Der russische Nationalist Igor Girkin alias Strelkow hatte sich mehr Engagement im Donbass-Krieg gewünscht: Einerseits beklagte er als damaliger „Verteidigungsminister“ der Donezker Volksrepublik im Frühjahr 2014 einen mangelnden Willen der vor Ort lebenden Männer, in den Reihen der „Volksmiliz“ der Separatisten gegen die ukrainische Armee zu kämpfen. Andererseits bemängelte er auch nach seiner Rückkehr nach Moskau im Herbst 2014 immer wieder öffentlich, dass das militärische Vorgehen des Kreml im Donbass nicht mit der notwendigen Entschlossenheit erfolge: „Der Krieg ist schon im Gange, da können wir nicht mehr raus. Jetzt müssen wir diesen Krieg gewinnen“, sagte der Ex-Separatistenführer etwa im Interview mit Znak, in dem er Putins Verhalten außerdem mit dem eines „defätistischen Kapitulanten“ gleichsetzte.
Oft wurde der Donbass mit Transnistrien oder etwa Abchasien verglichen und der Verdacht geäußert, Moskau wolle hier einen weiteren eingefrorenen Konflikt schaffen, um seinen Einfluss in der Region zu sichern. Girkin hält von der These wenig. Für die Moskauer „Kuratoren“ der selbsternannten Republiken – allen voran der einstige stellvertretende Leiter der Präsidialadministration Wladislaw Surkow – sei es von Anfang an um etwas anderes gegangen, so Girkin kürzlich im Interview auf Roi TV. Dort bespricht er mit Moderator Maxim Kalaschnikow einen Artikel der russischen Zeitschrift Expert über die Wirtschaft im Donbass.
Igor Strelkow, Ex-Separatistenführer in der Ostukraine und Chef der „Noworossija“-Bewegung, übt scharfe Kritik an Putins Regierung. Wie er Russland retten will, erklärt er im Interview mit Znak.
Vor 14 Jahren brach der Russisch-Georgische Krieg aus. Er forderte rund 850 Tote und tausende Verletzte und machte etwa 100.000 Menschen zu Flüchtlingen. Der Krieg zementierte die de facto-Unabhängigkeit Abchasiens und Südossetiens von Georgien. Sonja Schiffers über Ursachen, Auslöser und Folgen des Konflikts.
Im 3D-Kino den Sturm auf Berlin erleben, am Schießstand den Rückschlag einer Kalaschnikow – Dimitri Okrest schildert auf Snob seine Eindrücke vom neuen Freizeitpark der russischen Armee.
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Igor Strelkow diente bei der russischen Armee und im Geheimdienst und war einer der Anführer der ostukrainischen Separatisten im Sommer 2014. Seit August 2014 nimmt er nicht mehr aktiv an den Kampfhandlungen teil, ist jedoch Berater der Separatisten und gilt als ideologischer Verfechter ihrer Interessen in Russland. Der Name Strelkow ist ein Pseudonym, sein wirklicher Name lautet Igor Girkin.
Der Moskauer Igor Girkin (geb. 1970) wuchs in einer Militärfamilie auf. Diese Prägung führte zu einer großen Begeisterung für Armee und Militärgeschichte: Auch Kriegs-Reenactment – die Nachstellung historischer Schlachten – gehört zu seinen Hobbies.1 Girkin ist unter dem Kampfnamen Strelkow bekannt geworden, was im Russischen „Schütze“ bedeutet. Er hat in Moskau Geschichte studiert und wurde in Kreisen der russischen weißen (neo-zaristischen) Bewegung bekannt. Er nahm als Freiwilliger an den Kämpfen in Transnistrien (Juni – August 1992) und Bosnien (November 1992 – März 1993) teil. Von 1993 bis 1998 diente Girkin in der russischen Armee, dann wechselte er zu den Spezialtruppen des russischen Nachrichtendienstes FSB und arbeitete dort bis 2013. Nachdem er den FSB verlassen hatte, war er als Sicherheitschef eines Investmentfonds tätig, wo er zusammen mit seinem alten Freund, dem späteren „Premierminister“ der Donezker Volksrepublik, Alexander Borodaj zusammenarbeitete.
Nach eigenen Angaben kam Girkin Anfang März 2014 freiwillig auf die Krim, wo er zunächst als Militär- und Sicherheitsberater des Ministerpräsidenten der autonomen Republik Krim Sergej Aksenow tätig war. Im April 2014 ging er an die russisch-ukrainische Grenze, führte die Separatisten bei mehreren Gefechten gegen die ukrainische Armee an und wurde im Mai 2014 zum Verteidigungsminister der selbsternannten Donezker Volksrepublik ernannt. Wenige Minuten nach dem Absturz des Flugs MH17 der Malaysian Airlines am 17. Juli 2014 schrieb er in den sozialen Netzwerken, dass die Separatisten einen weiteren „Vogel“ abgeschossen hätten und die Ukrainer endlich verstehen sollten, dass sie im Luftraum der Donezker Volksrepublik nicht fliegen dürften2. Der Eintrag verschwand wenige Stunden später, gilt aber als ein Hinweis darauf, dass das Flugzeug von den Separatisten abgeschossen wurde3. Girkin trat im August 2014 von seinem Posten als Verteidigungsminister zurück und ging zurück nach Russland, wo er seitdem die gesellschaftliche Bewegung Noworossija leitet. Diese sammelt Geld für die Ausrüstung der Volksmilizen der nicht anerkannten Republiken. Ukrainische und europäische Nachrichtendienste äußerten mehrfach den Verdacht, dass Girkin auf der Krim und in Donezk für den russischen Außennachrichtendienst GRU tätig war, weswegen er auch auf der EU-Sanktionsliste steht.
