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Die Lage der Medien in Russland und Belarus – dekoder-Redakteure in Interviews

Für unabhängige Journalisten und Medien hat sich die Situation in Russland seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine dramatisch verschlechtert. Soweit bekannt, haben seither mindestens 500 Medienschaffende das Land verlassen. 
Über die Lage der Medien in Russland und Belarus haben dekoder-Redakteure seit dem 24. Februar 2022 in zahlreichen Interviews, online, in Radio und Print, gesprochen. 

Source dekoder

Die Interviews und Podiumsdiskussionen im Überblick 
(in chronologischer Reihenfolge):

21. Februar 2023: „Kritischer Journalismus in Russland und Belarus“ 

WDR5: dekoder-Übersetzungredakteurin Friederike Meltendorf und Herausgeberin des dekoder-Buches „Das ist ein Ozean aus Wahnsinn" spricht im Interview über die Lage der unabhängigen Medien und Journalisten in Russland und Belarus: „Unabhängigger Journalismus ist in diesen Ländern nicht mehr möglich."

29. Juni 2022 „Der Diskurs geht weiter“ 
TAZ: Thema im Interview mit dekoder-Chefredakteurin Tamina Kutscher sind die neuen Wege, die sich die russischen unabhängigen Medien im Exil suchen. Riga ist ein Anlaufpunkt, so sich Redaktionen neu sortieren. Aber auch die bedeutende Rolle von YouTube wird dargestellt – dort erlebt der geschlossene Sender Echo Moskwy zumindest eine teilweise Wiedergeburt: „Der Diskurs geht weiter“

29. Juni 2022 „Krieg ohne Ende?“ 
TAZ-Salon: Tamina Kutscher spricht über die Themen, die jetzt im unabhängigen russischen Diskurs dominieren, allen voran „Wo liegt unsere Schuld? Wo liegt unsere Verantwortung?“ Es sind Stimmen wie die von Anton Dolin, der vor Jahren entschieden hat, sich journalistisch lieber Filmkritiken zuzuwenden (statt der Politik im eigenen Land) und sich nun dafür Vorwürfe macht. Sie spricht über die Arbeit von mutigen regionalen Journalisten und Medien wie Ljudi Baikala, deren Texte auch die Wirkung der Propaganda offenlegen. Das und mehr in einem Austausch mit Susanne Schattenberg von der FSO, die auch dekoder-Gnosistin ist, sowie mit Roman Dubasevych von der Universität Greifswald: „Krieg ohne Ende?“ 

Es geht um Skandalisierung und darum, ein Feindbild zu schärfen 

– Tamina Kutscher am 04.05. im SRF über russische Polit-Talkshows

05.05.2022 „Geschichtsbilder (in den sozialen Medien) im Krieg in der Ukraine“
STIFTUNG EVZ: Die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft fragt in ihrer Reihe EVZ Conversations! nach der Instrumentalisierung der Geschichte in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. dekoder-Politikredakteur Anton Himmelspach über die in vielen liberalen russischen Medien diskutierte Frage, ob der Krieg gegen die Ukraine auch ein Krieg gegen den Westen sei. „Geschichtsbilder (in den sozialen Medien) im Krieg in der Ukraine“

04.05.2022 „Talkmaster Solowjow: der finstere Diener seines Herrn“
SRF: dekoder-Chefredakteurin Tamina Kutscher ordnet beim SRF einen der zentralen Propagandisten des russischen Staatsfernsehens ein, Wladimir Solowjow. „Es geht um Skandalisierung und darum, ein Feindbild zu schärfen“ – das der Ukraine und des Westens: „Talkmaster Solowjow: der finstere Diener seines Herrn“

03.05.2022 „Totale Kontrolle? Zensur & Pressefreiheit in Russland seit Beginn des Ukraine-Krieges“
CAMPUS-FORUM: dekoder-Redakteur Ingo Petz diskutierte beim Campus-Forum. Diskurs in der Stasi-Zentrale mit und sprach über Pressefreiheit in Russland und über die Schließung unabhängiger Medien, die es bereits zu Beginn von Putins erster Amtszeit gab. Er verweist auf die Zerschlagung des damaligen „Leuchtturms der neuen, russischen freien Medienlandschaft“ NTW und die gleichzeitige Herausbildung spezifischer Mechanismen der russischen Propaganda, „deren Ergebnis wir uns gerade täglich anhören“: „Totale Kontrolle? Zensur & Pressefreiheit in Russland seit Beginn des Ukraine-Krieges“

