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Russland und der Kolonialismus

Kolonialimperien – das sind immer die anderen. Und doch hat Russland über eine Vielzahl an Völkern geherrscht und sein Territorium seit dem 16. Jahrhundert auf das 22-Fache vergrößert. Von der Eroberung Sibiriens bis zur angeblichen „Brüderlichkeit der Sowjetvölker“ wird die Kontinuität des russischen Kolonialismus im Krieg gegen die Ukraine besonders deutlich. Die vor diesem Hintergrund erstarkende Idee einer Dekolonisierung Russlands versucht der Kreml mit allen Mitteln zu unterdrücken. 

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Olga Skabejewa

Zweimal täglich erklärt die Moderatorin im Staatsfernsehen die Welt aus Moskauer Sicht. An manchen Tagen ist sie bis zu fünf Stunden mit Desinformation und Kriegshetze nach Vorgaben des Kreml auf Sendung. Skabejewas Spezialgebiet ist der Vollkontakt: Je nach Bedarf werden Gegner provoziert oder niedergebrüllt. 

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Margarita Simonjan

Ihre steile Karriere begann mit einer Lüge im staatlichen Auftrag. Heute kokettiert die Chefin des Propaganda-Senders RT und der staatlichen Medienholding Rossija Sewodnja offen mit ihrer Rolle als Gesicht der russischen Desinformation. Der Kreml belohnt sie großzügig dafür. 

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Alexander Newski

Als Fürst von Nowgorod errang Alexander Jaroslawitsch „Newski“ im 13. Jahrhundert wichtige militärische Siege gegen Schweden und den Deutschen Orden. Diese Erfolge begründeten die Verehrung, die ihm bis heute in Russland zuteil wird. Von der Orthodoxen Kirche heiliggesprochen, tilgten die Bolschewiki zunächst die Erinnerung an ihn aus der Geschichte, bis er als nationale Identifikationsfigur unter Stalin in den 1930er Jahren wieder rehabilitiert wurde.

Alexander Jaroslawitsch „Newski“ (ca. 1221–1263) regierte als Fürst von Nowgorod und Großfürst von Wladimir-Susdal in der sogenannten Zeit der Teilungen (Udelnaja Rus). Der Glanz des Kiewer Reiches war im 13. Jahrhundert bereits verblasst, und Teilfürstentümer stritten um dessen Erbe. Zusätzlich sahen sich die Fürsten von außen bedroht – und das gleich von mehreren Seiten: Mongolen griffen aus dem Osten an, katholische Mächte aus dem Norden und Westen. Im Jahr 1240 jedoch bezwang Alexander Jaroslawitsch an der Spitze eines Nowgoroder Heeres auf dem Gebiet des heutigen St. Petersburg eine Streitmacht des schwedischen Königs – dem Sieg in dieser Schlacht an der Newa verdankt er seinen Beinamen „Newski“. Und sein militärischer Erfolg riss nicht ab: In der Schlacht auf dem Eis besiegte er 1242 ein Heer des Deutschen Ordens auf dem Peipus-See. Auch aufgrund seiner strategischen Geschicklichkeit stieg Alexander 1252 schließlich zum Großfürsten der Rus auf. Als solcher verfolgte er gegenüber den mongolischen Fremdherren eine moderate Ausgleichspolitik. Er starb 1263 auf der Rückreise vom Khan der Goldenen Horde in Gorodez an der Wolga.

Bereits kurz nach seinem Tod wurde Alexander Newski am Ort seines Grabes in Wladimir als (Lokal-)Heiliger verehrt – die ältesten erhaltenen Ikonen zeigen ihn im Gewand eines orthodoxen Mönches. Mitte des 16. Jahrhunderts, in der Regierungszeit Iwans IV. (des Schrecklichen), wurde Alexander Newski dann von der Russisch-Orthodoxen Kirche offiziell heiliggesprochen. Schließlich stieg er durch die Kirchenpolitik von Zar Peter I. (dem Großen) zu einem der wichtigsten russischen Nationalheiligen auf: Der Reformzar setzte den Heiligen als Schutzpatron der neuen Hauptstadt St. Petersburg ein, gründete dort zu seinen Ehren ein prächtiges Kloster (Alexander-Newski-Lawra) und ließ die Reliquien des Heiligen aus der Stadt Wladimir an die Newa überführen. Seit dieser Zeit durfte Alexander Newski auf Ikonen und in der Historienmalerei nur noch als Fürst (und nicht mehr als Mönch) dargestellt werden. Im 19. Jahrhundert spielte Alexander Newski nicht zuletzt als Namensheiliger von drei Zaren (Alexander I., II. und III.) eine herausragende Rolle, auch wurden ihm in dieser Zeit zahlreiche orthodoxe Kirchen innerhalb und außerhalb Russlands geweiht. Während des Ersten Weltkriegs avancierte Alexander Newski dann zu einer entschieden antideutschen nationalen Identifikationsfigur.

Eine der ältesten IkonenNach der Oktoberrevolution versuchten die Bolschewiki das Andenken an Alexander Newski zunächst zu unterdrücken. Zum einen wurden seine Gebeine abermals an einen anderen Ort gebracht – diesmal in das neu gegründete Leningrader Museum für Religion und Atheismus. Zum anderen verschwand sein Name aus den Geschichtsbüchern für den Schulunterricht. Mitte der 1930er Jahre jedoch, vor dem Hintergrund von Stalins Wende zur Ideologie des Sowjetpatriotismus, reaktivierten die Bolschewiki Alexander Newski als historische Identifikationsfigur. Die neuen Machthaber unterstrichen dabei vor allem seine militärischen Verdienste und seine Rolle als politischer Führer. Diese Rolle stellte auch der gleichnamige Historienfilm von Sergej Eisenstein aus dem Jahr 1938 heraus. Newskis Rehabilitierung erreichte im Großen Vaterländischen Krieg ihren Höhepunkt – er avancierte während des Krieges zu einer der wichtigsten historischen Heldenfiguren der UdSSR. Dabei wurde eine Verbindungslinie zwischen den Kämpfen Nowgorods unter Alexander Newski gegen den Deutschen Orden und dem Kampf der Roten Armee gegen Nazi-Deutschland gezogen.

Alexander Newski nimmt auch im heutigen Russland einen prominenten Platz im kulturellen Gedächtnis ein. In der TV-Show Imja Rossija (deutsch: „Der Name Russlands“) wurde er 2008 von den Fernsehzuschauern zur wichtigsten Figur der russischen Geschichte gewählt. Seit der Rücküberführung seiner Reliquien im Jahr 1989 ist die Alexander-Newski-Lawra in Sankt Petersburg erneut das Zentrum seiner Heiligenverehrung.

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Ein kurzer Augenblick von Normalität und kindlicher Leichtigkeit im Alltag eines ukrainischen Soldaten nahe der Front im Gebiet , © Mykhaylo Palinchak (All rights reserved)