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Putin auf Ebay

Batenka-Autor Alexej Sinjakow sucht nach Gegenständen, die Putin berührt hat. Und stellt fest: Der Onlinehandel blüht.

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Batenka

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In Russland gibt es zwei Besonderheiten: Putin wird gefürchtet, und er wird verkauft. Und je mehr man ihn fürchtet, desto teurer verkauft man ihn – diese seltsame Dynamik kann man auf Online-Kleinanzeigenseiten wie AvitoAvito ist die weltweit zweitgrößte Anzeigenwebsite (nach Craiglist). Das Unternehmen mit Sitz in Moskau wird von der schwedischen Avito Holding AB geleitet und gehört zum südafrikanischen Medienkonzern Naspers.
 
und JulaJula ist eine 2015 gegründete russische Anzeigenwebsite mit Sitz in Moskau. Das Unternehmen gehört zur russischen Investmentfirma Mail.Ru Group, die unter anderem auch die sozialen Netzwerke Vkontakte und Odnoklassniki betreibt.  beobachten. Es ist alarmierend: Anscheinend verliert und vergisst der Präsident ständig Dokumente, Papiere, Geschirr, Wäsche und Sportgeräte. Manchmal finden Leute diese Sachen und verkaufen sie. 
Wenn man zum Beispiel in die Suchmaschinen dieser Online-Märkte „Putin“ eingibt, findet man: „Luftballon für Sammler mit Putin-Portrait. Preis: 10.000 Rubel [ca. 115 Euro – dek].“ Selbst ein schwarzes Baumwoll-T-Shirt mit ordentlich gekämmtem Präsidenten und Kampfjet über der Bauchspeicheldrüse kostet in der Boutique Armija Rossii an der Küste des Ferienortes Anapa nur ein Sechstel – wahrscheinlich deswegen, weil diese T-Shirts in Massen hergestellt werden, während der Verkäufer auf Avito eine extreme Sammlerrarität verspricht.

Auf dem Foto sind drei unaufgeblasene Luftballons drapiert, alle mit demselben Aufdruck: der lächelnde Präsident in satten Zeiten, während der RochadeRokirowka - zu Deutsch Rochade - ist ein aus dem Schach entlehnter Begriff, der im russischen politischen Diskurs einen Ämtertausch meint, genauer die Rückkehr Wladimir Putins in das Präsidentenamt 2012 nach der Interimspräsidentschaft von Dimitri Medwedew (2008-2012). Mehr dazu in unserer Gnose zwischen Wladimir Putin und Dimitri MedwedewDimitri Medwedew ist seit Januar 2020 stellvertretender Vorsitzender des Sicherheitsrates. Er war von 2012 bis 2020 Premierminister und bekleidete von 2008 bis 2012 das Amt des Präsidenten der Russischen Föderation. Medwedew gehört zu den engsten Vertrauten von Präsident Putin und nimmt, nicht zuletzt als Vorsitzender der Regierungspartei Einiges Russland, eine wichtige Rolle im politischen Systems Russlands ein. Mehr dazu in unserer Gnose

Bläht sich Putins Gesicht nicht auf, wenn man den Ballon aufbläst?

Ich rufe den Verkäufer an. Es meldet sich Maria. 
„Wie viele Luftballons kriegt man für 10.000 Rubel?“, frage ich und hoffe auf alle.
„Einen.“
„Warum sind die so teuer?“
„Ich habe mir gedacht, der Ballon selber kostet ja nicht viel. Aber wenn der Präsident drauf ist, kann man ihn doch nicht für drei Rubel verkaufen …“
Diese Logik ist bestechend, doch in unserem Gespräch entsteht eine peinliche Pause. Dann erzählt die geschickte und sanfte Verkäuferin sogleich, wie sie zu diesen Luftballons gekommen ist: Als Studentin habe sie „bei der ersten Wahlkampagne von WWP [Wladimir Wladimirowitsch Putin – dek] gearbeitet“ und die Ballons an Moskauer Passanten verteilt.
„Solche Luftballons werden Sie nirgendwo mehr finden“, setzt sie angesichts meines Schweigens fort. „Ich habe nämlich gehört, nicht alle bekommen die Erlaubnis Porträts von Wladimir Putin zu drucken.“
„???“
„Ja, auch auf T-Shirts und Tassen: Auf billigen und schlechten Sachen ist das verboten“, beteuert die Frau.
„Na gut, aber wenn man den Luftballon aufbläst, bläht sich dann nicht Putins Gesicht auf? Die Backen zum Beispiel?“
„Aber nein! Ich habe Putin schon so oft aufgeblasen! Auch mein Sohn hat ihn einmal aufgeblasen – bei einem Fest im Kindergarten. War alles in bester Ordnung.“
Auf mein Schweigen hin bietet Maria an, mit dem Preis auf 3000 [ca. 35 Euro – dek] pro Stück herunterzugehen. Ich lege auf.