28.04.2022 „Wahrheit gegen Propaganda - Medienberichterstattung in Krise und Krieg“ 
MEDIA FORUM: Bei einer Diskussionsrunde des Medieninstituts Mainz gibt dekoder-Redakteurin Mandy Ganske-Zapf zwei Monate nach Beginn des großflächigen Angriffskriegs auf die Ukraine Einblick in die verheerende Lage der russischen Medien. Sie weist darauf hin, dass viele Menschen sich nach jahrelanger repressiver Politik unter Putin von Politik abgekoppelt haben. Also kaum noch zu erreichen sind, selbst wenn sie unabhängige Informationen erhalten. „Wahrheit gegen Propaganda – Medienberichterstattung in Krise und Krieg“ 

23.04.2022 „Medien im Krieg: Zuerst stirbt die Wahrheit“
REPUBLIK: Bei einem Tag voller Panel-Diskussionen des Online-Magazins Republik in Zürich spricht dekoder-Wissenschaftsredakteur Leonid Klimov zur Frage, wie jetzt noch unabhängiger Journalismus innerhalb Russlands möglich ist: Diese Landschaft wurde fast komplett platt gemacht, sagt er auf dem Podium – und gibt einen Einblick in die neuen repressiven Gesetze, die seit dem großflächigen Angriffskrieg in Russland greifen.
Mit ihm diskutieren die ukrainische Desinformations­forscherin Anastasiia Grynko und die Republik-Redakteurin Adrienne Fichter. „Medien im Krieg: Zuerst stirbt die Wahrheit“

Was wir derzeit in Russlands Medienlandschaft erleben, ist beispiellos. Es geht dem Staat um die totale Kontrolle des Informationsraumes

 – Tamina Kutscher zu den Repressionen gegen Medienschaffende in Russland

13.04.2022 „‚Spezialeinsatz‘ in der Ukraine: Viele Russen unterstützen Putins Krieg“ 
DEUTSCHE WELLE: „Die Propaganda tut ihre Wirkung – und auch die Entpolitisierung in 20 Jahren Putin.“ – dekoder-Chefredakteurin Tamina Kutscher im Interview mit der Deutschen Welle zu den hohen Zustimmungswerten für Putin in Russland, was das mit Propaganda zu tun hat und wie dramatisch sich die innenpolitische Lage in Russland für Meinungsfreiheit und Medienschaffende verschärft hat: „‚Spezialeinsatz‘ in der Ukraine: Viele Russen unterstützen Putins Krieg“

09.04.2022 „Putins Propaganda – Warum Russlands Bevölkerung nicht aufschreit“
SR2: dekoder-Chefredakteurin Tamina Kutscher in der Sendung SR2 Medien – Cross und Quer zur Frage, wie dominierend das russische Staatsfernsehen in Russland ist. „Polit-Talkshows haben die Funktion einzupeitschen.“ „Putins Propaganda – Warum Russlands Bevölkerung nicht aufschreit“

09.04.2022 „Putins perfekter Erfüllungsgehilfe“
WESTFÄLISCHE NACHRICHTEN: „Er ist eine Art Propagandaminister geworden.“ – dekoder-Politikredakteur Anton Himmelspach hat mit den Westfälischen Nachrichten über den russischen Außenminister Sergej Lawrow gesprochen (hinter Paywall): „Putins perfekter Erfüllungsgehilfe“

05.04.2022 11 Fragen an Tamina Kutscher von dekoder.org 
KAS: Es ist Anfang April und die Lage der russischen unabhängigen Medien hat sich bereits dramatisch verschärft. Zum Zeitpunkt, als das Interview geführt wird, erscheint die Novaya Gazeta noch, die als ein Aushängeschild auch der investigativen Medien noch mehrere Wochen versucht hat, der Staatspropaganda etwas entgegenzusetzen. Darüber und über die Gewalt des Staates insgesamt nach innen, spricht dekoder-Chefredakteurin Tamina Kutscher mit der Konrad-Adenauer-Stiftung: „Je länger der Krieg dauert, je grausamer die Bilder, desto stärker wird die Kontrolle im Inneren“

