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DIE FREMDEN

Tief hinab steigt die Lyrikerin Tanya Skarynkina, 1969 in der west-belarussischen Kleinstadt Smarhon geboren, – in ihre Erinnerungen und Träume, in die multikulturellen sprachlichen Bande der belarussischen Provinz, in die historische Verwerfungen und Brüche des belarussischen Kulturraums und in die schillernden Welten der Literatur und des Films. So macht sich Skarynkina, die zu den bedeutendsten Dichterinnen und Essayistinnen ihres Landes gehört, in ihrem literarisch-poetischen Text vor dem Hintergrund der Ereignisse seit dem Sommer 2020 auf die Suche nach einer Zukunft für Belarus. Ein Land, das auch in der Vergangenheit immer wieder die eigenen Menschen verloren hat, weil sie vor neuen Machthabern in andere Länder fliehen und als Fremde andernorts ein neues Leben beginnen mussten. 

Belarussisches Original
Russische Version auf Colta.ru
 

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„Knoten der Hoffnung” © Tosla

Augustregen hat ohne Vorwarnung die Julihitze abgelöst. Ich gehe absichtlich ohne Regenschirm hinaus. Nach der Höllenhitze ist die Nässe angehm. Für alle Fälle nehme ich den Staubmantel mit, zu dem man hier früher koshówez sagte. An der Betonung auf der vorletzten Silbe merkt man, dass es ein polnisches Wort ist, und das verwundert auch nicht, denn früher war auf unserem Gebiet Polen. „Polschtsch“ sagt die ältere Generation. Warum es koshowez heißt, weiß ich nicht, denn er ist aus wasserundurchlässiger Plane genäht. Sicher nicht aus kosha, Leder. Vielleicht ist es ein ganz leichter Mantel (koshuch)? Im polnischen Wörterbuch konnte ich kożowiec nicht finden, auch im belarussischen suchte ich erfolglos. Also wohl ein dialektaler Schatz aus der Vergangenheit.

Der Heilige Augustinus, einer der ersten Autoren des frühen Christentums, schreibt in seinen Confessiones, dass nur die Vergangenheit existiert, die Zukunft gibt es nicht. Die Gegenwart im Übrigen auch nicht. Es gibt nur die Gegenwart des Vergangenen und die Zukunft des Vergangenen. Darauf baut Augustinus sein gesamtes Verständnis der menschlichen Kultur. Ich laufe ohne Schirm durch den warmen Regen und denke darüber nach. Es fällt mir schwer zuzustimmen. Doch für gewöhnlich vertraue ich dem Heiligen Augustinus.

Ich erreiche den Teich im Stadtzentrum. Obenauf Seerosen. Die Oberfläche des Blattes der Gelben Teichrose soll die Ebene der zukünftigen Geschichte sein, deswegen stelle ich mir beim Beobachten der Regentropfen vor, wie sie als Details, die täglich in den Text einfließen und ihn schwerer machen, das Blatt der Teichrose niederdrücken. Teichrosen wachsen auch im Weiher von Perawosy, dem Dorf, in dem meine Mutter geboren wurde. Alle meine Verwandten mütterlicherseits bis in die vierte Generation, vielleicht auch weiter zurück, lebten dort. Sie nannten den Weiher kutok – Winkel – und Teichrosen bulauka – Stecknadeln.

Warum ich so viel über meine Vorfahren weiß? Ich hatte das Glück, mit der Archivarin Lena aus Minsk befreundet zu sein. Lena fand zum Beispiel Transportlisten der Flüchtlinge aus Perawosy aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Sie schickte mir die Kopie eines Dokuments von 1914, auf dem Großvater Iosifs Familie registriert ist – der Vater meiner Mutter mit seinen Eltern (Adelaida, Apalinary) und Schwestern (Genueva, Maryja), die vor dem Krieg nach Maladsetschna flohen. Ergebnis dieser Flucht war, dass Maryja, die von allen Marynja genannt wurde, den Chef der Eisenbahn von Maladsetschna kennenlernte, einen Józef Tyszko. Sie heirateten und seitdem haben wir polnische Verwandtschaft.

Ich stelle mir die Kriegswirren vor, alle fliehen, die Züge sind vollgestopft bis unter’s Dach, keinerlei Komfort, und dann mittendrin diese Liebe, jedenfalls dachte ich das immer, aber sie sagten mir, Tanja, welche Liebe, nichts dergleichen, keinerlei Komfort, Wirrnis, Krieg, die Menschen flüchteten, egal wie, vor Explosionen, vor Deutschen mit Stahlhelmen. Es hat sich so ergeben, aus Ausweglosigkeit hat sie ihn genommen, weil sie wie Bettler lebten, und dann der Krieg, und er brachte sie nach Polschtsch. Eigentlich brauchte keiner den anderen.

Als der Schriftsteller Dmitri Bykow den Schauspieler Konstantin Raikin fragte, worum es in Kafkas Verwandlung gehe, wunderte ich mich. Kennt ein bekannter Literat und Fernsehmoderator – denn gestellt wurde die Frage in der Sendung SSL (Shalkaja samena literatury, dt. Lausiger Literaturersatz) – wirklich die Antwort auf diese Frage nicht? Er beteuerte aufrichtig, es nicht zu wissen, also gab Raikin eine Antwort, die das Blut in den Adern gefrieren lässt: „Das Schlimmste ist, wenn man nicht gebraucht wird, aber existiert.“

Zu diesem Thema habe ich ständig postapokalyptische Träume. Dass uns Außerirdische erobern, die sich in Menschen verwandeln. Die echten Menschen mit ihren Schwächen und romantischen Gefühlen werden sie in der Zukunft nicht mehr brauchen. Mal ehrlich, was sollen die realen Menschen in einer nicht-existenten postapokalyptischen Zukunft?