 

Illustrationen © Julia Prokopowa

Mit dem Namen des Präsidenten verleihen sie den Dingen eine sakrale Macht

Die Russen verkaufen alles, was der Präsident berührt haben könnte. Was sie dazu bewegt, ist schwer zu sagen und schon gar nicht, ob sie wirklich mit Erfolg rechnen. Mit dem Namen des Präsidenten verleihen sie den Dingen eine sakrale Macht, dann bringen sie ein astronomisches Preisschild an und warten geduldig. Da bietet einer eine schwarze Sportsocke feil, die, wie er behauptet, Putin in der Hektik einer anstrengenden Dienstreise in einem Petersburger Hotel vergessen hat – für 60.000 Rubel [knapp 700 Euro – dek]. Ein kariertes Freizeitsakko – der Verkäufer versichert, es habe Putin gehört. Es lässt sich gut bei Weinverkostungen und in Zigarrenlounges tragen, oder auch bei harmlosen, feuchtfröhlichen Betriebsfeiern in der Regionalstelle irgendeiner großen Eisenbahnfirma. Oder man tut damit einfach so, als wäre man reich.

Oder das Hockeyshirt von Dynamo MoskauDer Eishockey-Klub HK Dynamo Moskau ist ein 1946 gegründeter Klub, der in der Kontinentalen Hockey-Liga Russlands spielt – höchste Liga des Landes. Dynamo war insgesamt elf Mal Landesmeister, zuletzt im Jahr 2005.
 
. Am Telefon, meldet sich ein höflicher, gebildeter Mann.
„Sagen Sie, hat Putin in diesem T-Shirt wirklich gespielt?“
„Das ist kein T-Shirt, sondern ein Trikot“, erklärt der Verkäufer geduldig. „Dieses Trikot wurde eigens für Putin hergestellt, als er für den HK Dynamo Moskau aufs Eis gehen sollte. Das war, als Andrej Safronow Präsident des Clubs war – vor 2014.“
Der Verkäufer kennt sich offenbar gut aus mit Eishockey, wahrscheinlich arbeitet er in dem Bereich. Seine Antworten klingen trocken und gewichtig, wie Zitate aus dem Lexikon. Außerdem hat er mehrere Dutzend Anzeigen geschaltet: von einfachen Buttons über Eishockeyschläger bis hin zu Eislaufschuhen, manche davon mit Autogrammen von Spitzensportlern, etwa Wjatscheslaw Fetissow. 
„Klebt denn der Schweiß des Präsidenten an diesem Trikot?“
„Putin kam damals gar nicht zum Match. Das Trikot habe dann ich bekommen.“
Allein die Herstellung eines Trikots koste 12.000 bis 14.000 Rubel [ca. 150 Euro], erzählt der Verkäufer weiter, aber solche Sachen würden ab 1000 Dollar zum Verkauf angeboten. „Das ist nämlich etwas auf seine Art Einzigartiges“, sagt er mit hörbarer Kennermiene.

Klebt denn der Schweiß des Präsidenten an dem Trikot?

„Warum einzigartig?“
„Es steht ‚Putin‘ drauf.“
„Das kann doch jeder draufschreiben …“
„Hören Sie, Sie verstehen das wohl nicht ganz: Das Trikot ist von der Firma Lutsch. Und solche Namen werden ohne Abstimmung mit dem FSODer Föderale Dienst für Bewachung (russ. Federalnaja slushba ochrany rossiskoi Federazii (FSO)) ist ein Schutzorgan mit Zuständigkeit für die Sicherheit des Präsidenten und der Regierung Russlands. nicht aufgedruckt. Lutsch wird ja nicht seinen Ruf und seinen Kopf riskieren – deswegen muss es da eine Genehmigung von oben gegeben haben.“
„Es ist also kein Tropfen Präsidentenschweiß dran?“
Der Mann willigt ein, das Trikot für 50.000 Rubel [580 Euro – dek] herzugeben, dann geht er runter auf 30.000 Rubel [350 Euro – dek].
Da wird es höchste Zeit, sich die Frage zu stellen: Warum 30.000 für ein Trikot ausgeben, das Putin gar nicht getragen hat, wenn man sich genauso gut ein neues bestellen kann? Ich versuchte mehrmals, mit der Firma Lutsch Kontakt aufzunehmen, aber dort taten sie mehrere Monate angestrengt so, als hätten sie meine Aufträge zur Herstellung eines Trikots, wie es der Präsident hat, nicht bekommen. 