02.04.2022 Meduza – regierungskritische Medienstimme im Exil“
DLF KULTUR: Ein russisches Exilmedium, das bereits seit dem Jahr 2014 in Riga eine gut funktionierende Redaktion aufgebaut hat, ist Meduza. Unter Herausgeberin Galina Timtschenko bildet Meduza gerade auch jetzt in Zeiten des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine eine kritische Stimme, die kontinuierlich ohne Bruch seit dem 24. Februar 2022 berichten konnte. Andere Medien, die noch in Russland waren, müssen sich im Exil zunächst neu erfinden. Doch auch Meduza kommt nun unter großen finanziellen Druck. dekoder-Chefredakteurin Tamina Kutscher kommt im hier gezeichneten Medienporträt zu Wort: Meduza – regierungskritische Medienstimme im Exil“

Nischen, wie es sie bisher gab, soll es offensichtlich nicht mehr geben. Allein diese Chance scheint schon zu viel zu sein

 – Mandy Ganske-Zapf am 29.03. in NDR Kultur über Drangsalierung letzter unabhängiger Internetmedien in Russland

31. März 2022 „dekoder – über den Versuch Russland zu entschlüsseln“
RADIO CORAX: Wie sieht die russische Medienlandschaft einen guten Monat nach Beginn des russischen Angriffskrieges aus? dekoder-Chefredakteurin Tamina Kutscher spricht über die Auswirkungen des Gesetzes über die „Diskreditierung der russischen Armee“ vom 4. März 2022, das zur Folge hat, dass unabhängige Medien den Krieg nicht mehr als Krieg bezeichnen dürfen. „Wir erleben einen Kahlschlag“ – Doshd, Novaya Gazeta, Echo Moskwy gaben auf und auch sonst wird die Entwicklung der vergangenen Wochen nachgezeichnet. „dekoder – über den Versuch Russland zu entschlüsseln“

30.03.2022 „Das ist selbst für Russland beispiellos“
T-ONLINE: Mit der Novaya Gazeta ist „das letzte große unabhängige Medium gefallen“, sagt dekoder-Chefredakteurin Tamina Kutscher im Gespräch mit t-online. Gleichzeitig weist sie darauf hin, wie sehr Plattformen wie YouTube und Telegram damit für den russischen Informationsraum an Bedeutung gewinnen: „Das ist selbst für Russland beispiellos“

Wir brauchen viel mehr Wissen über die Ukraine

– Ingo Petz am 30.03. beim Digitalen Salon der Humboldt-Universität zu Berlin

30.03.2022 „Zensur, Solidarität und Informationsfreiheit auf digitalen Plattformen im Russland-Ukraine-Krieg“
HIIG: Unser Redakteur Ingo Petz hat beim Digitalen Salon der Berliner Humboldt-Universität zum Thema Propaganda, Krieg und soziale Medien mitdiskutiert. Er macht darauf aufmerksam, dass man die autoritären Regime unterscheiden lernen müsse, das Regime Putin, das Regime Lukaschenko. Zugleich appelliert er: „Wir brauchen viel mehr Wissen über die Ukraine.“ Der ganze Stream: „Zensur, Solidarität und Informationsfreiheit auf digitalen Plattformen im Russland-Ukraine-Krieg“

29.03.2022 „Medien in Russland: Aus für Kreml-kritische Zeitung ‚Nowaja Gaseta‘“
NDR KULTUR: Am 28. März kündigt die Novaya Gazeta an, bis auf Weiteres nicht mehr zu erscheinen. Der Grund: Die Zensur und die Verwarnungen der Medienaufsicht, die die Zeitung erhalten hat, die dem Medium am Ende die Lizenz kosten könnte, wie es in einer entsprechenden Erklärung heißt. Was bedeutet das Vorgehen des Staates? „Nischen, wie es sie bisher gab, soll es offensichtlich nicht mehr geben. Allein diese Chance scheint schon zu viel zu sein.“ – das sagt Redakteurin Mandy Ganske-Zapf auf NDR Kultur zum Aussetzen der Novaya und spricht darüber, wo sich kritische Stimmen aus dem russischen unabhängigen Journalismus jetzt noch finden. „Medien in Russland: Aus für Kreml-kritische Zeitung ‚Nowaja Gaseta‘“