Traum Nr. 1
Wir fahren in einem offenen Auto durch die Berge. Serpentinen hinauf. Vielleicht in ein Sanatorium. Leichter Wind umweht unbeschwerte Gesichter. Noch eine Kurve, und da ist das Meer. Plötzlich, wie immer im Traum, alles passiert plötzlich, herrscht Chaos auf der Straße. Die Autos verhalten sich wie eine Herde wildgewordener Kühe. Jemand sagt, die Verkehrsregeln sind aufgehoben. Ein Lastwagen fährt vorbei, darin sitzen Soldaten in Reihen. Etwas mit ihren Gesichtern stimmt nicht. Die Gesichter glänzen in der Sonne als wären sie aus Plastik. Aus grauem Kunststoff. Auf jedem Gesicht liegt ein gleichbleibender Ausdruck von Selbstzufriedenheit. Angewidert und fassungslos wende ich mich ab, mir wird klar: Jetzt ist alles aus. Wir kehren in die Stadt zurück. Das Meer ist vergessen. Unsere fröhliche Gesellschaft zerfällt mit einem Mal. Ich gehe allein durch die Stadt. Ich beobachte, wie „diese“ – so nenne ich die außerirdischen Besatzer im Stillen – unsere Mädchen mustern und sich widerlich grinsend über die Objekte ihrer Begierde austauschen. Wenn sie das Verlangen nach Kopulation verspüren, bewegen sie sich mit riesigen Sätzen, wie Heuschrecken, zu einem kleinen Häuschen am Stadtrand. Vielleicht sitzt dort ihr Stab und sie konsultieren die Machthaber bezüglich dieser unbekannten körperlichen Impulse. Denn unter „diesen“ gibt es keine sogenannten Frauen. Ihre Arbeiter breiten behände unverhältnismäßig große Rollen mit künstlichem Dreck über die Gehwege und Rasenflächen. Kino wurde verboten. Auf Bildschirmen, die in unglaublicher Zahl in der ganzen Stadt installiert wurden, laufen Trickfilme, die jemand mit der Vorstellungskraft eines Wurms und ebensolchen künstlerischen Fähigkeiten gezeichnet hat. Ohne Musik und Sprache. Die Figürchen krümmen sich in seltsamen Rhythmen über die Bildschirme, ihre Augen sind leer, mit schwarzer Farbe ausgemalt. Ich stehe und schaue und muss mich beinahe übergeben. Einer von „diesen“ sagt hinter mir:
„Schön.“
Ich muss brechen.
Da beschließt unsere kleine Gesellschaft, ein halbes Dutzend Invasionsgegner, die nicht einverstanden sind, zu fliehen. In die Wüste. Wie Beduinen gekleidet. Fliehen wir nach Afrika.
Albert Camus’ Roman Der Fremde, dessen Titel ich ohne Erlaubnis leicht abgewandelt übernommen habe, spielt in Nordafrika, im kolonialen Algerien, wo der Autor auch geboren wurde. Plötzlich fällt mir auf, dass auch der Heilige Augustinus aus Algerien stammte. Das hat für mich Bedeutung. Ich sammle Koinzidenzen. Camus’ Protagonist Meursault sammelt seltsame Zufälle, schneidet sie aus Zeitungen aus und klebt sie in ein Heft. Manchmal liest er sie wieder, so wie ich nun zum vierten Male Der Fremde. Als er bereits im Gefängnis sitzt, nachdem er aus Versehen am Strand einen Araber getötet hat, und weiß, dass ihn die Guillotine erwartet, spielt ihm die böse Ironie des Schicksals noch einen ungewöhnlichen Fall aus der Presse in die Hände: Ein Mann war sich nach Amerika gegangen, dort zu Reichtum gekommen und dann heimgekehrt. Das interessiert Meursault:

„Zwischen meinem Strohsack und dem Bettrost hatte ich nämlich ein fast an den Stoff geklebtes, vergilbtes, durchsichtiges altes Stück Zeitung gefunden. Es berichtete von einem Vorfall, dessen Anfang fehlte, der sich aber in der Tschechoslowakei ereignet haben musste. Ein Mann war aus einem tschechischen Dorf aufgebrochen, um sein Glück zu machen. Nach fünfundzwanzig Jahren war er reich und mit Frau und Kind zurückgekehrt. Seine Mutter unterhielt mit seiner Schwester in seinem Geburtsort ein Hotel. Um sie zu überraschen, hatte er seine Frau und sein Kind in einem anderen Gasthof gelassen, war zu seiner Mutter gegangen, die ihn nicht erkannt hatte, als er hereinkam. Er war auf die Idee gekommen, zum Spaß ein Zimmer zu nehmen. Er hatte sein Geld gezeigt. Nachts hatten seine Mutter und seine Schwester ihn mit einem Hammer totgeschlagen, um ihn auszurauben, und hatten seine Leiche in den Fluss geworfen. Am Morgen war die Frau gekommen, hatte, ohne es zu wissen, die Identität des Reisenden enthüllt. Die Mutter hatte sich erhängt. Die Schwester hatte sich in einen Brunnen gestürzt. Ich habe diese Geschichte wohl Tausende Male gelesen. Einerseits war sie unwahrscheinlich. Andererseits war sie normal. Jedenfalls fand ich, dass der Reisende es ein bisschen verdient hatte und dass man nie spielen soll.“

„Unglaublich“, denkt Camus’ Held laut über diesen Fall.1 Im Theaterstück, nicht im Buch. Zuerst sah ich die Verfilmung von Luchino Visconti. Doch das reichte mir nicht. Ich suchte nach weiteren Inszenierungen über diesen Menschen, der von der Gesellschaft ausgestoßen worden war. Ich fand das Stück im Moskauer Theater Sowremennik, erst kürzlich, 50 Jahre nach Viscontis Film mit Marchello Mastroianni in der Hauptrolle. Eine junge, noch unbekannte Regisseurin hatte das Stück inszeniert und war dabei mutig genug gewesen, den Originaltext des Buches abzuwandeln. Im Buch bewertet der Held die Zeitungsnotiz über den Tschechen nicht. Er sagt nicht: „Unglaublich.“

Ebenso unglaublich ist, dass der Tscheche aus der Gefängnis-Notiz nach Hause zurückkehrte, denn die Jantschukowitschs aus dem Dorf Perawosy zum Beispiel sind nicht zurückgekehrt. Jantschukowitsch war der Familienname meiner Mutter. Im Dorf am Flüsschen Wilija lebten nur Jantschukowitschs. Alle waren miteinander verwandt, manche näher, manche ferner. Ab Beginn des 20. Jahrhunderts wanderten sie nach Amerika aus. Meine Archivfreundin Lena schickte mir die Dokumente der Perawoser Jantschukowitschs zur Ausreise und zur Registrierung in Amerika. Meine eigenen Verwandten fand ich nicht darunter. Keine mir bekannten jedenfalls. Außer Dshan natürlich, auch ein Jantschukowitsch, über den ich seit meiner Kindheit Geschichten höre. Und der als einziger zurückgekehrt ist.

Mama erzählt:
„Nachbar Dshan hatte einen Hampelmann. Wenn wir am Faden zogen, machte der Faxen. Immer wenn wir zu Dshan kamen, wollte jeder der erste beim Hampelmann sein. Er war aus Sperrholz, hing an der Wand und war bunt angemalt. Dshan hatte ihn aus Amerika mitgebracht und aufgehängt.“

Dshan hieß ursprünglich Iwan. In Amerika hieß er dann John. Aber John, so meine Vermutung, fügte sich wegen des „o“ nicht in die Sprache ein, denn das Belarussische liebt das „a“. Ich studiere die Kopie der Registrierungskarte von Dshan-Iwan genauer und erfahre, dass er von 1917 bis 1933 in der Textilfabrik von Worcester, Massachusetts gearbeitet hat. In seinem Haus hing eine riesige Fotografie, die in der Fabrikhalle aufgenommen worden war.

Mama:
„Da waren vielleicht 200 Menschen auf der Fotografie. Immer, wenn wir mit Mama und Papa dort zu Besuch waren, schaute ich sie an und versuchte, Dshan zu finden.“

Ich weiß, wie Dshan ausgesehen hat. Wir haben ein Foto vom größten Hochwasser, das Perawosy erlebt hat. Darauf sind Mama und ihre Freundin Soja Warsozka zu sehen, wie sie mit dem Boot in die Stadt zur Arbeit fahren. Wie Statuen stehen sie in dem kleinen Boot, adrett mit ihren Handtäschchen. Torebka sagte man damals in polnischer Art zu einer Damenhandtasche. Und feine Schühchen tragen sie. Die Schuhe machte damals der berühmte Damenschuhmacher Baran von der Perschamajski-Straße. Mama und Soja sitzen ganz still. Am Ruder ein schmaler Mann mit dunkler Mütze. Das ist Dshan.