Ein spezielles Genre in diesem Warenkult sind Visitenkarten, Dokumente und Papiere, die der Präsident in verschiedenen Lebensjahren unterschrieben hat (oder auch nicht). Zum Beispiel: „Firmengründung 1993. Sankt Petersburg. Mit Putins Unterschrift. Preis 99.000.“ Mit der Anmerkung: „Bitte keine Anrufe mit dummen Fragen.“
Ich rufe an.
„Das Dokument hat meine Mutter bei der Firmengründung bekommen“, sagt Anton aus dem Mikrorayon Dubinki in Krasnodar und fügt sofort hinzu: „Aber fast wäre es auf dem Müll gelandet.“
„Wieso das?“
„Als die Firma aufgelöst wurde, blieb bei uns zu Hause eine ganze Aktentasche voller Dokumente zurück“, erinnert sich Anton. „Vor dem Wegwerfen wollte ich sie durchsehen – und fand auf einmal ein Dokument mit Putins Unterschrift. Damals in den 1990ernDie 1990er Jahre waren in Russland ein Jahrzehnt des radikalen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbruchs. Demokratischer Aufbruch einerseits und wirtschaftlicher Niedergang andererseits prägten die Zeit nach dem Zerfall der Sowjetunion. Mehr dazu in unserer Gnose hat meine Mutter gemeinsam mit einem Geschäftspartner ein Unternehmen gegründet, und WWP war zu dieser Zeit Vorsitzender des Komitees für Außenbeziehungen in Sankt Petersburg. Er hat dieses Dokument eigenhändig unterschrieben. Kriminelle oder korrupte Machenschaften sind mir persönlich in dieser Sache nicht bekannt.“

‚Wie kann die Echtheit der Visitenkarte bestätigt werden?‘ ‚Ich versichere Ihnen, dass sie echt ist.‘

Am teuersten sind Visitenkarten. 
Nach langem Suchen stoße ich endlich auf etwas Lohnendes: eine Visitenkarte, die aussieht wie jene, deren Echtheit im Jahr 2019 vom Pressesprecher des PräsidentenDimitri Peskow ist seit dem Machtantritt Putins für dessen Pressearbeit zuständig und gilt als offizielles Sprachrohr des Kreml. Üblicherweise für die Krisen-PR verantwortlich, sorgte er mehrfach selbst für negative Schlagzeigen, unter anderem im Rahmen der Panama Papers. Mehr dazu in unserer Gnose kommentiert werden musste. Allerdings kostet sie 1.100.000 Rubel [ca. 12.700 Euro – dek]. Für diesen Betrag bekommt man in Orechowo-SujewoOrechowo-Sujewo ist eine 1917 gegründete Stadt mit rund 118.000 Einwohnern in der Oblast Moskau. Sie liegt rund 95 Kilometer vom Zentrum der russischen Hauptstadt entfernt. eine ganze Wohnung. 
Beim x-ten Versuch erreiche ich schließlich die Verkäuferin Olga über WhatsApp. Olgas Profilbild ist eine Fünf-Kopekenmünze von 1916.
„Sind Sie Journalist?“, fragt statt Olga eine Männerstimme aus dem Hörer.
„Nein“, sage ich und lüge, ich sei Eventmanager und suche Geschenke für eine Betriebsfeier.
„Mich rufen nämlich dauernd Journalisten an“, ärgert sich der Mann über bisherige Interessenten.
„Wie können Sie garantieren, dass die Visitenkarte echt ist?“
„Die Visitenkarte hat mein Vater bekommen. Er war im Komitee für öffentliche Kommunikation tätig.“
„Wie kann ihre Echtheit bestätigt werden?“
„Ich versichere Ihnen, dass sie echt ist.“ Die Telefonnummer des Mannes beginnt mit 995, und YandexYandex ist ein russisches Aktienunternehmen und in Russland noch vor Google Marktführer im Bereich der Internetsuche. Neben diesem Kerngeschäft bietet Yandex weitere Dienstleistungen wie etwa Webmail, Musik-Streaming oder Taxidienst. Rund 70 Prozent der Aktien befinden sich im Streubesitz. Mehrheitsaktionär mit rund zehn Prozent der Aktien und 48 Prozent der Stimmanteile ist der russische Milliardär Arkadi Wolosh (geb. 1964). Der 2020 gegründete staatsnahe Fonds der öffentlichen Interessen verfügt über Sperrminoritäten bei Verkauf von Anteilen.  gibt sofort preis, dass sie nicht in Sankt Petersburg registriert ist, sondern von der tschetschenischen Wainach Telekom stammt. 
„Na gut, aber kann ich ein persönliches Treffen mit Ihrem Vater vereinbaren, immerhin geht es um eine Million Rubel?“
„Nein, er ist verstorben.“
Das Gespräch ähnelt immer weniger einem Dialog, und ich entschuldige mich, so gut ich kann. 
„Aber mein Vater ist auf Fotos drauf – sogar zusammen mit Putin und Peskow.“
„Kann ich bei einem Treffen diese Fotos sehen?“
„Nein.“
„Warum nicht?“
„Weil alle Fotos im Besitz von Verwandten sind, die sie nicht herzeigen wollen.“
„Aber …“
Der Mann meint, ich könne das Foto der Visitenkarte jedem zeigen, der lange mit Putin zusammenarbeitet, und fügt hinzu, eine solche Karte nachzumachen sei einfach unmöglich – sie sei echt. 