25.03.2022 „So hetzen russische Talkshows im Auftrag des Kreml“
SPIEGEL: Die Polit-Talkshows in staatlichen und staatsnahen russischen Fernsehkanälen sind derb und drastisch. Wie sind geäußerte Drohungen, dass es zu Atombombenangriffen auf Europa kommen wird, zu deuten? dekoder-Chefredakteurin Tamina Kutscher sagt: „Hier wird Propaganda-Narrativen nochmal ein emotionaler Verstärker geboten.“ Der ganze Beitrag über russische Polit-Talkshows, Solowjow & Co.: „So hetzen russische Talkshows im Auftrag des Kreml“

22.03.2022 „Hilfe für Medienschaffende aus der Ukraine und Russland“
DLF KULTUR: Mindestens 150 Journalistinnen und Journalisten haben, soweit bekannt, bis dato Russland verlassen. Ihre Lage im Exil – alles andere als einfach. Auch Medien, die es schon länger im Exil gibt, darunter das Online-Medium Meduza, bangen um ihre Finanzierung. Das betrifft aber auch die unabhängigen Medien in der Ukraine, die im Krieg noch ganz andere Probleme haben. dekoder-Chefredakteurin Tamina Kutscher sagt: „Es ist auch ein Informationskrieg, und er richtet sich auch in Russland selber gegen die, die für die Wahrheit kämpfen und die, die diesen Krieg als Krieg benennen.“: „Hilfe für Medienschaffende aus der Ukraine und Russland“

20.03.2022 „Putins Fernsehsoldaten“
SPIEGEL: Die russische Staatspropaganda rückt immer mehr in den Fokus der Medien in Deutschland. Viele fragen sich, wie sie funktioniert. Welche Narrative bedient sie, an welche Diskurse knüpft sie an? Der ganze Beitrag dazu mit dekoder-Chefredakteurin Tamina Kutscher: „Putins Fernsehsoldaten“

16.03.2022 „Russische Bevölkerung von unabhängiger Berichterstattung abgeschnitten“
SWR: Seit zwölf Tagen gilt das neue Gesetz gegen die „Diskreditierung“ der Armee, das in Russland verbietet, den Krieg einen Krieg zu nennen und das vorschreibt, nur gemäß offizieller staatlicher Stellen in Russland über das Vorgehen in der Ukraine zu berichten. Das wird vom offiziellen Russland als „militärische Spezialoperation“ bezeichnet. dekoder-Chefredakteurin Tamina Kutscher erklärt bei SWR aktuell, dass es nun immer schwieriger für die Menschen in Russland wird, sich frei und unabhängig zu informieren: „Russische Bevölkerung von unabhängiger Berichterstattung abgeschnitten“

15.03.2022 „Ovsyannikovas TV-Protest: Wie Kritik in Russland noch möglich ist“
DLF KULTUR: Im russischen Staatsfernsehen taucht eine Frau im Hintergrund der Hauptnachrichtensendung auf und zeigt ein Plakat in die Kamera, auf dem die Worte stehen: „Stoppt den Krieg“ und „Glaubt nicht der Propaganda“. Die Frau heißt Marina Oswjannikowa und war bis dahin Teil der Propagandamaschinerie im staatlichen Ersten Kanal. dekoder-Redakteurin Mandy Ganske-Zapf dazu, wie diese Aktion einzuordnen ist: „Ovsyannikovas TV-Protest: Wie Kritik in Russland noch möglich ist“

13.03.2022 „Wissen und Macht: Medien im russischen Krieg gegen die Ukraine“
DLF KULTUR: „Das Internet kann man nicht abstellen: Wer sich in Russland informieren will, kann das tun“ – stimmt das so noch? dekoder-Chefredakteurin Tamina Kutscher zu Zensur in der in diesen Tagen noch mehr wachsenden Bedeutung des Internets und von Social Media. Gerade wird für die russische Gesellschaft immer wichtiger, VPN zu nutzen, um weiter auf den russischsprachigen Internetmedien lesen zu können, die von der Medienaufsicht in Russland gesperrt wurden: „Wissen und Macht: Medien im russischen Krieg gegen die Ukraine“

Zwei große Schwergewichte haben aufgegeben. Einer davon war Echo Moskwy – das ist ein wahnsinniger Einschnitt, weil es diesen Sender über Jahrzehnte gab

