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Russland und der Kolonialismus

Kolonialimperien – das sind immer die anderen. Und doch hat Russland über eine Vielzahl an Völkern geherrscht und sein Territorium seit dem 16. Jahrhundert auf das 22-Fache vergrößert. Von der Eroberung Sibiriens bis zur angeblichen „Brüderlichkeit der Sowjetvölker“ wird die Kontinuität des russischen Kolonialismus im Krieg gegen die Ukraine besonders deutlich. Die vor diesem Hintergrund erstarkende Idee einer Dekolonisierung Russlands versucht der Kreml mit allen Mitteln zu unterdrücken. 

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Olga Skabejewa

Zweimal täglich erklärt die Moderatorin im Staatsfernsehen die Welt aus Moskauer Sicht. An manchen Tagen ist sie bis zu fünf Stunden mit Desinformation und Kriegshetze nach Vorgaben des Kreml auf Sendung. Skabejewas Spezialgebiet ist der Vollkontakt: Je nach Bedarf werden Gegner provoziert oder niedergebrüllt. 

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Margarita Simonjan

Ihre steile Karriere begann mit einer Lüge im staatlichen Auftrag. Heute kokettiert die Chefin des Propaganda-Senders RT und der staatlichen Medienholding Rossija Sewodnja offen mit ihrer Rolle als Gesicht der russischen Desinformation. Der Kreml belohnt sie großzügig dafür. 

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Neostalinismus

Der Terminus Neostalinismus wurde bereits Ende der 1940er Jahre geprägt und in den 1950er und 1960er Jahren dazu verwendet, die Politik sowjetischer, chinesischer und osteuropäischer Parteidiktaturen zu beschreiben.

Im allgemeinen Sprachgebrauch umschreibt der Begriff Neostalinismus die Rehabilitierung Stalins in der Erinnerungskultur des heutigen Russland. Stalin wird dabei nicht als gewalttätiger Diktator eines autoritären Regimes gesehen, sondern vielmehr als effektiver Verwalter, fürsorglicher Vater und insbesondere Sieger über den Hitler-Faschismus. Eine besonders prägnante Definition des Neostalinismus lieferte in einer am 20.12.2009 ausgestrahlten Fernsehsendung Wladimir Kwatschkow1, Oberst a. D. des militärischen Nachrichtendienstes (GRU – Glawnoe Raswediwatelnoe Uprawlenie): „Stalinismus heute – das ist russisch-orthodoxer Sozialismus!“2

Im weitesten Sinne handelt es sich beim Neostalinismus um eine hybride Ideologie, die rationale und irrationale Komponenten der Stalin-Verehrung umfasst und sowohl von Regierungskritikern (roter und brauner Couleur) als auch von den Kultur- und Medieneliten, die dem Kreml nahe stehen, instrumentalisiert wird.

Nach 1990 wurden neostalinistische Standpunkte vor allem von rechts- und linksradikalen politischen Splittergruppen artikuliert und damit ein ideologisches Gegenkonzept zur (aus ihrer Sicht) gescheiterten liberal-demokratischen Entwicklung Russlands entworfen. Bemerkenswerterweise sind vergleichbare neostalinistische Geschichts- und Kulturmodelle erst während der Präsidentschaft Dimitri Medwedews (2008 – 2012) in der breiten Öffentlichkeit und in staatseigenen Medien salonfähig geworden. Dieser Rückgriff auf die totalitaristische Vergangenheit  erfüllte in gesellschaftlicher Hinsicht gleich mehrere wichtige Funktionen. Zum einen erhielt der Personen- bzw. Führerkult als Idee „charismatischer Herrschaft“ im öffentlichen Diskurs wieder einen wichtigen Stellenwert, wobei er sich stets auf den Ministerpräsidenten Wladimir Putin als das eigentliche Staatsoberhaupt im Tandem bezog. Revisionistische Geschichtsentwürfe und populistische Rhetorik hielten mehr und mehr Einzug ins öffentliche Bewusstsein, vor allem im Hinblick auf den Zweiten Weltkrieg (Großer Vaterländischer Krieg) und Russlands Status als Siegermacht.

