Medien
Gnose

Russland und der Kolonialismus

Kolonialimperien – das sind immer die anderen. Und doch hat Russland über eine Vielzahl an Völkern geherrscht und sein Territorium seit dem 16. Jahrhundert auf das 22-Fache vergrößert. Von der Eroberung Sibiriens bis zur angeblichen „Brüderlichkeit der Sowjetvölker“ wird die Kontinuität des russischen Kolonialismus im Krieg gegen die Ukraine besonders deutlich. Die vor diesem Hintergrund erstarkende Idee einer Dekolonisierung Russlands versucht der Kreml mit allen Mitteln zu unterdrücken. 

Gnose

Olga Skabejewa

Zweimal täglich erklärt die Moderatorin im Staatsfernsehen die Welt aus Moskauer Sicht. An manchen Tagen ist sie bis zu fünf Stunden mit Desinformation und Kriegshetze nach Vorgaben des Kreml auf Sendung. Skabejewas Spezialgebiet ist der Vollkontakt: Je nach Bedarf werden Gegner provoziert oder niedergebrüllt. 

Gnose

Margarita Simonjan

Ihre steile Karriere begann mit einer Lüge im staatlichen Auftrag. Heute kokettiert die Chefin des Propaganda-Senders RT und der staatlichen Medienholding Rossija Sewodnja offen mit ihrer Rolle als Gesicht der russischen Desinformation. Der Kreml belohnt sie großzügig dafür. 

Gnosen
en

Alexander III.

Zar Alexander III. (1845–1894) regierte Russland als vorletzter Kaiser (1881–1894). Seine Regierungszeit prägten eine repressive Innen- und eine auf Ausgleich bedachte Außenpolitik. Am Ende des 19. Jahrhunderts fühlte er sich zunehmend vor Herausforderungen der Moderne gestellt, sei es in Gestalt politischer Ideen wie des Liberalismus oder durch technische Innovationen wie dem Projekt der Transsibirischen Eisenbahn.

Der spätere Zar Alexander III. wurde 1845 als Alexander Alexandrowitsch Romanow geboren. Nach dem Tod seines Großvaters Zar Nikolaus (Nikolaj) I. 1855 und seines älteren Bruders Nikolaus 1865 wurde Alexander unverhofft zum Zarewitsch, dem nominellen Nachfolger auf dem Zarenthron. Als sein Vater Alexander II. 1881 verstarb, wurde er im selben Jahr russischer Kaiser.

Repressive Innenpolitik

Für Alexander III. stand innenpolitisch die Frage im Mittelpunkt, ob sich Russland auf die repressiven Wurzeln seines politischen und sozialen Systems berufen oder sich an den Idealen des europäischen Liberalismus orientieren sollte, denen sich sein Vorgänger Alexander II. bereits durch seine Großen Reformen in den 1860er und 1870er Jahren angenähert hatte. Das liberale Reformpaket war im zeitgenössischen Russland aber heftig umstritten und bald zeigte sich, dass Alexander III. sich nicht nur aufgrund seiner kräftigen Statur und seines einfachen, phlegmatischen Gemüts von seinem Vater unterschied. Mehr und mehr drängte er die Großen Reformen durch Gegengesetze zurück, außerdem betrieb Alexander III. eine Russifizierung vor allem der baltischen und polnischen Gebiete Russlands und erließ Gesetze zur systematischen Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung.1 Auch der Ausbau der staatlichen Sicherheitsarchitektur, etwa die Schaffung des Geheimdienstes Ochranka, fällt in seine Amtszeit. Ein Grund hierfür lag sicherlich auch im Schicksal seines Vaters, der einem Bombenattentat der terroristischen Gruppe Narodnaja Wolja (Volkswille und zugleich Volksfreiheit) zum Opfer gefallen war.

Foto © De Jongh Freres Neully Paris/gemeinfreiWährend sich Alexander III. also kritisch gegenüber den politischen Ideen der Moderne positionierte, zeigte er eine große Begeisterung für technologische Innovationen. Zum prestigeträchtigsten Projekt seiner Regentschaft wurde die Grundsteinlegung der Transsibirischen Eisenbahn. Ironischerweise wurde er aber im Oktober 1888 selbst bei einem Eisenbahnunfall schwer verletzt.

Im Gegensatz zur Innen- gestaltete Alexander III. die russländische Außenpolitik ungleich vorsichtiger. Vor allem war er vor dem Hintergrund des verlorenen Krimkriegs darauf bedacht, militärische Konflikte mit den anderen europäischen Großmächten zu vermeiden. Alexander III. erwarb sich den Ruf als „Friedens-Zar“ (russ.: Zar-Mirotworez)2, er erneuerte das Bündnis mit Frankreich und unterhielt zunächst noch gute Beziehungen mit dem Deutschen Reich. Das Verhältnis zu Großbritannien blieb auch vor dem Hintergrund geopolitischer Konfliktlinien ambivalent.

