkten Möglichkeiten wird das Recht abgesprochen, bei den Paralympics anzutreten – einzig auf Grundlage der im McLaren-Report zusammengetragenen Fakten, die nie juristisch bestätigt wurden. [...]
Die, die zur Attacke auf das sportliche Russland bliesen, haben so ihr Ziel erreicht. Da sie unser Land nicht von Olympia verbannen konnten, lassen sie das jetzt an denjenigen Leuten aus, die sich durch eigene Anstrengung, über lange Wege und durch das Aufbieten unglaublicher Kräfte einen Lebenstraum erfüllen wollten. Der wird ihnen zerstört aus einer Laune von Funktionären heraus, die Politik über die sportliche und menschliche Ehre stellen.
Те, кто предпринял атаку на спортивную Россию, все-таки добились своего. Не сумев лишить нашу страну Олимпиады, они отыгрались на людях, которые своим трудом, долгой дорогой боли и невероятных усилий шли к мечте всей жизни и были лишены ее по прихоти чиновников, которым политика оказалась дороже спортивной и человеческой чести.
Echo Moskwy: Schaltet euren Verstand ein!
Nikolaj Jaremenko, Chefredakteur des Sport-Hörfunksenders komanda.com, findet auf seinem Blog auf Echo Moskwy, es wurde nun genug gejammert – nicht alles sollte immer nur unter dem Aspekt der Politik betrachtet werden:
Aber Olympia ist nun schon vorbei. Russen haben daran teilgenommen. Und das war eine gemeinsame Entscheidung Russlands und des IOCs. Und eine derartige Entscheidung verlangt nach einem Kompromiss, nach einem Handel. Und bei diesen Verhandlungen mussten irgendwelche Opfer gebracht werden. Unter den Opfern sehe ich außer den Paralympioniken niemanden. Daraus folgt, die Paralympioniken wurden verraten. Russland hat sie verraten.
Deswegen möchte ich nicht in den Chor derer miteinstimmen, die jetzt einen neuen Kampfgesang anstimmen und erneut ausrufen: „Fass!“.
Täuscht euch nicht. Schaltet euren Verstand ein.
Но Олимпиада уже прошла. Россияне выступили. И это было совместное – МОК и России – решение. А любое подобное решение предполагает компромисс, торговлю. И вот на этих торгах надо было чем-то жертвовать. В списке жертв, кроме паралимпийцев, я никого не вижу. Выходит, паралимпийцев сдали сами. Сдала Россия.
Поэтому я не хочу участвовать в хоре тех, кто будет теперь поднимать новый вой и запускать новое «ату!» Не ведитесь. Будьте думающими людьми.
Komsomolskaja Prawda: Ein Schock!
Jewgeni Nesyn, Redakteur des Boulevardblatts Komsomolskaja Prawda, sieht in der Sperre allgemeine Russophobie am Werk:
Да что же это такое творится? За что?
Да потому что русские!
Izvestia: Das ist Faschismus
Der Politikwissenschaftler Alexej Martynow geht in der kremlnahen Tageszeitung Izvestia mit den westlichen Sportfunktionären ins Gericht: Sie handelten aus Neid und Rache. Dabei scheut Martynow keine harten Vergleiche:
Ungeachtet dessen, dass ein Drittel unseres Olympiateams vom Wettbewerb ausgeschlossen wurde, belegte Russland den vierten Platz im Medaillenspiegel und ging faktisch als Sieger aus dieser übelriechenden „Meldonium-Spezialoperation“ hervor. Allem Anschein nach sind die westlichen Sportfunktionäre angesichts dessen in Raserei verfallen. Dieselben Bürokraten zahlen es uns nun heim: nach demselben Schema und auf dem Rücken russischer Paralympioniken.
Die Rechnung auf Kosten Behinderter zu begleichen – das ist Faschismus, der nach 70 Jahren wieder den Kopf erhebt in Europa.
Судя по всему, западные спортивные функционеры пришли в бешенство от результатов Олимпийских игр в Рио, где, несмотря на отстранение трети нашей сборной от соревнований, Россия заняла 4-е место в медальном зачете и фактически вышла победителем из этой дурно пахнущей «мельдониевой спецоперации». Теперь по той же схеме эти же стряпчие от международных спортивных организаций решили отыграться на российских паралимпийцах.
Сводить счеты с инвалидами — это фашизм, который вновь поднимает голову в Европе 70 лет спустя.
Novaya Gazeta: Die Funktionäre kommen davon
Wladimir Mosgowoj von der unabhängigen Novaya Gazeta sieht die Schuld an dem Debakel eindeutig bei den zuständigen Funktionären. Nur würden die nun zu Opfern gemacht:
Nicht unwichtig ist auch, dass die Isolation von behinderten Sportlern nur die Konfrontation mit dem Westen verschärfen wird, die in der russischen Gesellschaft ohnehin mehr als genug anzutreffen ist. So werden die Funktionäre jetzt von den Schuldigen an der Katastrophe beinahe zu Opfern, obwohl nicht sie bestraft werden, sondern die Sportler.
dekoder-Redaktion