Traum Nr. 2
Es ging weiter und weiter und schließlich kamen wir nach Afrika. Mit dem Floß schlugen wir uns zum Anwesen durch, einem riesigen leerstehenden Haus mit Flachdach in arabischem Stil. Fast alle Fenster sind eingeschlagen. Ich erahne, dass hier ein Krieg stattgefunden hat, scheinbar ein Atomkrieg, der keine Menschen übriggelassen hat. Es wird Abend, der breite Fluss, an dessen Ufern das Haus steht, (genau wie in Perawosy), glänzt im Licht der tiefstehenden Sonne. Vogelschwärme. Krach, Geschrei. Als es dunkel ist, entfache ich ein kleines Feuer auf dem Flachdach eines der Wirtschaftsgebäude und röste Kartoffeln. Pelle sie und esse. In diesem Traum ist alles so langsam. Und überdeutlich.. Die Kartoffel zerfällt in meinen Händen. Kühlt ab. Ich esse. Ich spüre nichts von der Veränderung, die stattfindet,. Dass ich nichts außer Kartoffeln zu essen habe. Ich bin eine Verstoßene und muss mich den neuen Lebensbedingungen anpassen. Den Bedingungen ewiger Einsamkeit. Deshalb denke ich mir aus (und das ist einfach, wenn man träumt), dass das Haus dem meines Großvaters in Perawosy gleicht, in dem ich nie gewesen bin. Auch die Sonne ist dieselbe, nur heißer. Und der glitzernde Fluss ist wie unsere Wilija, das trockene Gras am Ufer und die vielen kleinen Punkte der Vögel im Glanz des Flusses sind fast wie unsere belarussischen in Smarhon. Nur zum Reden ist niemand da, aber daran kann man sich gewöhnen.

Die Bewohner von Perawosy, dem Dorf an der Wilija, wo Ururgroßvater Ignacy, Urgroßvater Apalinary, Großvater Iosif und meine Mutter geboren wurden, verließen ihr schönes Dorf am Fluss, so denke ich, mit großer Bitterkeit und Angst, als sie in die amerikanische Ferne zogen, wo es schwierig war, mit Einheimischen zu reden. Und sie ja erstmal dieses Englisch lernen mussten. Der Familienname klang dort ungewohnt, wie ein wildes Wort. Also wurden sie zu Jankowskis, Janchuks und Janssons. Wie haben sie wohl beschlossen, in diese Ferne zu ziehen, die Jankowskis, Janowskis, Janchuks und Janssons? Mit welchem Geld, für welches Schiff kauften sie Fahrkarten? Der Gedanke macht mich unruhig. Warum hielt und hütete die Heimat sie nicht, warum zwang sie sie ans Ende der Welt für ein Stück Brot? Sie vertrieb sie wie Fremde, wie Dreck, wie Stroh. Dabei gehörten sie doch zu ihr. Es bringt mich um den Schlaf. Ich schalte einen amerikanischen Film ein, Edge of Tomorrow mit Tom Cruise, schaue, bis mir die Augen zufallen. Ich schalte ab, als die Protagonistin Cruise gerade befiehlt:
„Du musst uns von diesem Strand wegbringen.“

Am Strand werden „unsere amerikanischen Landsleute“ von den außerirdischen Mimics angegriffen. Agile Giganten, halb Spinne, halb Krabbe, halb Oktopus, halb Affe, halb was weiß ich. Vielleicht Tyrannosaurier. Ich schlafe spät ein. Um drei Uhr nachts klingelt das Telefon. Nummer unbekannt, aber man weiß ja nie. Ich gehe ran – Krach, Geschrei, Rufe. Ich höre, ohne zu begreifen:
„Hol uns raus!“
„Was?“
„Hol uns hier raus!“
Ich lege auf und stelle auf lautlos. Ich bin nicht Tom Cruise. Keine Retterin. Am Morgen sehe ich acht unbeantwortete Anrufe auf dem Display. Von verschiedenen nichtgespeicherten Nummern. Hätte ich sie doch retten sollen? Haben sie sich selbst vor den angreifenden Mimics gerettet? Die Hilferufe gehen mir nicht aus dem Kopf. Die unbekannte Stimme hallt in meinen Ohren nach.

Traum Nr. 3
Die nächste Postapokalypse beginnt mit einem lauten Geräusch aus dem Himmel. „Mu“, der zen-buddhistische Laut, alt wie die Welt. Aus dem Japanischen übersetzt bedeutet er „nichts“. Als sich im Traum aber am Himmel über dem Hauptplatz von Smarhon ein präzises Riesenloch bildete, war da der Kopf einer Kuh, die der ganzen Stadt „Mu“ zurief. Und es geht los. Der Kopf verschwindet. Durch das Loch, das in Sekundenschnelle größer wird, sinkt eine gewaltige fliegende Untertasse herab und schwebt über dem Hauptplatz. Heraus hagelt es gegnerische Soldaten in metallenen Raumanzügen. Die Gesichter verdeckt, die Absichten maximal feindlich. Die ganze Stadt zieht sich in den unterirdischen Gang zurück, der, wie sich herausstellt, schon immer unter dem Lenin-Denkmal ist, was aber keiner weiß. Ich, Heldin meiner eigenen Träume, achte darauf, dass niemand dem Massaker der erbarmungslosen Außerirdischen zum Opfer fällt. Erst als der letzte Bürger in den dunklen Schacht gestiegen und sein Rucksack außerhalb meiner Sichtweite ist, gehe auch ich. Über meinem Kopf ziehe ich den gusseisernen Deckel mit der Aufschrift „Smarhon“ zu. Die Aufschrift des Lukendeckels ist keine Erfindung der Autorin des Traums. In der Stadt gibt es tatsächlich eine Gießerei, die bis heute Kanaldeckel produziert. Wie schwarze Pfannkuchen lagen sie einst in der ganzen Sowjetunion verteilt. Ob es heute noch so ist, weiß ich nicht. Aber in unserer Stadt gibt es ein ganzes Meer davon.

Mama:
„So was gab es bei uns nicht, sagte Dshan immer. Hochhäuser, schwarze Menschen. Ihm graute vor alldem. Als er wieder hier war, hat er sich einmal in Smarhon betrunken und ist in eine Pfütze gefallen. Da erschienen ihm plötzlich Wolkenkratzer aus der Pfütze und er sprach mit sich selbst auf Englisch.“

Die Nachfahren der Jantschukowitschs aus Massachusetts sehen schon aus wie Amerikaner. Man schickte mir Archivbilder der amerikanischen Perawoser. Ein junger hübscher Soldat mit weißer Schirmmütze und blauer Uniformjacke, der Enkel von Pjotr Jantschukowitsch aus Perawosy, ist ein Ebenbild von Tom Cruise. Dieselben grünen Augen, dichte Augenbrauen, kleiner klar umrissener Mund, große Nase. John Jansson. Hier würde er Iwan heißen. Selbst das Muttermal auf der linken Wange, genau in der Mitte, wie bei Cruise. Hätten die , die da „rausgeholt“ werden wollten, doch lieber Cruise angerufen und nicht mich. Im Film hat er immerhin die Welt von der monströsen Besatzung befreit, indem er sich in fantastischer Weise ins Gehirn des Wesens versetzte, das die Mimics steuerte. Ich dagegen konnte nicht mal im Traum meinem Vater helfen.

