Natalja Subarewitsch (geb. 1954) ist Professorin an der Fakultät für Geographie der Staatlichen Lomonossow Universität Moskau. Sie erlangte Bekanntschaft vor allem durch ihr Modell der Aufspaltung der russischen Gesellschaft in vier parallel existierende Gesellschaftstypen, die zwar in Russland leben, aber ansonsten nur wenig Berührungspunkte haben.
Natalja Subarewitsch (geb. 1954) ist Professorin an der Fakultät für Geographie der Staatlichen Lomonossow Universität Moskau. Außerdem leitet sie das ebenfalls in Moskau ansässige Unabhängige Institut für Sozialpolitik. Sie gilt als Expertin für Sozialgeographie und ausgewiesene Kennerin der sozialen und wirtschaftspolitischen Entwicklungen in den russischen Regionen. Größere Bekanntheit erlangte sie vor allem durch ihr vieldiskutiertes Modell der „vier Russlands“1. Damit beschreibt sie die zunehmende Aufspaltung der russischen Gesellschaft in vier parallel existierende Gesellschaftstypen, die zwar in Russland leben, aber ansonsten nur wenig Berührungspunkte haben. Diese sozialen Typen ergeben sich laut ihrer Untersuchung aus einer Korrelation des Grades industrieller Diversifizierung, des Siedlungstyps und des Protestverhaltens. Sie lassen sich folgendermaßen zuordnen:
1. reform- und wachstumsorientierte große Städte mit einer liberalen Mittelklasse und einer postmaterialistischen Protestkultur
2. mittlere Städte mit krisenanfälligen Monoindustrien, geringen Industrieeinkommen und sozialen Protesten
3. kleine Städte und ländliche Gebiete im Süden, im Nordkaukasus und in der nördlichen Peripherie, die durch Subsistenzwirtschaft, schlechte Infrastruktur und Inseln des extraktiven Ressourcenabbaus gekennzeichnet sind; und schließlich
4. ethnische Republiken im Nordkaukasus, die sich durch ethnische und religiöse Konflikte, radikalen Islam, Klanstrukturen und umfangreiche föderale Transferleistungen auszeichnen.2