Ferner zielt der Neostalinismus auf die (Re-)Sakralisierung der sowjetischen Erfahrung.3 Seit etwa 2008 tauchen immer mehr Stalin-Ikonen in der russischen Informations- und Kultursphäre auf, die, obwohl von der Russisch-Orthodoxen Kirche nicht anerkannt, auf eine Verstetigung des Stalin-Kults in der Volksfrömmigkeit, der Popkultur und mitunter in esoterischen Kreisen verweisen.

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Neostalinismus erweist sich somit als ein erstaunlich funktionelles geschichtskulturelles Konstrukt der Herrschaftslegitimation, das Putins autoritären Machtanspruch festigt, antiliberale und sowjetnostalgische Ressentiments in staatstragender Weise kanalisiert und darüber hinaus oft eine geradezu heilsgeschichtliche Geltung beansprucht.


1.Wladimir Kwatschkow gilt als einer der zentralen Akteure der russischen rechtsradikalen Szene. 2013 wurde er wegen Terrorismus und geplantem Staatsstreich zu 13 Jahren Haft verurteilt.
2.Kaminskij, Konstantin (2012): Stalin 2.0. Stalin-Kult in russischen Medien des 21. Jahrhunderts, S. 183, in: Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte 16 (1), Eichstätt, S. 165-187
3.Die Welt: Der heilige Josef Wissarionowitsch

 

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Genrich Jagoda

Der Name Genrich Jagoda ist untrennbar mit den stalinistischen Repressionen, dem Aufbau des Straflagersystems Gulag, der Organisation der ersten sowjetischen Schauprozesse und dem sowjetischen Innenministerium NKWD verbunden, das er von 1934 bis 1936 leitete.

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Leonid Breshnew

Am 19. Dezember vor 115 Jahren ist Leonid Breshnew (1906-1982) als Sohn eines Metallarbeiters geboren.  Von 1964 bis 1982 prägte er als erster Mann im Staat fast zwei Jahrzehnte lang das Geschehen der Sowjetunion. Seine Herrschaft wird einerseits mit einem bescheidenen gesellschaftlichen Wohlstand assoziiert, gleichzeitig jedoch auch als Ära der Stagnation bezeichnet.

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Als Großen Vaterländischen Krieg bezeichnet man in Russland den Kampf der Sowjetunion gegen Hitlerdeutschland 1941–1945. Der Begriff ist an den Vaterländischen Krieg gegen Napoleon im Jahr 1812 angelehnt. Galt der Sieg über den Faschismus offiziell zunächst als ein sozialistischer Triumph unter vielen, wurde er seit Mitte der 1960er Jahre zu einem zentralen Bezugspunkt der russischen Geschichte.

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Lubok

Als Lubok werden einfache, meist farbige russische Druckgrafiken bezeichnet, die vor allem im 17. – 19. Jahrhundert verbreitet waren und auch als Volksbilderbögen bekannt sind. Im übertragenen Sinne kann der Begriff „Lubok“ auch für Dinge benutzt werden, die als plump, vulgär oder unbeholfen gelten.

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Farbrevolutionen

Als Farbrevolutionen bezeichnet man eine Reihe friedlicher Regimewechsel in post-sozialistischen Ländern. Diese wurden unter anderem durch gesellschaftliche Großdemonstrationen gegen Wahlfälschungen ausgelöst. Aufgrund der Farben beziehungsweise Blumen, mit denen die Bewegungen assoziiert werden, ist der Sammelbegriff Farbrevolutionen entstanden. Stellt der Begriff für die politische Elite in Russland eine Bedrohung ihrer Macht dar, verbinden oppositionelle Kräfte damit die Chance auf einen Regierungswechsel.

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Ein kurzer Augenblick von Normalität und kindlicher Leichtigkeit im Alltag eines ukrainischen Soldaten nahe der Front im Gebiet , © Mykhaylo Palinchak (All rights reserved)