Traum Nr. 4
Das Zimmer, in dem Papa und ich wohnen, ist lang und schmal wie ein Korridor. An der Stirnseite gibt es ein großes Erkerfenster. Zum dritten Mal schon lebe ich im Traum hier, in einer Kommunalka. In der Nacht wache ich auf und begreife plötzlich, dass sie gleich hier sein werden, um uns zu holen. Die Nachbarin im Nachthemd hat schon zweimal mit besorgtem Gesicht hereingeschaut. Auch ohne dies ist klar, dass wir verloren sind. Die Angst wächst. Ich gehe zur Nachbarin in die Gemeinschaftsküche. Dort ist es wie im Mittelalter. Kupfergeschirr, ein rußgeschwärzter Kessel hängt über dem Feuer am Haken. Auf dem Holzboden liegen Kohlköpfe, Rüben und Zwiebeln herum. Und da kommen sie. Glatzköpfige Brüder in schweigender Reihe, alle in Schwarz. Über das Gemüse stolpern sie direkt zu Papa. Es wäre zum Lachen, wenn es nicht so furchtbar wäre. Ich weiß, dass sie ihn dort drin schlagen, aber es ist nichts zu hören. Dann führen sie ihn an uns vorbei aus der Wohnung. Ich halte die Augen geschlossen, um zu sehen, wie sie Papa zusammengeschlagen haben. Mit Beinen wie Watte gehe ich in unser Zimmer zurück. Nirgends ein Fleck Blut. Wahrscheinlich haben sie extra so geschlagen, dass man nichts sieht. Von Papa ist der Bambusstock geblieben. Mich schmerzt der Gedanke, wie Papa ohne ihn laufen wird. Dabei hat Papa im realen Leben den Stock gar nicht benutzt. Dann begreife ich, dass er jetzt keinen Stock mehr braucht, weil er nirgendwohin mehr gehen wird. Sie haben ihn weggebracht, um ihn zu töten. Auf dem Klavier liegt noch ein Spielzeug. Irgendwas Struppiges. Ich schaue genauer hin: es ist ein kleiner Löwe. Mein Vater hat mir sich selbst als Plüschtier hinterlassen, Löwe ist sein Sternbild. Ich verstehe nicht, warum sie mich nicht auch mitgenommen haben. Ich bin ihm doch so ähnlich. Wahrscheinlich lautet der Befehl, Mädchen nicht mitzunehmen. Vorläufig.  

Aus den Dokumenten, die ich bekommen habe, geht hervor, dass nur eine einzige junge Frau aus Perawosy die Reise nach Amerika angetreten hat. Ältere Frauen gab es auch, sie fuhren mit ihren Männern. Aber diese 18-jährige Anna fuhr allein. „Marital status: Ledig (Single) Departure.“ So steht es auf dem Formular. Sie verließ das Dorf 1912. Auf der Pennsylvania fuhr sie von Hamburg nach New York. Ziel war natürlich Massachusetts. Wie bei allen. Zum Glück reiste sie über Deutschland und nicht über Großbritannien, wo 1912 die Titanic ihre erste und letzte Fahrt nach New York antrat. Ich habe mir den gleichnamigen Film von James Cameron extra noch einmal angeschaut, um zu verstehen, unter welchen Bedingungen die einfachen Leute auf den billigsten Plätzen über den blauen Ozean ihrem himmelblauen Ziel entgegenfuhren. Es waren nicht die besten. Ich stelle mir vor, dass gut und gerne Leute aus Perawosy auf der Titanic gewesen sein könnten. Und hoffe, dass sie zu den Geretteten gehörten. Man müsste die Passagierliste der Titanic auftreiben. Plötzlich sind mir diese Menschen nicht mehr egal.
Ich frage meine Mutter: „Wie ist Dshan gestorben?“

Mama:
„Schlimm. Im Kolchos war ihm ein Auto gegen den Kopf gefahren. Die Dshanicha, also Julia, seine Frau, kümmerte sich nur leidlich um ihn. Gab ihm nichts zu trinken, damit er nicht auf den Topf musste, selbst gehen konnte er nicht mehr. Meine Eltern gingen mal zu Besuch und er bat um Wasser. Vater brachte welches, da flog die Dshanicha herbei und schimpfte ihn aus. Da hat sie von Vater aber was zu hören bekommen – und Dshan sein Wasser. Er war so klug, wohlerzogen und galant. Und wie er Maria mochte, meine mittlere Schwester, weil sie gerne mit ihm sprach. Über Englisch fragte sie ihn aus, aber er wusste nur noch wenig.“

Wie wohl Dshans Leben verlaufen wäre, wenn er nicht zurückgekehrt wäre und das Englische nicht vergessen hätte? Wie wäre es John Jansson ergangen, wäre er hier geboren? In Amerika wurde John, trotz – oder vielleicht wegen – seiner heldenhaften Erscheinung, nur 30 Jahre alt. Dem Todesjahr und der Kriegsuniform auf dem Foto zufolge könnte er im Bürgerkrieg in El Salvador gestorben sein. Der wohl furchtbarste Film über diesen Krieg ist Salvador von Oliver Stone. In der 10. Klasse habe ich ihn mit einer Freundin im Kino angeschaut. Wir sind beide wegen der grausamen Terrorszenen völlig ausgeflippt: die Willkür der Todesschwadronen, die die schutzlose, unbewaffnete Bevölkerung traktieren, wie es ihnen die wahnsinnige Phantasie ungebildeter Menschen mit unbegrenzter Macht souffliert. Man konnte schon getötet werden, wenn man bei der Ausweiskontrolle seinen Pass nicht dabeihatte. Seitdem trage ich meinen Pass immer bei mir. Und habe sogar ein Gedicht darüber geschrieben:

Ich habe immer meinen Pass dabei
wer weiß

wer weiß ob jemand kommt
und streng befiehlt:

„Dokumente her!“
Was zeige ich dann?

Nach diesem Film fing ich an, methodisch von Flucht zu träumen, von Festnahmen, Gefängniszellen, sogar einer Erschießung. Sie erschossen mich, aber ich starb nicht. An meinem Körper zeichneten sich nur ein paar Löcher ab, eingebrannt, wie beim Terminator, der auch ein Weltretter ist, wie Tom Cruise in Edge of Tomorrow, wie ich in meinem Traum vom Laut „Mu“. Die perfekte Clique.