Ich gehe auf Jula und finde dort etwas Billigeres, das der nationale LeaderPutins Bezeichnung als „nationaler Leader“ wurde von der Regierungspartei Einiges Russland in der Kampagne für die Dumawahl 2007 eingeführt.  berührt haben könnte. „Souvenir-Medaille Sotschi von Präsident Putin“, 7000 Rubel [80 Euro – dek]. 
„Erzählen Sie mal, hat die der Präsident persönlich überreicht? Ich muss wissen, ob Putin sie in der Hand hatte oder nicht.“
„Aber ich bitte Sie, wieso der Präsident?! Glauben Sie, ich würde sie dann noch zu so einem Preis verkaufen? Da würde sie doch 100.000 kosten! Die Medaille wurde in China produziert und für weniger als 1.000 Rubel gekauft.“ 
„Verstehen Sie, ich brauche Dinge, die Putin berührt hat. Haben Sie solche?“
„Ja, hab ich. Die Putinmedaille.“
„...“
„Für 7.000“, er spricht noch immer von derselben Medaille.
„Wie beweisen Sie, dass sie echt ist?“
„Es steht drauf, dass sie vom Präsidenten ist. Solche Medaillen hat Putin nach der OlympiadeDie 22. Olympischen Winterspiele fanden vom 07. bis 23. Februar 2014 im russischen Sotschi statt und waren damit die ersten Winterspiele in einer subtropischen Stadt. Sie brachen gleich mehrere Rekorde – so waren sie die teuersten Olympischen Spiele in der Geschichte mit den bis dahin meisten Teilnehmern aus 88 unterschiedlichen Nationen. Die russische Mannschaft belegte mit 15 Goldmedaillen den ersten Platz im Medaillenspiegel. Ende 2017 hat das Internationale Olympische Komitee mehrere Medaillen wegen Dopings aberkannt, Russland rutschte im Medaillenspiegel auf den vierten Platz. Nach einer Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs vom Februar 2018 wurde ein Großteil der Medaillen wieder zuerkannt. den Sportlern überreicht.“

„Und wem konkret hat er diese Medaille überreicht?“
„Selbst wenn ich Ihnen den Namen nennen würde, würde er Ihnen ohnehin nichts sagen.“
„Aber so könnte ich immerhin im Internet nachschauen.“
„Sage ich nicht.“

Aber eigentlich, warum habe ich überhaupt beschlossen, dass es einen Unterschied macht, ob der Präsident Sachen berührt hat oder nicht? Wer sagt denn, dass das wichtig ist? Und für wen? Die Leute sammeln diese bedeutungsgeladenen Horkruxe in der Hoffnung, dass sie so dem Präsidenten näher sind, und halten das Ersehnte für die Wirklichkeit. 
Und irgendwann finde ich die Antwort auf diese Frage: Ich entdecke ein Inserat mit Kopien alter Visitenkarten von Putin – 100 Stück zum Preis eines Humpens Importbier. Ich kaufte sie und verkaufte sie sofort weiter, zuerst zu einem durchschnittlichen Avito-Preis von 800.000 Rubel [etwa 8.800 Euro – dek], und dann schrieb ich mit Feststelltaste: GRATIS ABZUGEBEN. Innerhalb eines Tages riefen acht Personen an, aber wie ich die Echtheit des Dokuments beweise, das hat nur einer gefragt. 

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Kinder in Uniform trällern, dass sie „Onkel Wowa“ in die letzte Schlacht folgen würden. Mit der populären Losung Krim nasch besingen sie die Angliederung der Halbinsel an RusslandAls Krym-Annexion wird die einseitige Eingliederung der sich über die gleichnamige Halbinsel erstreckenden ukrainischen Gebietskörperschaft der Autonomen Republik Krym in die Russische Föderation bezeichnet. Seit der im Frühjahr 2014 erfolgten Annexion der Krym ist die Halbinsel de facto Teil Russlands, de jure jedoch ukrainisches Staatsgebiet und somit Gegenstand eines ungelösten Konfliktes zwischen der Ukraine und Russland. Mehr dazu in unserer Gnose , auch die Formel Alaska gehört zu uns bleibt nicht unerwähnt. Mittendrin die DumaAls Staatsduma wird das 450 Abgeordnete umfassende Unterhaus der Föderalen Versammlung Russlands bezeichnet. Im Verhältnis zu Präsident und Regierung nimmt die Duma verfassungsmäßig im internationalen Vergleich eine schwache Stellung ein. Insbesondere das Aufkommen der pro-präsidentiellen Partei Einiges Russland führte dazu, dass die parlamentarische Tätigkeit zunehmend von Präsident und Regierung bestimmt wurde. Mehr dazu in unserer Gnose -Abgeordnete Anna KuwytschkoAnna Kuwytschko (geb. 1979) ist seit 2016 Duma-Abgeordnete der Partei Einiges Russland. Sie ist Mitglied im Parlamentsausschuss für Familie, Frauen und Kinder.
 
