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Russland und der Kolonialismus

Kolonialimperien – das sind immer die anderen. Und doch hat Russland über eine Vielzahl an Völkern geherrscht und sein Territorium seit dem 16. Jahrhundert auf das 22-Fache vergrößert. Von der Eroberung Sibiriens bis zur angeblichen „Brüderlichkeit der Sowjetvölker“ wird die Kontinuität des russischen Kolonialismus im Krieg gegen die Ukraine besonders deutlich. Die vor diesem Hintergrund erstarkende Idee einer Dekolonisierung Russlands versucht der Kreml mit allen Mitteln zu unterdrücken. 

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Olga Skabejewa

Zweimal täglich erklärt die Moderatorin im Staatsfernsehen die Welt aus Moskauer Sicht. An manchen Tagen ist sie bis zu fünf Stunden mit Desinformation und Kriegshetze nach Vorgaben des Kreml auf Sendung. Skabejewas Spezialgebiet ist der Vollkontakt: Je nach Bedarf werden Gegner provoziert oder niedergebrüllt. 

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Margarita Simonjan

Ihre steile Karriere begann mit einer Lüge im staatlichen Auftrag. Heute kokettiert die Chefin des Propaganda-Senders RT und der staatlichen Medienholding Rossija Sewodnja offen mit ihrer Rolle als Gesicht der russischen Desinformation. Der Kreml belohnt sie großzügig dafür. 

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Marietta Tschudakowa

Marietta Tschudakowa (1937–2021) war Professorin für Literaturwissenschaften und in Russland darüberhinaus auch als Historikerin und Publizistin bekannt. Sie war in der politischen Opposition aktiv, in der sie zu den liberalen Kräften gezählt wurde.

Marietta Tschudakowa (1937–2021) beschäftigte sich am Maxim-Gorki-Literaturinstitut mit der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts. In Russland war sie vor allem als ausgewiesene Bulgakow-Expertin einem breiteren Publikum vertraut. Tschudakowa leitete die Bulgakow-Stiftung und war Mitglied des russischen Schriftstellerverbands.

Regelmäßige Kritikerin der politischen Verhältnisse

Marietta Tschudakowa nutzte ihr hohes Ansehen und die Autorität, die sie in Russland genoss, regelmäßig für öffentliche Kritik an den politischen Verhältnissen. In den 1980er Jahren unterhielt sie Kontakte zu Dissidentenkreisen und kritisierte die sowjetische Führung, was sie mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes bezahlte.

Von 1994 bis 2000 saß sie im Rat des Präsidenten, einem ständigen Beratungsgremium von Präsident Jelzin, das aus 28 Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft bestand und von Putin aufgelöst wurde. Putins souveräne Demokratie und seinen zunehmend autokratischen Regierungsstil kritisierte Tschudakowa mehrfach. Besonders erwähnt sei ihr prämierter Aufsatz Gab es bereits einen August oder wird es ihn erst noch geben?1, der 2006 erschien und als liberales Manifest gilt. Darin thematisiert sie den demokratischen Widerstand gegen den Augustputsch von 1991. In diesem Zusammenhang kritisiert sie die vom Staat forcierte Verdrängung des Widerstandes aus dem kollektiven Gedächtnis.

Politisches Engagement

Bei den Dumawahlen 2007 trat Tschudakowa für Boris Nemzows Oppositionspartei SPS an, gelangte jedoch nicht ins Parlament, da die Partei an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte.

Zuletzt an die Öffentlichkeit trat sie 2010 als Unterzeichnerin des Aufrufs Putin muss gehen!, der von Kulturschaffenden und Aktivisten initiiert wurde, sowie 2014 mit einer Solidaritätserklärung russischer Filmschaffender mit der Ukraine.

Aktualisiert am 22.11.2021


 1.Čudakova, Marietta (2006): Byl Avgust ili tol'ko eščė budet?, in: Znamja 2006 (8), Moskau
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Ein kurzer Augenblick von Normalität und kindlicher Leichtigkeit im Alltag eines ukrainischen Soldaten nahe der Front im Gebiet , © Mykhaylo Palinchak (All rights reserved)