Traum Nr. 5
Ich habe die Schlüssel zu den Hintertüren einiger Läden in der Stadt. Mit einer Freundin gehe ich nachts durch die leeren, hallenden Räume. Niemand da, wir mögen die Stille. Plötzlich eine Razzia. Die Polizei stürmt das Gebäude und direkt im Lager, zwischen Kisten, Fässern und Säcken, wird uns der Prozess gemacht. Gleich hier im Laden sollen wir in die Zelle gesteckt werden. Im Keller, hinter ein Holzgitter. Offenbar gibt es Ladengefängnisse. Sie verkünden das Urteil – 10 Jahre. Zusammen mit uns werden zwei Männer verurteilt. Sie protestieren, beginnen einen Kampf, dabei geht die Tür der größten Zelle zu Bruch. 
„Zum Teufel!“, schreit der Richter. Er wirft sich gegen die Tür, durch die schon die Häftlinge drängen. Schüsse fallen, mehrere Polizisten fallen tot um. Der Richter flüstert uns zu:
„Seht ihr, jetzt achtet niemand auf euch.“
Und wir rennen weg. Doch ich lebe weiterhin in Angst. Um sie zu vertreiben, küsse ich im Hauseingang einen Fremden. In der Wohnung sind Gäste – da geht das schlecht. Uns wird klar, dass wir heiraten müssen. Er hat sich verliebt, ich habe ein pragmatisches Ziel. Es wird mich retten. Er ist rothaarig, unrasiert und fühlt sich heiß an. Krank scheint er nicht zu sein, es ist eher seine natürliche amerikanische Temperatur, er ist nämlich Amerikaner, spricht aber gut Russisch. Wir gehen in die Wohnung zurück, treten glücklich auf den Balkon, weil alles beschlossen ist. Wir schauen hinunter. Dort steht die Polizei.
Das war’s, denke ich entsetzt, sie haben sich an unsere nächtlichen Streifzüge erinnert.
Plötzlich tauchen aus der Dunkelheit weiße Figuren auf. Die roten Scheinwerfer lassen ihre schwarzen Augen wie Blutstropfen leuchten. Es sind Mumins. Es stellt sich heraus, in unserem Hof wird ein Film gedreht. Und die Polizei sichert das Set vor Passanten. Die Gefahr ist vorbei. Wir beschließen zu bleiben. Amerika kann warten.

Mama:
„Dshan hatte aus Amerika eine Geige mitgebracht. Immer wenn im Dorf ein Fest war, kam er und spielte, aber erst nach der Hausarbeit. Seine Frau half ihm nie. Alle naselang rief sie:
„Dshan! Bring mir die Strohmatte! Ich fall in Ohnmacht!“
Auf den Festen spielte Dshan mit seinen Söhnen, als sie herangewachsen waren. Ihr Ensemble nannten sie Dshandshyki. Wazik (Wazlau) spielte die Zimbel, Stach Klarinette und Ljonka-Streuner (weil er so zottelig war und sich nie kämmte) die Harmonika.“

Die Mundharmonika spielt auch meine Lieblingsfigur aus den Mumin-Geschichten, der Schnupferich, der immer einen alten Staubmantel trägt. Geschrieben hat die Geschichten die bekannte finnlandschwedische Schriftstellerin Tove Jansson. Ich habe fast einen Luftsprung gemacht, als mir auffiel, dass ihr Familienname eine der Varianten unseres Familiennamens ist. Ich fühlte mich Tove sofort verbunden. Ohnehin war sie mir schon lange unendlich nah, durch diesen einen Satz der Muminmutter:

„Die Muminmutter ist eine Mutter, die jedem immer alles erlaubt und niemandem je etwas verbietet.“ 

Lasst doch zusammen mit den Märchenfiguren die Staatsoberhäupter so denken – die Staatsoberhäupter der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft, die es nicht gibt. Die es nicht gibt, solange wir auf unserem eigenen Land Fremde sind. Verzeih, Augustinus, dass ich widerspreche.


1. Übersetzung ins Deutsche: Uli Aumüller, Rowohlt Verlag
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Alexander Lukaschenko

Im Jahr 2024 feiert Alexander Lukaschenko zwei runde Jubiläen: Seinen 70. Geburtstag und 30 Jahre im Amt. Er wurde 1954 geboren. Über seinen Vater ist nichts bekannt, seine Mutter, Melkerin in einer Kolchose, hat ihn allein aufgezogen. Sie lebten in Armut. Auf die Frage eines Journalisten: „Wie lebten Sie als Kind?“ sagte Lukaschenko, damals bereits Präsident: „Bettelarm war ich!“1 Allem Anschein nach wurde die alleinstehende Mutter von den Dorfleuten gepiesackt. Uneheliche Kinder waren damals gesellschaftlich nicht akzeptiert. Der Publizist Alexander Feduta, nunmehr aus politischen Gründen inhaftiert, beschreibt Lukaschenko folgendermaßen: „Wir haben es mit einem typischen komplexbehafteten Dorfjungen zu tun, vaterlos oder, wie es auf dem belarussischen Land heißt, ein bajstruk.“2  

Wie schaffte es dieser Dorfjunge aus dem Osten von Belarus an die Spitze der Macht in seinem Land, die er als Diktator schließlich an sich riss? Wie gelang es Lukaschenko, ein System zu errichten, das die belarussische Gesellschaft bis heute unter Kontrolle hat? Waleri Karbalewitsch, Autor einer Lukaschenko-Biographie, über das autoritäre Machtgefüge in Belarus. 

Der Weg zur Macht 

Anhand der Bruchstücke, die Lukaschenko über seine ersten Lebensjahre preisgibt, gewinnt man keineswegs den Eindruck einer glücklichen Kindheit, ganz im Gegenteil. Wir sehen Neid auf andere Kinder, die mit mehr Wohlstand gesegnet waren, den Komplex eines zu kurz gekommenen Menschen. „Die 1950er Jahre waren eine schwere Zeit, eine furchtbare Not. Ich weiß noch, was für ein Kampf bei uns im Dorf herrschte. Wer stärker war, überlebte, Familien mit kräftigen Männern und Vätern hatten es leichter. Ich hab meinen Teil wegbekommen …“, sagte Lukaschenko.3 
 

„Die junge Generation wählt Alexander Lukaschenko.“ Wahlwerbung zu den Präsidentschaftswahlen im Jahr 1994 / Foto © Archiv/Tut.by 

Nach der Wahl zum Präsidenten im Jahr 1994 nahm Lukaschenko seine Frau bekanntlich nicht mit nach Minsk. Nach ein paar Monaten machte ein Witz die Runde, von dem böse Zungen behaupten, er sei die reine Wahrheit: Frau Lukaschenko habe auf die Frage von Nachbarn, warum sie ihm nicht hinterherfahre, geantwortet: „Ach, mein Saschka bleibt doch nie irgendwo länger als zwei Jahre.“ 

Tatsächlich beeindruckt sein Lebenslauf, bevor er Präsident wurde, durch häufige Arbeitsplatzwechsel. Paradoxerweise ist der einzige Posten, den er jemals länger innehatte, das Präsidentenamt.  

Die häufigen Jobwechsel zeugen von Lukaschenkos Unverträglichkeit. Fast überall war seine Tätigkeit von Konflikten begleitet. Seine Frau erinnerte sich: „Wo auch immer er war, immer und überall schlug er sich mit seiner Sturheit und Direktheit die Nase an. Natürlich war das störend. Misserfolge und Kränkungen vertrug er ganz schlecht.“4 Der psychologische Begriff hierfür ist Fehlanpassung, also, die Unfähigkeit, sich an soziale Normen anzupassen, die es in jeder Gesellschaft gibt. Das hinderte ihn daran, Karriere zu machen und im sowjetischen System ein hohes Amt zu ergattern. Er wirkte eher wie ein Außenseiter, ein Loser.  