 – Mandy Ganske-Zapf am 12.03. in rbb Kultur über das Ende einer (Radio)Epoche in Russland

12.03.2022 „Unabhängigkeit bewahren“
RBB KULTUR: Innerhalb von ein bis zwei Wochen hat sich die Lage für russische unabhängige Medien radikal verschärft. Am 1. März wurde der Radiosender Echo Moskwy geschlossen: „Das ist ein wahnsinniger Einschnitt, weil es diesen Sender über Jahrzehnte gab und mit ihm im Netz auch eine regelrechte Enzyklopädie kritischer Berichterstattung.“ dekoder-Redakteurin Mandy Ganske-Zapf über die Schließung von Echo Moskwy und den Fernsehkanal Doshd Anfang März, auch dekoder wird vorgestellt: „Unabhängigkeit bewahren“

12.03.2022 „Kritische russische Medien vor dem Aus“
WDR5: Unter dem Eindruck des großflächigen Angriffskriegs gegen die Ukraine wird die Nische der kleinen unabhängigen russischen Medien in diesen Tagen regelrecht zunichte gemacht. „Sie werden mundtot gemacht“, sagt dekoder-Chefredakteurin Tamina Kutscher. Zugleich wurden tausende Menschen bei Anti-Kriegs-Protesten festgenommen. „Das alles verfehlt nicht seine Wirkung.“ Das ganze Gespräch – mit einem Blick auch nach Belarus: „Kritische russische Medien vor dem Aus“ 

09.03.2022 „Unabhängige Berichterstattung in Russland fast nicht mehr möglich“
BR2: Tamina Kutscher über die ersten Tage seit Beginn der Invasion in die Ukraine und zur dramatischen Lage für russische Journalistinnen und Journalisten: „Unabhängige Berichterstattung in Russland fast nicht mehr möglich“ 

06.03.2022 „Die Tage für unabhängige Medien in Russland sind gezählt“
TAZ: In der Nische der unabhängigen russischen Medien wurde in den ersten Tagen des Angriffskrieges versucht, so gut es geht, kritisch zu berichten. Sie hatten die Dinge beim Namen genannt, doch dann knickten sie unter dem Eindruck der harten Repressionen nach innen immer mehr ein. Die Novaya Gazeta – die von Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow geleitet wird – versucht, noch durchzuhalten. Tamina Kutscher sagt zur Strategie der Novaya, unter diesen Bedingungen zu arbeiten und zur Lage insgesamt: „Wir müssen davon ausgehen, dass die Tage für unabhängige Medien in Russland im Grunde gezählt sind.“ 

Wir müssen davon ausgehen, dass die Tage für unabhängige Medien in Russland im Grunde gezählt sind

 – Tamina Kutscher am 06.03. in der taz 

04.03.2022 „Die Propaganda in Russland funktioniert“
DLF Nova: In diesen ersten Tagen des Angriffskrieges wird deutlich, wie die Propagandamaschinerie in Russland anzieht und die Formeln permanent wiederholt, die Präsident Wladimir Putin in seinen Ansprachen geäußert hat, um den Krieg legitim erscheinen zu lassen. Der Begriff „militärische Spezialoperation“ wurde etabliert und soll durchgesetzt werden. Zugleich, sagt Tamina Kutscher, steigt die Repression nach innen: „Die Propaganda in Russland funktioniert“

03.03.2022 „Unterdrückung des unabhängigen Journalismus in Russland“
SWR1: Tamina Kutscher zeichnet nach, wie stark der Druck auf die wenigen unabhängigen russischen Medien innerhalb dieser ersten Kriegstage aufgebaut wird. Denn: Diese unabhängige Medienszene ist klein und droht nun, völlig zerstört zu werden: „Unterdrückung des unabhängigen Journalismus in Russland“ 

25.02.2022 „Wie funktioniert die russische Propaganda im Krieg gegen die Ukraine?“
ÜBERMEDIEN: Einen Tag nach Beginn der russischen Invasion war dekoder-Chefredakteurin Tamina Kutscher zu Gast im Übermedien-Podcast Holger ruft an. Das Gespräch war bereits vor dem 24. Februar geplant und fand dann unter dem Eindruck des Angriffs statt. Ein Talk über russische Propaganda im Krieg gegen die Ukraine, die Rolle der unabhängigen Medien aus Russland (sowie Belarus): „Wie funktioniert die russische Propaganda im Krieg gegen die Ukraine?“