Igor Girkin hat sich erfolgreich als Held von Noworossijainszeniert, seine tatsächliche Rolle in der separatistischen Bewegung sowie die Umstände seines Rücktrittes bleiben umstritten. Eine Zeit lang war er in den russischen Medien sehr präsent; dass er aus ihnen inzwischen fast verschwunden ist, wird als ein Zeichen dafür gesehen, dass das Projekt Noworossija von russischer Seite aufgegeben wurde. Der ehemalige Premierminister der Donezker Volksrepublik Alexander Borodaj warf seinerseits Girkin vor, für mehrere militärische Verluste der selbsternannten Republik verantwortlich zu sein.4 Nach seinem Rücktritt kritisierte Strelkow seinerseits heftig die Führung der beiden selbsternannten Volksrepubliken und behauptete im Interview mit der Zeitung Sawtra, dass es ohne ihn keine separatistische Bewegung in der Ostukraine gegeben hätte.5 Er kritisierte darin außerdem das Minsker Abkommen und die russische Regierung – letztere, da sie seiner Meinung nach Noworossija nicht genügend unterstützt und gar aufgegeben habe – dabei nahm er Präsident Putin jedoch aus.
Die Gründung der Allrussischen Nationalen Bewegung im Mai 2016, an der Strelkow beteiligt war, glich vor diesem Hintergrund einem Eingeständnis, dass das Projekt Noworossija nun tatsächlich fallengelassen wurde. Damit wich auch die konziliante Haltung Strelkows gegenüber Putin: In einem Interview mit Znak sah Strelkow den Präsidenten, dessen Portrait nun verstaubt hinter dem Schrank in seinem Büro liege, als „Kapitulanten”, der sich „auf dem Weg Miloševićs” befinde.
Im Juli 2023 wurde Girkin in Moskau festgenommen. Er soll zu extremistischen Aktivitäten aufgerufen haben, ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft. Die von Strelkow gegründete Organisation Klub der zornigen Patrioten arbeitet daran, ihren verhafteten Anführer als einen Gewissensgefangenen zu stilisieren und Strelkows Sichtbarkeit durch Social Media Kampagnen zu steigern.
Igor Strelkow, Ex-Separatistenführer in der Ostukraine und Chef der „Noworossija“-Bewegung, übt scharfe Kritik an Putins Regierung. Wie er Russland retten will, erklärt er im Interview mit Znak.
Zum ersten Mal treffen sich Wladimir Putin und sein ukrainischer Amtskollege Wolodymyr Selensky heute persönlich in Paris. Thema ist der Krieg im Osten der Ukraine, der trotz internationaler Friedensbemühungen seit April 2014 anhält. Er kostete bereits rund 13.000 Menschen das Leben. Steffen Halling zeichnet die Ereignisse nach.
Als Krim-Annexion wird die einseitige Eingliederung der sich über die gleichnamige Halbinsel erstreckenden ukrainischen Gebietskörperschaft der Autonomen Republik Krim in die Russische Föderation bezeichnet. Seit der im Frühjahr 2014 erfolgten Annexion der Krim ist die Halbinsel de facto Teil Russlands, de jure jedoch ukrainisches Staatsgebiet und somit Gegenstand eines ungelösten Konfliktes zwischen der Ukraine und Russland.
Es war kein Zufall, dass die russische Präsidentschaftswahl 2018 am 18. März stattfand. Die Wahlbeteiligung und die rund 90-prozentige Zustimmung für Putin auf der Krim stellt der Kreml als eine Art zweites Referendum über die Zugehörigkeit der Halbinsel zu Russland dar. Gwendolyn Sasse über die mythenumwobene Region, das Narrativ der „russischen Krim“ und die Selbstwahrnehmung der Krim-Bewohner nach der Angliederung an Russland.
Die Donezker Volksrepublik ist ein von Separatisten kontrollierter Teil der Region Donezk im Osten der Ukraine. Sie entstand im April 2014 als Reaktion auf den Machtwechsel in Kiew und erhebt zusammen mit der selbsternannten Lugansker Volksrepublik Anspruch auf Unabhängigkeit. Seit Frühling 2014 gibt es in den beiden Regionen, die eine zeitlang Noworossija (dt. Neurussland) genannt wurden, Gefechte zwischen den Separatisten und der ukrainischen Armee.
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