Doch mit Beginn der Perestroika, mit Glasnost und Demokratisierung, waren diese Charakterzüge, die ihm früher so im Weg gestanden hatten (weil sie zu Konflikten mit der Obrigkeit führten), plötzlich von Vorteil. In dieser Zeit des Kampfes gegen die Parteinomenklatur, die sich mit Händen und Füßen gegen Reformen sträubte, erfreuten sich mutige Akteure, die sich entschlossen zeigten, immer größerer Beliebtheit. Und Lukaschenko passte reibungslos ins Bild eines Kämpfers für Gerechtigkeit, eines Siegers über das System. Außerdem entdeckte er sein Talent zum Politiker, der in der Öffentlichkeit steht, vor Publikum spricht, dessen Aufmerksamkeit er bannt. Also stürzte er sich Hals über Kopf in die Politik, eine für ihn ganz neue Sphäre, in der er sich bald zu Hause fühlte. 1990 machte er den Schritt vom Direktor einer Provinz-Sowchose zum Abgeordneten des Obersten Sowjets der BSSR. Die Sitzungen dieses Machtorgans wurden damals live im Fernsehen übertragen. Lukaschenko trat häufig auf, hatte zu allen Themen etwas zu sagen. Bald kannte ihn das ganze Volk.  

Wie so oft in der Geschichte ging es auch hier nicht ohne Zufall. Um einen politischen Höhenflug zu schaffen, muss einer auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde der Oberste Sowjet zum Parlament des unabhängigen Belarus, und Lukaschenko wurde zum Vorsitzenden einer parlamentarischen Kommission zur Bekämpfung der Korruption gewählt. Diesen Posten wusste er höchst effektiv für sich zu nutzen, nannte sich gar den obersten Korruptionsbekämpfer des Landes. Unter anderem deswegen konnte er bei den Präsidentschaftswahlen 1994 einen triumphalen Sieg einfahren. Lukaschenko war der Inbegriff des „Volkskandidaten“. Seine ganze Erscheinung, seine Kultur, seine Sprache und seine Art zu sprechen, das war dem Volk alles sehr nah und vertraut. Viele Menschen konnten sich mit ihm identifizieren. 

Natürlich war er nicht sofort ein Diktator. Anfangs waren seine Reden von Enthusiasmus und dem aufrichtigen Wunsch geprägt, dem Volk zu dienen und das Land so schnell wie möglich aus der Krise zu führen. Er sagte: „Schweißausbrüche bereitet mir nur der Gedanke, die Versprechen nicht einlösen zu können, die ich den Menschen bei den Wahlen gegeben habe.“5 Für den Fall seines Scheiterns zog er sogar einen freiwilligen Rücktritt in Betracht. 

 

Lukaschenko bei seiner Inauguration am 20. Juli 1994 im Obersten Sowjet, noch neben der weiß-rot-weißen Fahne, der damaligen Staatsflagge, die heute verboten ist.

Machthunger und Gewaltenteilung 

Bald nach seinem Amtsantritt stieß Lukaschenko auf das, was man Gewaltenteilung nennt. Völlig überraschend für ihn: Es gab ein Parlament und ein Verfassungsgericht, die ebenfalls einen Teil der Macht für sich beanspruchten. Für Lukaschenko war das inakzeptabel. In seiner Vorstellung ist wahre Macht nur absolute Macht. Der neue Präsident wies also ein allgemein anerkanntes Element der Demokratie wie die Gewaltenteilung, die Checks and Balances einer Regierung, entschieden von sich. 1996 verkündete er, das Prinzip der Gewaltenteilung sei „eine Bedrohung für unseren Staat“6 geworden. „Werft dieses Gleichgewicht, diese Balance und Kontrolle aus euren Köpfen!“; „Ich will, dass der Staat ein Monolith ist“7, sagte Lukaschenko. 

Ganze zwei Jahre war er damit beschäftigt, andere Zentren der Macht zu beseitigen und zu zerstören. Das geschah unter anderem mithilfe eines gefälschten Referendums über eine neue Verfassung, das Politiker und Juristen einen Staatsstreich nannten. Ende 1996 hatte er ein personalistisches autoritäres Regime installiert, in dem nur eine einzige staatliche Institution tatsächlich Einfluss hat: Alexander Lukaschenko. Wahlen wurden zur Fiktion, die Opposition wurde aus allen staatlichen Einrichtungen geworfen, und der Staat erhielt das Monopol auf alle TV- und Rundfunksender.        

Lukaschenkos dominanter Charakterzug, die Kernidee seiner Weltanschauung ist ein grenzenloser Machthunger, der vor nichts haltmacht. Allem Anschein nach ist dieses Streben nach Allmacht der Grund dafür, dass Lukaschenko sich strikt weigert, die Todesstrafe abzuschaffen oder ein Moratorium darüber zu verhängen. Denn das Recht, einen Menschen bis hin zur Tötung zu bestrafen oder auch zu begnadigen, galt schon in alten Zeiten als einer der wichtigsten Faktoren der Macht. Deswegen ist Belarus das einzige Land Europas, in dem die Todesstrafe zur Anwendung kommt. 

An Lukaschenkos Äußerungen sieht man, dass für ihn die Frage nach der Macht eine Frage von Leben und Tod ist. Wenn er seinen Opponenten vorwirft, ihn seines Amtes entheben zu wollen, so ist das für ihn dasselbe wie ein Mordanschlag. Der Führer hat keinen Zweifel: Verliert er die Macht, rechnet er mit einem schrecklichen Gericht für sich. Ein Leben ohne Macht kann Lukaschenko sich nicht vorstellen: Es verliert seinen Sinn. Als er 2020 dem ukrainischen Talkmaster Dmytro Gordon ein Interview gab, sagte Lukaschenko auf die Frage, ob er nicht zurücktreten wolle: „Ich kenne ja nur diese Lebensart … Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Gut, also schön, ich bin nicht mehr Präsident – und was mach ich dann morgens nach dem Aufstehen?“8 An den kritischen Tagen der Massenproteste 2020 wiederholte Lukaschenko immer wieder, er werde an der Macht bleiben, solange er lebe. Bei einem Auftritt in der Radschlepperfabrik am 17. August 2020 verkündete er: „Solang ihr mich nicht umbringt, wird es keine anderen Wahlen geben.“9     

Die Abgeordneten der BNF während des Hungerstreiks aus Protest gegen Lukaschenkos umstrittenes Referendum im Jahr 1996 / Foto © Archiv/Tut.by 

Die Ideologie des Systems 

Das Lukaschenko-Regime ist auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR das prosowjetischste. Lukaschenko betont immer wieder, dass seine Vorlage für den Aufbau eines Staats die sowjetische Gesellschaftsordnung sei, und Lenin und Stalin nennt er „Symbole unseres Volkes“10. Als Wappen und Fahne der Republik Belarus bestimmte er die Symbolik der zur Sowjetunion gehörigen BSSR in leicht abgeänderter Form. Die Namen von Straßen und Plätzen sowie die Denkmäler sind seit der Sowjetzeit unverändert geblieben. Belarus ist das einzige postkommunistische Land, in dem der KGB noch immer KGB heißt.  