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Wladimir Solowjow

„ … die wichtigste Aufgabe, für die wir auf dieser Erde existieren und für die allein wir leben können, ist der Kampf für die Gerechtigkeit, für das, was richtig ist. Und richtig ist, wenn du keinen bettelarmen Nachbarn hast, [...] weil du ihm zu essen gegeben hast.“1 Dieser moralische Appell kommt von einem der bekanntesten und zugleich kontroversesten Fernsehmoderatoren Russlands: Wladimir Solowjow. In seinen Sendungen verurteilt der Entertainer immer wieder ausdrücklich die Korruption2, in einem seiner Bücher nennt er Russland gar ein Reich der Korruption.3 Dennoch bezeichnete er russische BürgerInnen, die dem Protest-Aufruf des Oppositionspolitikers Nawalny am 12. Juli 2017 in Moskau gefolgt waren, als „eine Menge von Assis“, „protzige Arschlöcher“ und „ewige zwei Prozent Scheiße“.4

Durch seine Arbeit als Talkmaster beim staatlichen Fernsehsender Rossija-1 ist Solowjow es gewohnt zu provozieren, als Schiedsrichter aufzutreten und die journalistische Objektivität anderer, vorrangig westlicher Journalisten, anzuzweifeln.

Bekannt für seinen durchdringenden Blick und seinen eigentümlichen Kleidungsstil – Moderator Wladimir Solowjow / Foto © kremlin.ru/wikimedia unter CC BY-SA 4.0

Zunächst wies nichts auf eine journalistische Karriere Solowjows hin: 1963 in Moskau geboren, wollte Wladimir Solowjow zuerst an der Moskauer Ingenieur- und Physikhochschule studieren, wo er nach eigenen Angaben aufgrund seiner jüdischen Abstammung nicht aufgenommen wurde.5 Schließlich absolvierte er sein Studium zum Hütteningenieur am Moskauer Institut für Stahl und Legierungen mit Auszeichnung. Im Anschluss daran promovierte er am Institut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen an der sowjetischen Akademie der Wissenschaften in Moskau.

Anfang der 1990er Jahre zog er in die USA und unterrichtete ein Semester lang Ökonomie an der Universität in Alabama. Dort engagierte er sich auch politisch, indem er Geld und Unterschriften für George Bush senior sammelte.6 Nach seinem zweijährigen Aufenthalt in den USA kehrte er nach Russland zurück, wurde als Unternehmer tätig und betrieb beispielsweise eine Firma, die Lichttechnik für Diskotheken herstellte.7

Vom Unternehmer zum TV-Moderator

Seine Medienkarriere begann Solowjow – mittlerweile Vater von acht Kindern – 1997, und zwar beim Radio. Von Beginn an spezialisierte er sich vor allem auf Interviews sowie auf politische Talkshows. So moderierte er bereits ab 1999 zusammen mit Alexander Gordon die Talkshow Prozess auf ORT. Gleichzeitig war er Moderator der Sendung Strasti po Solowjowu (dt. Die Solowjow-Passion) auf TNT, in der er Politiker und Kulturschaffende interviewte. 
Es folgten weitere Talkshows auf den Sendern TV-6 und NTW. Für seine Interviews, unter anderem mit George W. Bush, wurde er 2005 mit dem wichtigsten russischen TV-Preis TEFI als bester Interviewer ausgezeichnet. Für seine Sendungen jedoch erntete Solowjow teilweise Kritik, da darin immer wieder dieselben Personen auftraten.