. Nachdem das Musikvideo im November 2017 viral gegangen war, brachte diese Lobeshymne auf Putin der Abgeordneten letzten Endes allerdings mehr Kritik als Lob ein, auch in staatsnahen Medien. Selbst der nicht gerade als Putin-kritisch bekannte Moderator Anton Stepanenko sparte im staatsnahen Kanal Rossija 24Rossija 24 ist ein Nachrichtensender, der 2006 an den Start ging. Der kremlnahe Moskauer Sender gehört der staatlichen Medienholding WGTRK einer Gesellschaft, mit der die Machthaber einen Großteil des Fernsehens in Russland kontrollieren. nicht mit Spitzen gegen Kuwytschko. Seine Sendung beendete er mit einem historischen Vergleich: Zu Sowjetzeiten, so Stepanenko, mussten Musiker ihr Repertoire erst von den Zensurbehörden absegnen lassen. Mit GlasnostGlasnost ist ein politisches Schlagwort, das Transparenz, Informationsfreiheit und das Fehlen von Zensur bezeichnet. Michail Gorbatschow (geb. 1931) führte den Begriff 1986 ein und stellte damit die Weichen für mehr Meinungs- und Redefreiheit. 
 
wurde die Zensur aufgehoben. Heute, so der Moderator, könne man in Anbetracht mancher Werke sagen, dass das ein Fehler gewesen ist.



„Onkel Putin, wir sind mit dir“ – Kinder in Uniform beteuern singend, dass sie Putin in die letzte Schlacht folgen würden


Damit verdeutlichte Stepanenko tatsächlich einen wesentlichen Unterschied: Während die Propaganda in der Sowjetunion monopolisiert war und nicht genehmigte Beifallsbezeugungen aller Art üblicherweise gemaßregelt wurden, hat sich im modernen Russland eine ganze Gattung der Loblieder auf Putin etabliert, die staatlicherseits offenbar keinen Einschränkungen unterliegt.

Imidshmeiking

Imidshmeiking (engl. image making) beziehungsweise Piar (PR) des Präsidenten – so wird in Russland die von oben gesteuerte Polit-PR bezeichnet, die die Beliebtheit Putins steigern soll. Die intransparente Stiftung für effektive Politik soll dabei eine wichtige Rolle spielen1, Verteidigungsminister Sergej SchoiguSergej Schoigu (geb. 1955) ist ein russischer Politiker und Armeegeneral. Von 2012 bis 2024 war er Verteidigungsminister. Im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine soll er bei Putin in Ungnade gefallen sein. Im Mai 2024 entließ Putin den Minister und ernannte ihn zum Sekretär des Sicherheitsrates – ein Gremium, das bisher aus den wichtigsten Politikern und Funktionären des Landes bestand.  soll dazu angeblich schon genauso wertvolle Tipps beigetragen haben wie der sogenannte „Kreml-Chefideologe“ Wladislaw SurkowWladislaw Surkow, den man zuweilen auch als „Putins Rasputin“, „Graue Eminenz im Kreml“ oder „Chefideologen des Landes“ bezeichnet, war seit 1999 maßgeblich an den Public-Relations-Strategien des Kreml und der Organisation von Putins Wahlkampagnen beteiligt und fungierte darüber hinaus für Lobbygruppen als wichtiger Ansprechpartner in der Regierung. Mehr dazu in unserer Gnose . Beispiele gibt es viele, und sie sind hinlänglich bekannt: Putin als Judoka, der seine Gegner aufs Kreuz legt, als Reiter, der die Weiten Russlands erkundet, als Steuermann, der Schiffe, Flugzeuge, Mähdrescher und Rennautos lenkt. Antike AmphorenAnspielung auf einen Tauchgang Putins im August 2011 im Asowschen Meer. Putin ließ sich im Neoprenanzug mit zwei griechischen Amphoren aus dem 6. Jahrhundert ablichten, die er auf dem Meeresgrund gefunden hatte. Erst Tage später dementierte sein Sprecher Dimitri Peskow den historischen Fund und erklärte, die Vasen seien für diesen Tauchgang am Meeresgrund abgelegt worden. Er fügte hinzu, es sei am Zustand der Gefäße sehr deutlich zu erkennen gewesen, dass diese nicht 1000 Jahre oder mehr im Wasser gelegen hätten. holt er vom Meeresgrund, als Musiker berührt er die Herzen, als Tierfreund spielt er mit dem Niedlichkeitsfaktor und als Federball-Spieler mit Dimitri MedwedewDimitri Medwedew ist seit Januar 2020 stellvertretender Vorsitzender des Sicherheitsrates. Er war von 2012 bis 2020 Premierminister und bekleidete von 2008 bis 2012 das Amt des Präsidenten der Russischen Föderation. Medwedew gehört zu den engsten Vertrauten von Präsident Putin und nimmt, nicht zuletzt als Vorsitzender der Regierungspartei Einiges Russland, eine wichtige Rolle im politischen Systems Russlands ein. Mehr dazu in unserer Gnose .

Unabhängig von staatlich orchestrierter Polit-PR ist in Russland schon seit Jahren ein Imidshmeiking zu beobachten, das „aus dem Volk“ kommt. Seien es die Tausende2 poetischer Lobeshymnen auf stihi.ru oder die Elogen einiger Hobbyliteraten – die Gattung ist reich an Beispielen. Die Klickzahlen sind unbekannt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die ursprünglichste Form der Lyrik – das Lied – den größten Resonanzraum findet.