Lukaschenko lehnte von Anfang an die Ideologie des belarussischen ethnokulturellen Nationalismus ab. Mit Hilfe eines Referendums drängte er die belarussische Sprache an den Rand und tauschte die weiß-rot-weiße Flagge und das Wappen in Folge eines weiteren umstrittenen Referendums aus. Die staatliche Propaganda setzt belarussischen Nationalismus mit Nazismus gleich. Und das nicht nur, weil Lukaschenko Moskau nicht reizen will, dem jeglicher Nationalismus in seinen Nachbarländern ein Dorn im Auge ist. Lukaschenkos traditionelle Wählerschaft ist russischsprachig, für sie existiert ohnehin keine belarussische Identität. Sein wichtigster politischer Gegner war lange die Partei BNF mit ihren nationalistischen Losungen.  

Der Hauptgrund für Lukaschenkos Aversion gegen Nationalismus ist aber, dass man damit eine Gesellschaft mobilisieren kann. Er formt eine Zivilgesellschaft, fördert horizontale Verbindungen, stimuliert die Solidarität. Lukaschenko aber braucht eine atomisierte Bevölkerung, die nur durch staatliche Institutionen zusammengehalten wird. Er braucht keine Gesellschaft als selbständiges Subjekt, das Verantwortung für das Schicksal ihres Landes übernimmt. 

Insgesamt kann man wohl sagen, dass dieses System keine greifbare Ideologie zu bieten hat. Die Narrative der Propaganda sind eklektisch, da mischen sich Elemente der sowjetischen Vergangenheit mit Ideologemen von Russki Mir, mit der Ablehnung von Liberalismus und westlichen Werten und so weiter. In gewissem Sinne ist dieser Mangel an Ideologie dem Regime sogar zuträglich, denn so kann es seine politische Linie je nach Konjunktur verändern. In Belarus gibt es keine Regierungspartei, die eine faktische Macht ausübt. Denn Lukaschenko hatte immer die Sorge, sie könnte eine von ihm unabhängige Elite konsolidieren. 

Gründe für die lange Herrschaft 

Wie ist es Lukaschenko gelungen, so lange an der Macht zu bleiben? Hier sind mehrere Faktoren zu bedenken. Erstens entsprach das belarussische Gesellschaftsmodell lange Zeit den Bedürfnissen und Vorstellungen, die die Mehrheit der Bevölkerung in Bezug auf Politik hatte. Es basierte auf staatlicher Dominanz in Wirtschaft und Sozialwesen – ein wirksames Instrument zur Kontrolle über die Gesellschaft, zur Umgehung der Gewaltenteilung und zur Herrschaft eines Einzelnen –, auf einer Partnerschaft mit Russland und einem Konflikt mit dem Westen. Der Großteil der Bevölkerung (Staatsbedienstete, Angestellte staatlicher Betriebe, Rentner) war finanziell vom Staat abhängig. Die Hemmung marktwirtschaftlicher Reformen führte zur Konservierung sozialer Strukturen.  

Zweitens spielte Lukaschenkos ausgeprägte politische Intuition eine Rolle, sein angeborenes Gespür, mit dem er das richtige Vorgehen oder eine Bedrohung erkennt, sein Charisma und auch sein Populismus, sein Talent, zum Volk in einer für sie verständlichen Sprache zu sprechen. Dem politischen Triumph des Diktators liegt in hohem Maße seine erstaunliche Fähigkeit, ja geradezu Kunstfertigkeit zugrunde, die Menschen zu manipulieren. Er ist ein begabter Schauspieler mit vielen Rollen im Repertoire, ein faszinierender Verwandlungskünstler. Je nachdem, wem er gerade gefallen will, kann er äußerst liebenswürdig sein. Seinen hauseigenen Stil macht aus, dass er bei ein und derselben Gelegenheit, oft sogar im selben Satz, widersprüchliche, manchmal sogar einander ausschließende Thesen formuliert. Und jeder Zuhörende hört das heraus, was ihm lieber ist, was ihm besser gefällt. 

Drittens hat Lukaschenko alle Mechanismen zum Machtwechsel komplett ausgeschaltet. Die Wahlen sind zum reinen Dekor geworden, sie beeinflussen nichts, und ihr Ergebnis ist im Voraus bekannt. Auf legalem Weg kann es in Belarus keinen Machtwechsel mehr geben. Und zu einer Revolution war die belarussische Gesellschaft vor 2020 nicht bereit. Außerdem hat Lukaschenko jede politische Konkurrenz in den Machtorganen verunmöglicht. Sobald irgendein Beamter an politischer Bedeutung gewann, wurde er seines Amtes enthoben.    

Lukaschenko hat alle Mechanismen zum Machtwechsel komplett ausgeschaltet. Die Wahlen sind zum reinen Dekor geworden /Foto © Natalya Talanova/Tass Publication/Imago

Lukaschenkos politische Stütze ist der Staatsapparat. Während der akuten politischen Krise im Jahr 2020 kam es nicht zu einer Spaltung der Eliten, was eine wichtige Bedingung für den Sieg der Revolution gewesen wäre. Und zwar deswegen, weil es in Belarus keine einzige staatliche Institution gibt, die vom Volk gewählt wird, dem Volk Rechenschaft schuldet, vom Volk kontrolliert wird.  

Und natürlich verlässt sich Lukaschenko auf seine Silowiki. Daraus macht er auch keinen Hehl: „Die Vertikale ist stabil. Sie stützt sich auf den KGB und das MWD11. „Der KGB ist die Basis für eine starke Präsidialmacht.“12 

Viertens kann das wirtschaftlich ineffiziente belarussische Gesellschaftsmodell nur dank der Unterstützung aus Russland überleben. In manchen Jahren betrug die russische Wirtschaftshilfe rund 15 bis 20 Prozent des belarussischen BIP.  

Der Ego-Kult 

Lukaschenko hat ein Selbstbild, als verfügte er über übernatürliche Fähigkeiten. Er suhlt sich in Größenwahn und Überlegenheitsgefühl. Immer wieder erzählt er bei öffentlichen Auftritten Geschichten davon, wie jahrelang bettlägerige Kranke dank ihm, dem Führer, wieder gesund wurden. So erzählt er über Boris Jelzin, den ehemaligen Präsidenten Russlands: „In Jelzins Umfeld hieß es immer: Boris Nikolajewitsch fehlt irgendwie der Elan, wir sollten wieder mal den belarussischen Präsidenten einladen. Der verleiht dem russischen Präsidenten dann wieder für drei, vier Monate Flügel. Es hieß, Jelzin würde von mir eine ordentliche Ladung Energie bekommen.“13 Lukaschenko begann von sich zu sprechen wie von einem Heiligen: „Ich bin makellos“14; „Ich bin der (seelen)reinste Präsident der Welt!“15 

Die bizarrsten Formen nimmt Lukaschenkos Drang zum Größenwahn an, wenn er an Sportwettkämpfen und Eishockeyspielen teilnimmt und immer den Sieg davonträgt. Sein Kindheitstraum, Sportstar zu werden, ein Idol für Tausende Fans, die ihn von den Tribünen herunter bejubeln, wird nun auf groteske Weise wahr. Dank der staatlichen Behörden sind diese Wettkämpfe Ereignisse von nationaler Bedeutung. Es werden Unsummen ausgegeben, um berühmte Sportler einzuladen. Und um den Präsidenten mit vollbesetzten Tribünen zu erfreuen, werden Schüler und Studenten vom Unterricht befreit und reihenweise unter Aufsicht ihrer Lehrer ins Stadion oder in die Eishalle gekarrt. Die ganze Führungsriege des Landes wohnt solchen Events bei. Und die staatlichen Medien berichten darüber mit einer Ernsthaftigkeit, als ginge es um wichtige politische Nachrichten.  