Auch er selbst war nicht unumstritten. Im Winter 2008/2009 schadeten Werbekampagnen seinem Image: Unter anderem warb er im Internet für die „Kabbalaschule von Wladimir Solowjow“ und für „Magenballons“, mithilfe derer er abgenommen haben soll.8

2017 geriet Solowjow, nachdem er die Demonstrierenden am 12. Juni 2017 unter anderem als „Kinder von Korrumpierten“ bezeichnet hatte, selbst in einen Korruptionsskandal: Ihm wurde vorgeworfen, Aufträge über einige hundert Millionen Rubel von der Sberbank für „Beratertätigkeiten“ angenommen zu haben. Diese sollen nicht dokumentiert und mutmaßlich mit Hilfe des Ehemanns seiner Tochter beschlossen worden sein.9 Zudem wurde ihm seine Leidenschaft für Immobilien zum Verhängnis: Er besitzt mehrere Häuser und Wohnungen im Wert von über 40 Millionen Dollar – was angesichts seiner relativ niedrigen Einkünfte als ein Hinweis auf Korruption gedeutet wurde.10

Talkmaster und Manipulator

Seit 2010 moderiert Solowjow die Sendung Polni kontakt (dt. Vollkontakt) beim Radiosender Vesti-FM und arbeitet beim staatlichen Fernsehsender Rossija-1. Als Moderator einiger Sendungen, vor allem der quotenstarken Talkshow (Woskresni) Wetscher s Wladimirom Solowjowym (dt. (Sonntag-)Abend mit Wladimir Solowjow) ist er im russischen Fernsehen sehr präsent.

In seinen Sendungen agiert er wie ein Schiedsrichter und betont gerne, dass er selbst bestimmt, worüber die Gäste reden. Diese Rolle spiegelt sich auch in den Namen seiner Sendungen wider: Neben Vollkontakt moderiert er seit 2002 die politische Talkshow Pojedinok (dt. Duell) – ein Fernsehduell nach dem Beispiel von Wahlkampfdebatten.11

Solowjow hat einen eigentümlichen Kleidungsstil: Meistens trägt er ein schwarzes oder sehr dunkles Hemd oder einen sogenannten Frentsch, bis zum Hals zugeknöpft, und weite schwarze Hosen. Seine schwarz-grauen Haare sind stets kurz geschoren, und sein durchdringender Blick in die Kamera wird von vielen als streng und bedeutungsschwer empfunden.

In seinen Talkshows, in denen der Fokus auf den aktuellsten Themen der vergangenen Woche liegt, zeigen sich die Eloquenz, die Ironie und der Zynismus des Moderators. Solowjow versteht es, die jeweiligen KontrahentInnen in seinen Sendungen zu provozieren, mit Hilfe von Wortspielen liberal gesinnte Teilnehmer geschickt zu diffamieren, und er liebt es zu polarisieren.12 In seinen Büchern und Sendungen tritt er als Vertreter traditionell-konservativer und patriotischer Werte auf.13 Wenn nötig, legt er seinen Gästen auch Sätze in den Mund, die sie gar nicht gesagt haben und manipuliert damit gekonnt das Bewusstsein des Publikums.14

Solowjows Feindbilder

Zielscheibe in seinen Sendungen sind die Liberalen und der Westen. Darüber hinaus werden in seinem Buch Wragi Rossii (dt. Feinde Russlands), das 2011 erschien, weitere Feindbilder deutlich: Oppositionspolitiker wie der ermordete Boris Nemzow, Eduard Limonow oder Garri Kasparow stehen in einer Reihe mit Oligarchen, korrupten Beamten, Nationalisten und Pädophilen.15

Solowjow ist einer der Journalisten, die die Politik des Kreml stets unterstützen. So erhielt er bereits einige Auszeichnungen, unter anderem 2014 den Alexander-Newski-Orden für „hohe Professionalität und Objektivität in der Berichterstattung über die Republik Krim“.16
Auch seine Einstellung zum Ukraine-Krieg stimmt mit dem offiziellen Tenor überein. Er vertritt die Meinung, dass „in Noworossija Antifaschisten gegen Faschisten kämpfen“.17 Wegen dieser Haltung steht er seit 2014 auf der Sanktionsliste der Ukraine.

Höhepunkt in der Karriere von Wladimir Solowjow waren zwei Exklusiv-Interviews mit dem russischen Präsidenten, die er 2015 führte. Eines davon wurde Teil des propagandistischen Dokumentarfilms Präsident.18 In diesem Film behauptet Solowjow zweieinhalb Stunden lang mit donnerndem Pathos, dass Russland unter Putins langjähriger Präsidentschaft wieder zu einer Großmacht geworden sei.