Einen wie Putin

In der Hitparade solcher Loblieder besetzt die Girlband Pojuschtschije Wmeste (dt. etwa die gemeinsam Singenden) einen prominenten Platz: 2002 gegründet, gab die „AgitbrigadeDas Wort Agitbrigade ist ein Kompositum aus Agitation und Brigade. Solche Künstlerkollektive wurden nach der Oktoberrevolution 1917 gegründet und dienten anfangs vor allem als Unterhaltungs- und Propaganda-Organe für die Rote Armee während des Bürgerkrieges. Ab Ende der 1920er Jahre traten Agitbrigaden in großen Staatsunternehmen und in Hochschulen auf. Sie besangen aktuelle Themen und vermittelten Inhalte sogenannter Volksaufklärung.3 sogleich das Lied Takowo kak Putin (dt. Einen wie Putin) zum Besten. Eigentlich ironisch angelegt, entwickelte sich der Gassenhauer zu einem Grundstein des Putin-Bildes, das manche Wissenschaftler als Personenkult beschreiben.4 Besungen werden Putins Stärke und seine Alkoholabstinenz. Diese Eigenschaften korrespondieren mit einer Umfrage aus dem Jahr 2012, der zufolge 39 Prozent der Befragten von allen Eigenschaften Putins vor allem seine Tatkraft und 35 Prozent seine Gesundheit schätzten.5 26 Prozent der Befragten war das Fehlen von schlechten Eigenschaften wichtig: Da Putin laut seiner oft vorgebrachten Bekundung nur wenig trinke, hebe er sich mit seiner Abstinenz von seinem Vorgänger JelzinBoris Jelzin (1931–2007) war der erste demokratisch gewählte Präsident Russlands. Er regierte von 1991 bis 1999, seine Amtszeit war durch tiefgreifende politische und ökonomische Krisen geprägt. Jelzin setzte massive Reformen in Gang: unter anderem ein Programm zur Privatisierung von Staatseigentum und ein folgenschweres Programm zur Umgestaltung der politischen Kultur. Letzteres bezeichnen viele Wissenschaftler als „Entsowjetisierungs-Programm”. ab6 und biete mit seinem Lebenswandel ein gutes Vorbild für russische Männer.

Dies war auch die wichtigste Botschaft von Pojuschtschije Wmeste, deren Bandname viele an Iduschtschije Wmeste (dt. etwa die zusammen Gehenden) erinnerte – eine mitunter als Putin-Jugend kritisierte JugendorganisationRegierungsfinanzierte Jugendorganisationen (RFJ) werden in Russland seit 2000 oft als Reaktion auf ein isoliertes politisches Ereignis gegründet oder um (oppositionelle) öffentliche Personen zu diskreditieren. Die sichtbarste und bekannteste dieser Jugendorganisationen ist die im Jahr 2005 gegründete Demokratische Antifaschistische Bewegung Naschi. Sie wurde 2008 in mehrere Unterorganisationen aufgespalten und 2013 faktisch aufgelöst. Mehr dazu in unserer Gnose . Nach dem großen Hit, der auch auf Englisch vertont wurde, verschrieb sich die Band vor allem der patriotischen Propaganda und besang Meinen Abgeordneten (russ. Moi Deputat), Unsere Stadt (russ. Nasch Gorod) und die SiegesparadeDer Tag des Sieges wird in den meisten Nachfolgestaaten der UdSSR sowie in Israel am 9. Mai gefeiert. Er erinnert an den Sieg der Sowjetunion über das nationalsozialistische Deutschland und ist in Russland inzwischen der wichtigste Nationalfeiertag. Der 9. Mai ist nicht nur staatlicher Gedenktag, sondern wird traditionell auch als Volks- und Familienfest begangen. Mehr dazu in unserer Gnose (russ. Parad Pobedy). Erfolg, gemessen in YouTube-Klicks, war der Girlgroup allerdings nur mit ihrem Loblied auf Putin beschieden.


„Takowo kak Putin“ – eines der erfolgreichsten Loblieder auf den Präsidenten


Geblendet und verzaubert

Mit ähnlich vielen YouTube-Klicks kam 2015 die bis dahin weitgehend unbekannte Sängerin Maschani zu Ruhm. Ihr Lied heißt schlicht Mein Putin (russ. Moi Putin), sie trägt es im Video in verschiedenen Garderoben vor: in einem Kleid, das wie die russische TrikoloreDer Begriff Trikolore bezeichnet die heutige Nationalflagge Russlands mit den Farben weiß, blau und rot. Sie wurde bereits in vorrevolutionärer Zeit verwendet, darunter von Zar Peter I., außerdem nach dem Sturz der Zarenfamilie im Februar 1917 inoffiziell von der eingesetzten Provisorischen Regierung bis zur Oktoberrevolution. Symbolisch steht sie für ein eigenständiges Russland. Präsident Jelzin machte sie 1993 zur Staatsflagge der Russischen Föderation, während die Trikolore schon seit der zweiten Hälfte der 1980er Jahre immer stärker die Symbolik eines Sieges der „Demokraten“ angenommen hatte.  aussieht, und in einem, das an die Flagge der Ukraine erinnert. Es bleibt verborgen, was die Sängerin mit ihrer Kleider-Allegorie ausdrücken will – vor allem, weil sie in dem Lied auch die Angliederung der KrimDie Krim ist eine Halbinsel im nördlichen Schwarzen Meer. Sie stand lange Zeit unter osmanischem Einfluss und wurde Ende des 18. Jh. von Russland erobert. In der Sowjetunion fiel die strategisch und kulturell wichtige und als Urlaubsdomizil beliebte Krim der Ukrainischen Sowjetrepublik zu. Die 2014 erfolgte Angliederung an Russland löste eine internationale Krise aus. Mehr dazu in unserer Gnose besingt:

Du provozierst und holst die Krim zurück
Und in der Folge
– frei von allen Fesseln –
wirst du die [Sowjet-]Union wiederbeleben
Und ich?
Geblendet und verzaubert,
kann ich dich nicht vergessen

 

 

„Geblendet und verzaubert, kann ich dich nicht vergessen“ – Sängerin Maschani singt über „ihren Putin“

Timati und die Galeeren

Der Mainstream-Rapper TimatiTimur Junussow (geb. 1983), der unter dem Pseudonym Timati auftritt, ist einer der bekanntesten Rap-Musiker Russlands. Er wurde 2004 durch eine Castingshow bekannt, 2009 gelang ihm auch der internationale Durchbruch. Heute gehört Timati zu den wohlhabendsten Rappern Russlands. 
 
geht 2015 mit seinem Homie Sascha Tschest andere Wege: Düstere Beats werden hier berappt mit den Worten Mein bester Freund, das ist Präsident Putin – diesem Song zufolge ein „cooler Superheld“: 

Alle Mädchen verlieren den Kopf
Mein bester Freund ist noch nicht verheiratet
Arbeitet ohne Pause
Von Montag bis Samstag


 

Rapper Timati nennt Putin einen „coolen Superhelden“

Hier geht es dem Duo um den in staatsnahen Medien oft thematisierten Arbeitseifer des nationalen LeaderPutins Bezeichnung als „nationaler Leader“ wurde von der Regierungspartei Einiges Russland in der Kampagne für die Dumawahl 2007 eingeführt. sPutins Bezeichnung als „nationaler Leader“ wurde von der Regierungspartei Einiges Russland in der Kampagne für die Dumawahl 2007 eingeführt. . Er habe seit 2000 „wie ein Sklave auf Galeeren geschuftet“, sagte Putin selbst im Jahr 2008. Auch Ljudmila Putina schlug 2013 in dieselbe Kerbe, als sie meinte: „Unsere Ehe ist deshalb zu Ende, weil wir uns praktisch nie sehen. Wladimir Wladimirowitsch ist völlig in seine Arbeit vertieft.“7

Putins Kalender auf kremlin.ru/trips ist tatsächlich nahezu lückenlos, laut manchen Beobachtern vermittelt er damit gezielt den Eindruck „eines Staatspräsidenten, der ohne Unterlass, ,rund um die Uhr‘ im Einsatz ist, sich bei der Ausübung seines Amtes nicht schont und damit das vertraute Bild vom guten Herrscher evoziert, der sogar noch nachts arbeitet, während sein Volk schläft.“8

Alles Propaganda?

Die meisten Loblieder stellen Putin als rastlosen und fürsorglichen Superhelden dar. Ist das Putin-Lied deshalb gleich so etwas wie (Graswurzel-)Propaganda? Also eine Art (bottom-up-)Legitimationsstrategie für das sogenannte System Putin? Vielleicht – wahrscheinlicher sind es jedoch bloß Versuche, mit einem populären Thema öffentliche Aufmerksamkeit zu erzeugen und damit auch als Trittbrettfahrer Berühmtheit zu erlangen.

Mit Blick auf die vielen YouTube-Klicks scheint ein solches Kalkül tatsächlich aufzugehen. Doch sind zustimmende Kommentare eher selten, es überwiegen Kritik und Ironie.

Schmählieder

Kritik und Ironie kennzeichnen auch die vielfältigen Schmählieder über Putin. Die Tradition der massentauglichen Politsatire in Russland geht auf die BreshnewLeonid Breshnew war von 1964 bis 1982 Vorsitzender der KPdSU und prägte als erster Mann im Staat fast zwei Jahrzehnte lang das Geschehen der Sowjetunion. Seine Herrschaft wird einerseits mit einem bescheidenen gesellschaftlichen Wohlstand assoziiert, gleichzeitig jedoch auch als Ära der Stagnation bezeichnet. Mehr dazu in unserer Gnose -Zeit zurück, schon damals hat sie ganz spezifische und teilweise sehr subtile Zugänge gefunden, um die Wlast zu kritisieren.