Lukaschenkos Hang zum Populismus und der Wunsch, seiner anspruchslosen Wählerschaft zu gefallen, führen dazu, dass er nie ein Blatt vor den Mund nimmt und Sachen sagt, die so gar nicht zu einem Staatsoberhaupt passen. Sein politischer Stil lässt sich nicht ins Konzept von Political Correctness zwängen.     

Ein Protestmarsch im August 2020 in der belarussischen Hauptstadt Minsk / Foto © Homoatrox/Wikimedia unter CC BY-SA 3.0

Das Jahr des Umbruchs  

Zu Beginn seiner Präsidentschaft wurde Lukaschenko tatsächlich von der Mehrheit der Bevölkerung unterstützt. Doch während seiner 30-jährigen Amtszeit ist eine neue Generation herangewachsen. Die Massenproteste 2020 zeigten, dass das archaische sozioökonomische und politische System sowie die autoritären Regierungsmethoden bei den meisten Leuten Abscheu erregen. In Belarus haben wir heute auf der einen Seite eine immer moderner werdende Gesellschaft, die auf Veränderungen abzielt und sich vom staatlichen Paternalismus befreien will, und auf der anderen Seite die Staatsmacht, die am Status quo festhält. Die Gesellschaft wächst über den Staat hinaus, in dessen Rahmen es ihr zu eng geworden ist. Doch Lukaschenko merkt nicht einmal, dass er und sein Land in unterschiedlichen historischen Epochen leben.

Und auch hier ist passiert, was praktisch allen Diktatoren passiert, die zu lange an der Macht sind: Die Staatsmacht hat den Draht zur Gesellschaft verloren. Im Laufe dieser 30 Jahre hat Lukaschenko es nicht geschafft, mit seinem Volk und dessen Problemen wirklich in Berührung zu kommen. Begegnungen mit der Bevölkerung werden gründlich vorbereitet und durchinszeniert, die Teilnehmer sorgfältig ausgewählt. So verliert selbst ein talentierter Politiker das Gefühl für das Volk. Seine Wahrnehmung der Welt wird inadäquat. Und dann sind ihm in Krisenzeiten, sei es aufgrund der Covid-Pandemie oder im Wahlkampf für die Präsidentschaftswahlen, ein Fehler nach dem anderen unterlaufen. In jenem denkwürdigen Jahr 2020 traf er die schlechtesten aller möglichen Entscheidungen. Zum Beispiel ließ er alle Präsidentschaftsanwärter, die ihm gefährlich werden konnten, verhaften, die vermeintlich „schwache“ Swetlana Tichanowskaja jedoch kandidieren, in der festen Überzeugung, es würde sowieso keiner eine Frau wählen, schon gar nicht eine Hausfrau. Der Protest wurde mit roher Gewalt niedergeschlagen. Lukaschenko erlitt selbst wohl ein psychisches Trauma: Zerstört war sein Image als „Volkspräsident“, das er jahrzehntelang so gepflegt hatte. Dabei hatte er ernsthaft an seine Mission geglaubt, das Volk zu vertreten. „Ich glaube, dass nichts und niemand in der Lage ist, einen Keil zwischen den Präsidenten und das Volk zu treiben, das ihn gewählt hat“16, sagte er mal zu Beginn einer neuen Amtszeit.   

Wahrscheinlich dachte er, sein Volk hätte sich von ihm abgewandt. Hatte er doch in den letzten Jahrzehnten immer wieder seine enge Beziehung zum belarussischen Volk betont. Als die Proteste gegen ihn begannen, hatte Lukaschenko ein paar Wochen lang Angst, im Auto durchs Land zu fahren, und flog mit dem Hubschrauber. Als sich seiner Residenz eine Menschenmenge näherte, zog er sich eine kugelsichere Weste an, nahm ein Maschinengewehr, stieg mit Sohn Kolja in einen Hubschrauber und flog von dannen. Die Bilder des flüchtenden Präsidenten sah ganz Belarus. 
 

Lukaschenkos Rache: Oppositionelle wie Maxim Snak und Maria Kolesnikowa wurden zu drakonischen Haftstrafen verurteilt / Foto © Imago/Itar-Tass

Die erlittene seelische Verletzung drängte auf Revanche. Diese entlud sich in politischem Terror. In Belarus gibt es heute rund eineinhalb tausend politische Gefangene. Es gibt Folter. Im ganzen Land gibt es weiterhin Razzien, Verhaftungen und Strafverfahren. Die Menschen werden nicht wegen oppositioneller Tätigkeiten festgenommen, sondern weil sie eine andere Meinung haben und entsprechende Kommentare oder auch nur Likes in sozialen Netzwerken hinterlassen. Viele Oppositionelle werden zu Haftstrafen von über zehn Jahren verurteilt, wie es unter Stalin üblich war. Lukaschenko gibt offen zu, dass auf seinen Befehl hin Verwandte von Oppositionellen oder politischen Häftlingen verfolgt werden. Die Evolution eines autoritären hin zu einem totalitären System läuft. Um an der Macht zu bleiben, unterstützt Lukaschenko in vollem Umfang Russland im Krieg gegen die Ukraine und macht Belarus damit zum Beteiligten der Aggression. Für die Präsidentschaftswahlen 2025 hat Lukaschenko seine abermalige Kandidatur bereits angekündigt.


1.Imja, 6. November 1997 
2.Belorussija i Rossija: obschtschestwa i gossudardstwa, Moskau 1998, S. 260 
3.Sowerschenno sekretno, 1997, Nr 9 
4.Nemiga, 2000, Nr. 2, S. 35 
5.Sowetskaja Belorussija, 1. September 1994 
6.Femida, 22. Januar 1996 
7.Swaboda, 12. November 1996 
8.https://news.tut.by/economics/695690.htm 
9.Nasha Niva: Abstrukcyja, zroblenaja Lukašėnku rabotnikami MZKC, stala najmacnejšym psichalagičnym udaram 
10.Komsomolskaja prawda w Belorussiji, 20. Juni 2006 
11.Femida, 1995, Nr. 3 
12.Belorusskaja delowaja gaseta, 23. Dezember 1996 
13.Sowerschenno sekretno, 1997, Nr. 9 
14.Belorusskaja delowaja gaseta, 6. März 2002 
15.Fernsehauftritt am 17. September 2002 
16.Sowetskaja Belorussija, 20. Oktober 1996 
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