Multitalent und Verwandlungskünstler

Gelegentlich tritt Solowjow auch als Film- und Theaterschauspieler sowie als Sänger auf – er gab bereits zwei Soloalben heraus.19 Außerdem ist er Autor mehrerer Bücher zu gesellschaftlichen und politischen Themen, wie beispielsweise dem 2009 erschienenen Buch My – Russkije! S nami Bog! (dt. Wir sind Russen! Gott ist mit uns!). Neben seinen künstlerischen Aktivitäten ist Solowjow auch sportlich umtriebig: Er spielt in der Fußballmannschaft der russischen Regierung, hat den schwarzen Gürtel in Karate und interessiert sich für Bodybuilding und Autos.20

Mittlerweile zählt Solowjow neben Dimitri Kisseljow zu den effektivsten und einflussreichsten Akteuren der russischen Medienwelt. Dabei wird er sehr kontrovers beurteilt: Einerseits tut er sich durch scharfe Polarisierungen und Provokationen hervor, er diffamiert öffentlich gerne sogenannte „Feinde“. Andererseits appelliert er oft an die Gerechtigkeit und das Gewissen und traut sich, auch dem Präsidenten unbequeme Fragen zu stellen.21 Zudem gibt er sich zwar antinationalistisch, bezeichnet sich aber zugleich als „russischen Patrioten“. Wegen dieser Anpassungsfähigkeit und Vielseitigkeit sprechen viele von Solowjow als einem „Chamäleon“.22


1.Vsoloviev.ru: My russkie! S nami Bog
2.vgl. Vsoloviev.ru: Kniga: Imperija korrupcii
3.Solov’ev, Vladimir (2012): Imperija korrupcii: Territorija russkoj nacional’noj igry, Moskau
4.Radiovesti.ru: Bunt mažoro
5.Lenta.ru: Solov’ev, Vladimir
6.Ebenda
7.vgl. 24smi.org: Vladimir Solov’ev
8.vgl. Lenta.ru: Solov’ev, Vladimir
9.vgl. Noodleremover.news: Veduščij Vladimir Solov’ev, reklamno-kollektorskoe agentstvo Sberbanka
10.Moscow-post.ru: O sravnitel’no čestnych sposobach zarabatyvanija deneg V. Solov’evym
11.In den ersten zwei Jahren lief die Show auf TVS, 2003 bis 2009 wurde sie unter dem Namen K bareru! (dt. Zur Barriere! – eine Anspielung auf die Barriere beim Schießen) auf NTW ausgestrahlt. Seit 2010 läuft die Talkshow wieder unter dem Titel Poedinok (dt. Duell) auf Rossija-1.
12.So charakterisierte Solov'ev beispielsweise am Ende der Sendung Poedinok vom 04.04.2014 die Kluft zwischen den westlichen und russischen Werten folgendermaßen: „Im Westen sind die Werte oftmals Geilheit und Lust, und in Russland sind die Werte die Abstammung und der Staat.“
13.vgl. Vsoloviev.ru: Istorija v real´nom vremeni
14.vgl. Čerepova (2015): Rol´ televisionnych političeskich tok-šou v propagande novoj rossijskoj ideologii, in: Žurnalistskij ežegodnik, S. 56
15.Krupaspb.ru: Tjomnye sily nas zlobno gnetut …
16.vgl. Vedomosti.ru: Za vzjatie Kryma
17.vgl. Argumenty i fakty: Logika zverja
18.vgl. Radiovesti.ru: Interv’ju s Prezidentom - Olimpiada dlja žurnalista
19.Solov’inye treli (dt. Nachtigallenschlager, eine Anspielung auf seinen Nachnamen Solov’jev, abgeleitet von Nachtigall) und Volšebnik (dt. Der Zauberer)
20. Jourdoum.ru: On Chameleon
21.vgl. Youtube: Solov’ev zadal neudobnyj vopros Putinu
22.vgl. zum Beispiel Youtube: On chameleon
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Der Erste Kanal gilt aufgrund seiner hohen Reichweite als das wichtigste Massenmedium des Landes. Seit dem Ende der Sowjetunion war er stets mehrheitlich im Staatsbesitz – wenn auch seit 1994 unter Beteiligung von Großunternehmern. Er ist ein zentrales Instrument der politischen Kommunikation des Kreml.

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Ein kurzer Augenblick von Normalität und kindlicher Leichtigkeit im Alltag eines ukrainischen Soldaten nahe der Front im Gebiet , © Mykhaylo Palinchak (All rights reserved)