Nicht ganz so subtil, vielmehr galgenhumorig, reiht sich die Band Rabfak in die Gattung der Schmählieder ein. Entstanden ist der Song im Vorfeld der Dumawahl 2011 und war bei den Anhängern der Bolotnaja-BewegungBolotnaja-Bewegung ist eine oft, aber nicht immer, abwertend gebrauchte Bezeichnung für die Proteste gegen Wahlfälschung und gegen Einiges Russland in den Jahren 2011–13, insbesondere deren Hochphase von Dezember 2011 bis Mai 2012. Der Begriff leitet sich vom Bolotnaja-Platz im Moskauer Stadtzentrum ab, auf dem drei der größten Demonstrationszüge (10.12.2011, 4.2.2012, 6.5.2012) endeten. Ein verwandter Begriff ist der Bolotnaja-Prozess. Dieser bezieht sich auf die Massenverhaftungen und anschließenden Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit dem Marsch der Millionen am 6.5.2012 auf dem Bolotnaja-Platz. Mehr dazu in unserer Gnose populär. Er heißt schlicht Unsere Klapse (stimmt für Putin). Mit der Klapse ist Russland gemeint, das Lied stellt die Frage:

Wer hat dem Volk Gazprom und Lukoil geklaut?
Keine Antwort. Und für dich eine Spritze in den Arsch.

Die Spritze dürfte eine Reminiszenz an die sowjetische StrafpsychiatrieAls Strafpsychiatrie wird oft der politische Missbrauch der Psychiatrie in der Sowjetunion bezeichnet. Sogenannte konterrevolutionäre Gedanken galten in den 1960er und 1970er Jahren als psychische Störungen. Tausende Andersdenkende und Dissidenten wurden mit „wissenschaftlichen Mitteln“ pathologisiert, in Anstalten weggesperrt und zwangsbehandelt. Oft kam es dabei zu gravierenden Misshandlungen mit Todesfolge. sein, der Humor des Liedes ist derb und drastisch, die Wortwahl MatMat ist die berühmt-berüchtigte Schimpf- und Fluchsprache Russlands. Ihr Vokabular beschränkt sich auf die Ableitungen dreier obszöner lexikalischer Wurzeln: chuj (dt. Schwanz), pizda (dt. Fotze) und ebat' (dt. ficken). Beim Gebrauch von Mat im täglichen Leben ist von diesen primären Bedeutungen jedoch nicht viel zu spüren: Es heißt, ein virtuoser Mat-Sprecher könne mit Hilfe dieser drei Wurzeln so gut wie jeden Inhalt ausdrücken, wie komplex und wie weit vom Sexuellen oder Obszönen entfernt er auch sei. Mehr dazu in unserer Gnose -durchsetzt.


 

Das Schmählied „Unsere Klapse (stimmt für Putin)“ war unter Anhängern der Bolotnaja-Bewegung populär

Auch Wasja Oblomow kommt in seinem Schmählied von 2011 nicht ohne Schimpfsprache aus. Bleib locker, Bro heißt das Stück übersetzt, es ist noch einige Monate vor den Bolotnaja-Protesten entstanden. Hier resümiert der lyrische Putin seine positiven Eigenschaften: seine Stärke, seine Alkoholabstinenz, seinen Arbeitseifer. Auch, dass er Terroristen „im Scheißhaus kaltgemacht“ habe, bleibt nicht unerwähnt, genauso wie Putins Judoka-Coolness. In der ersten Strophe des Liedes sagt der lyrische Putin, dass er „für immer [an die Macht – dek] gekommen“ sei, in der letzten heißt es:

Meine guten Taten werdet ihr nie vergessen!
Was auch passiert, euch muss klar sein, dass ihr zu mir kommen müsst, wenn ihr Probleme habt.
I’m back in the USSR, оh yeah!


 

„Back in the USSR“ unterstellt Wasja Oblomow in seinem Lied von 2011

1.vgl. Sartorti, Rosalinde (2007): Politiker in der russischen Ikonographie: Die mediale Inszenierung Vladimir Putins, in: Pietrow-Ennker, Bianka (Hrsg.): Kultur in der Geschichte Russlands, S. 333-348, hier S. 336
2.republic.ru: V poiskach akyna: Obraz Vladimira Putina v narodnoj poėzii 
3.Eigenbezeichnung des Band-Managers, vgl. peoples.ru: Pojuščie vmeste 
4. Robert Henschel (2015): Sounds of Power: Music and the Personality Cults of Putin and Chávez
5.vgl. romir (2012): Neotvratimaja neotrazimost’ und Fleischmann, Eberhard (2010): Das Phänomen Putin: Der sprachliche Hintergrund, S. 30
6.vgl. Engelfried, Alexandra (2012): Zar und Star: Vladimir Putins Medienimage, in: Osteuropa, 62. Jg., 5/2012,  S. 47-67, hier S. 53
7.zitiert nach: Moskowski Komsomolez: Ljudmila Putina: Vladimir Vladimirovič polnost’ju pogružen v rabotu
8.Sartorti, Rosalinde (2007): Politiker in der russischen Ikonographie: Die mediale Inszenierung Vladimir Putins, in: Pietrow-Ennker, Bianka  (Hrsg.): Kultur in der Geschichte Russlands, S. 333-348, hier S. 339
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Ein kurzer Augenblick von Normalität und kindlicher Leichtigkeit im Alltag eines ukrainischen Soldaten nahe der Front im Gebiet , © Mykhaylo Palinchak (All rights reserved)