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Russland und der Kolonialismus

Kolonialimperien – das sind immer die anderen. Und doch hat Russland über eine Vielzahl an Völkern geherrscht und sein Territorium seit dem 16. Jahrhundert auf das 22-Fache vergrößert. Von der Eroberung Sibiriens bis zur angeblichen „Brüderlichkeit der Sowjetvölker“ wird die Kontinuität des russischen Kolonialismus im Krieg gegen die Ukraine besonders deutlich. Die vor diesem Hintergrund erstarkende Idee einer Dekolonisierung Russlands versucht der Kreml mit allen Mitteln zu unterdrücken. 

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Olga Skabejewa

Zweimal täglich erklärt die Moderatorin im Staatsfernsehen die Welt aus Moskauer Sicht. An manchen Tagen ist sie bis zu fünf Stunden mit Desinformation und Kriegshetze nach Vorgaben des Kreml auf Sendung. Skabejewas Spezialgebiet ist der Vollkontakt: Je nach Bedarf werden Gegner provoziert oder niedergebrüllt. 

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Margarita Simonjan

Ihre steile Karriere begann mit einer Lüge im staatlichen Auftrag. Heute kokettiert die Chefin des Propaganda-Senders RT und der staatlichen Medienholding Rossija Sewodnja offen mit ihrer Rolle als Gesicht der russischen Desinformation. Der Kreml belohnt sie großzügig dafür. 

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Lager Seliger

Das Lager Seliger war ein von 2005 bis 2014 alljährlich stattfindendes Sommercamp für Jugendliche und junge Erwachsene am gleichnamigen Seligersee. Initiiert wurde es von der regierungsnahen Jugendorganisation „Naschi“ („Die Unseren“). Der Seligersee liegt inmitten eines Naturschutzgebietes im Nordwesten Russlands, etwa 350 km entfernt von Moskau.

Als Erfinder des Lagers Seliger gilt Wassili Jakemenko, ein russischer Politiker und Geschäftsmann, der einst Vorsitzender der Jugendorganisation Naschi war. Die Gründung von Naschi 2005 war eine direkte Antwort auf die sogenannten Farbrevolutionen in Georgien, der Ukraine und Kirgisistan. Da der Kreml eine ähnliche Entwicklung im eigenen Land verhindern wollte, etablierte er Naschi „als Gegenbewegung zu den regimekritischen Jugendorganisationen im postsowjetischen Raum“.1 Noch im selben Jahr rief Jakemenko das erste Sommercamp am Seligersee ins Leben, das als Forum Seliger Bekanntheit erlangte. 3.000 Jugendliche kamen, besuchten Vorlesungen und Seminare, nahmen an Sportveranstaltungen und Exkursionen teil. Zwar wird immer wieder behauptet, dass die wesentliche Aufgabe des Lagers darin bestehe, einen neuen russischen Patriotismus zu schaffen. Doch scheinen die TeilnehmerInnen dem stark emotionalen Gruppenerlebnis weitaus größere Bedeutung beizumessen als der politischen Ideologie.2

Bis 2008 war das Camp ausschließlich Mitgliedern der Jugendorganisation Naschi vorbehalten. 2009 wurde es zum Allrussischen Jugend-Bildungsforum erklärt und steht seither den OrganisatorInnen zufolge allen Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem In- und Ausland offen. Längst nicht alle BesucherInnen kommen aus politischem Interesse. Einige junge RussInnen sind auf der Suche nach privaten Geldgebern für ihre Geschäftsideen und wollen dabei die Vernetzungsmöglichkeiten nutzen, die das Lager bietet.3 TeilnehmerInnen aus dem Ausland führen nicht selten Abenteuer- oder Reiselust sowie die Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen, als Gründe für ihren Besuch an.4