Bruch mit Deutschland

In den 1890ern verschlechterte sich das Verhältnis zu Deutschland rapide. Otto von Bismarck sah sein Land in Europa vor dem Hintergrund der russisch-französischen Annäherung zunehmend isoliert, die Nicht-Verlängerung des Rückversicherungsvertrages (russisch-deutsches Neutralitätsabkommen von 1887) verlieh dieser Entwicklung weitere Dynamik. Der Bruch mit Deutschland und die Annäherung an Frankreich unter Alexander III. zeichnete so bereits die Grundzüge der Fraktionsbildung im Ersten Weltkrieg vor.


1.Kappeler, Andreas (2001): Rußland als Vielvölkerreich, München, S. 209 ff./221 ff.
2.Tolmatschev, Evgenij (2007): Aleksander III. i ego vremja, Moskau, S. 653
dekoder unterstützen
Weitere Themen
Gnose

Die Reformen Alexanders II.

Als Reformen Alexanders II. (auch: die Großen Reformen) wird ein Bündel von Gesetzesänderungen bezeichnet, von denen die Abschaffung der Leibeigenschaft 1861 als die wichtigste gilt. Durch weitreichende Strukturreformen sollte das Russische Reich auf die neuen Herausforderungen der Industrialisierung vorbereitet und weiter an europäische Normen herangeführt werden.

Gnose

Lubok

Als Lubok werden einfache, meist farbige russische Druckgrafiken bezeichnet, die vor allem im 17. – 19. Jahrhundert verbreitet waren und auch als Volksbilderbögen bekannt sind. Im übertragenen Sinne kann der Begriff „Lubok“ auch für Dinge benutzt werden, die als plump, vulgär oder unbeholfen gelten.

Gnose

Kasimir Malewitsch

Sein Name ist untrennbar mit seinem größten Coup verbunden – dem Schwarzen Quadrat (1915, Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau). Sein im doppelten Sinn ikonisches Gemälde stellt eine Tabula rasa für das Medium Malerei dar und bildet gleichzeitig den Ausgangspunkt für die Entwicklung einer gegenstandslosen Abstraktion, die bis heute andauert. Malewitsch verstarb am 15. Mai 1935.

Gnose

Sergej Bondartschuk

Sergej Bondartschuk (1925–1994) war ein bedeutender sowjetischer und russischer Filmregisseur, Drehbuchautor und Schauspieler. Bereits mit 32 Jahren wurde er als jüngster Schauspieler überhaupt als Volkskünstler der UdSSR ausgezeichnet. Sein Regiedebüt Ein Menschenschicksal (1959) gilt heute als Klassiker des sowjetischen Kinos. Im Westen wurde er vor allem durch die Verfilmung des Romans Krieg und Frieden (1967) von Lew Tolstoi bekannt, in der er auch eine der Hauptrollen übernahm. Der Film gehört zu den erfolgreichsten sowjetischen Filmen und hatte auch international großen Erfolg. 1969 erhielt er den Golden Globe und den Oscar als bester fremdsprachiger Film. Weitere bedeutende Regiearbeiten Bondartschuks sind unter anderem Waterloo (1970), Boris Godunow (1986) und der Mehrteiler Der stille Don (1994).

Gnose

Leonid Breshnew

Am 19. Dezember vor 115 Jahren ist Leonid Breshnew (1906-1982) als Sohn eines Metallarbeiters geboren.  Von 1964 bis 1982 prägte er als erster Mann im Staat fast zwei Jahrzehnte lang das Geschehen der Sowjetunion. Seine Herrschaft wird einerseits mit einem bescheidenen gesellschaftlichen Wohlstand assoziiert, gleichzeitig jedoch auch als Ära der Stagnation bezeichnet.

Gnose

Auflösung der Sowjetunion

Heute vor 31 Jahren trafen sich die Staatsoberhäupter von Russland, Belarus und der Ukraine und vereinbarten, die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten zu gründen. Damit besiegelten sie faktisch das Ende der Sowjetunion. Welche Dynamiken damals die einstige Supermacht zum Zerfall brachten, skizziert Ewgeniy Kasakow.

 

Gnose

Großer Vaterländischer Krieg

Als Großen Vaterländischen Krieg bezeichnet man in Russland den Kampf der Sowjetunion gegen Hitlerdeutschland 1941–1945. Der Begriff ist an den Vaterländischen Krieg gegen Napoleon im Jahr 1812 angelehnt. Galt der Sieg über den Faschismus offiziell zunächst als ein sozialistischer Triumph unter vielen, wurde er seit Mitte der 1960er Jahre zu einem zentralen Bezugspunkt der russischen Geschichte.

Gnose

Peredwishniki

Die Peredwishniki (dt. Wanderer) waren die erste unabhängige Künstlervereinigung Russlands. Künstler wie Ilja Repin, Viktor Wasnezow und Iwan Schischkin organisierten ab 1870 in ganz Russland Wanderausstellungen mit Motiven aus dem Leben der einfachen Bevölkerung. Die Arbeiten der Gruppe standen für ein erwachendes Heimatgefühl, griffen aber auch sozialkritische Aspekte auf.

weitere Gnosen
Ein kurzer Augenblick von Normalität und kindlicher Leichtigkeit im Alltag eines ukrainischen Soldaten nahe der Front im Gebiet , © Mykhaylo Palinchak (All rights reserved)