Im Sommer 2015 fand das Allrussische Jugend-Bildungsforum erstmals am Fluss Kljasma im Gebiet Wladimir statt. Die Bezeichnung Forum Seliger taucht nicht mehr auf. Stattdessen wurde das Lager in Terra Scientia (Territorija smyslow) umbenannt.5 Es ist schwierig zu beurteilen, welchen Einfluss Naschi bzw. die Regierungspartei Einiges Russland derzeit auf das Nachfolge-Camp ausüben. Die Erwartungen und Ansprüche der TeilnehmerInnen scheinen jedenfalls nur bedingt den Vorstellungen der OrganisatorInnen zu entsprechen. Daher ist fraglich, inwieweit die Leitung des Lagers ihre Ziele überhaupt umsetzen kann. Da das Camp aber weiterhin vom russischen Staat finanziert wird, ist eine regierungsnahe Ausrichtung zumindest naheliegend.


1.Heller, Regina (2008): Die russische Jugendbewegung „Naschi“: Aufstieg und Fall eines polittechnologischen Projekts in der Ära Putin, in: Russland-Analysen Nr. 168, S. 3
2.Schmid, Ulrich (2006): Naschi – Die Putin-Jugend: Sowjettradition und politische Konzeptkunst, S. 9f., in: Osteuropa 56 (5), S. 5-18
3.Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: Die Hüter des Feuers
4.Neue Zürcher Zeitung: Im politischsten Wald Russlands
5.siehe: Territorija smyslov na kljazʼme
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Als Farbrevolutionen bezeichnet man eine Reihe friedlicher Regimewechsel in post-sozialistischen Ländern. Diese wurden unter anderem durch gesellschaftliche Großdemonstrationen gegen Wahlfälschungen ausgelöst. Aufgrund der Farben beziehungsweise Blumen, mit denen die Bewegungen assoziiert werden, ist der Sammelbegriff Farbrevolutionen entstanden. Stellt der Begriff für die politische Elite in Russland eine Bedrohung ihrer Macht dar, verbinden oppositionelle Kräfte damit die Chance auf einen Regierungswechsel.

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Alexej Nawalny ist in Haft gestorben. Er wurde in mehreren politisch-motivierten Prozessen zu langjähriger Strafe verurteilt. Aus der Strafkolonie hat er mehrmals über unmenschliche Haftbedingungen berichtet.  

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Mitja Aleschkowski

Aleschkowski ist ein Fotograf, Blogger und Aktivist. In Russland wurde er 2012 bekannt, als er durch seine Koordination wesentliche Hilfe bei einer verheerenden Flutkatastrophe leistete. Anschließend baute er in Russland eine erfolgreiche zivilgesellschaftliche Hilfsorganisation auf.

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Am 6. Mai 2012 wurden beim Marsch der Millionen nach Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und Polizei etwa 650 Menschen verhaftet. Mischa Gabowitsch über den Bolotnaja-Prozess und die vorangegangenen Proteste 2011/12.

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Sergej Gandlewski (geb. 1952) ist ein bekannter russischer Schriftsteller, Dichter und Übersetzer.

Seit seiner Jugend schreibt er Gedichte, die allerdings bis zum Ende der 1980er Jahre nur im Ausland erscheinen konnten. Er war während der Sowjetzeit gemeinsam mit anderen Schriftstellern wie Lew Rubinschtein in sowjetischen literarischen Untergrundzirkeln aktiv und veröffentlichte in dieser Zeit im Samisdat. Für seine in mehrere Sprachen übersetzten Werke hat Gandlewski verschiedene Literaturpreise erhalten, darunter 2010 die wichtigste russische Auszeichnung für Dichter, den „Poet“.

Im September 2014 unterzeichnete Gandlewski zusammen mit 6.000 weiteren Intellektuellen eine Erklärung gegen die russische Aggression in der Ukraine.

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Ein kurzer Augenblick von Normalität und kindlicher Leichtigkeit im Alltag eines ukrainischen Soldaten nahe der Front im Gebiet , © Mykhaylo Palinchak (All rights reserved)