„Wer seid ihr?“ – Diese Frage stand im Raum, als die Belarussen 2020 für kurze Zeit in der Weltöffentlichkeit standen. Für unser Projekt Spurensuche in der Zukunft fragt sich die Schriftstellerin Anka Upala, was aus den Antworten auf diese Frage geworden ist.
Die belarussischen Machthaber haben den unabhängigen Journalismus außer Landes getrieben und kriminalisiert. Eine Studie fragt, mit welchen Problemen Medien und Journalisten im Exil zu kämpfen haben und wie sie überleben werden.
Kolonialimperien – das sind immer die anderen. Und doch hat Russland über eine Vielzahl an Völkern geherrscht und sein Territorium seit dem 16. Jahrhundert auf das 22-Fache vergrößert. Von der Eroberung Sibiriens bis zur angeblichen „Brüderlichkeit der Sowjetvölker“ wird die Kontinuität des russischen Kolonialismus im Krieg gegen die Ukraine besonders deutlich. Die vor diesem Hintergrund erstarkende Idee einer Dekolonisierung Russlands versucht der Kreml mit allen Mitteln zu unterdrücken.
Um Soldaten und Militärtechnik an der Front vor russischen Drohnenangriffen zu schützen, bringen Armeehelfer ausgediente Fischernetze aus Europa in die Ukraine. Eine Frontliner-Fotoreportage.
Die Fotografin Monika Orpik war in der Grenzregion zwischen Polen und Belarus unterwegs. Entstanden ist eine Arbeit, die den Zustand des Dazwischenseins, in dem Migranten existieren, visualisiert.
In der russischen Duma haben unerwartet zwei Parteien Gesetzesentwürfe zur Bekämpfung häuslicher Gewalt eingebracht. Womöglich um Aktivistinnen das brisante Thema zu entreißen und es für eigene Regierungs-PR zu benutzen. Vorgesehen sind: höhere Strafen für Gewaltverbrechen, aber auch für Verleumdung. Und geschützt werden sollen besonders auch Männer. Das russische Onlineportal Glasnaja analysiert Chancen und Schwachpunkte der Entwürfe.
Verliert Belarus seine Unabhängigkeit? Was passiert, wenn Lukaschenko stirbt? Gibt es noch eine Chance für einen demokratischen Wandel? Der belarussische Journalist Alexander Klaskowski gibt Antworten auf schwierige Fragen.
Zwei kürzlich erschienene Bücher offenbaren, wie weit sich das Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche inzwischen von den Lehren des Christentums entfernt hat – zugunsten einer Staatsideologie.
Ihre Prognosen werden oft als pessimistisch kritisiert, doch von Militärs geschätzt: Marija Berlinska ist eine scharfsinnige Analytikerin und setzt sich für die Technologisierung der ukrainischen Armee durch Drohnen ein. Im Interview mit der Ukrajinska Prawda spricht sie über dringend notwendige militärpolitische Entscheidungen, das Worst-Case-Szenario und realistische Auswege daraus.
Zweimal täglich erklärt die Moderatorin im Staatsfernsehen die Welt aus Moskauer Sicht. An manchen Tagen ist sie bis zu fünf Stunden mit Desinformation und Kriegshetze nach Vorgaben des Kreml auf Sendung. Skabejewas Spezialgebiet ist der Vollkontakt: Je nach Bedarf werden Gegner provoziert oder niedergebrüllt.
Politik – by Anastassija Bahalika , Olena Rebryk , Olha Stepanjuk
Kurz nach seiner Befreiung spricht der ukrainische Menschenrechtler und Journalist Maxym Butkewytsch mit seinen Kolleginnen von Hromadske Radio erstmals über Luhansker Gefängnisse, russische Gewalt und seine persönlichen Perspektiven.
Mitte 2021 setzte Lukaschenko an der östlichen EU-Außengrenze eine Migrationskrise in Gang. Bis heute gelangen Flüchtlinge über die belarussische Grenze in die EU. Warum gibt es so wenig Interesse der westlichen Staaten, mit Minsk darüber zu verhandeln? Waleri Karbalewitsch analysiert.
Der belarussische Schriftsteller Alhierd Bacharevič erhält den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2025. Warum gibt es im Westen so wenig Interesse für Belarus und welche Folgen hat dies für die belarussische Literatur? In diesem Essay gibt er Antworten und macht sich Luft.
Wie eine jüdische Ukrainerin die sexuelle Gewalt unter deutscher Besatzung öffentlich macht. Die siebte Folge der dekoder-Doku Der Krieg und seine Opfer.
Täglich erhalten russische Medien Leitfäden, wie Nachrichten präsentiert werden und welche Emotionen sie wecken sollen. Für diese Vorgaben sind zwei Männer aus der Präsidialadministration zuständig: Sergej Kirijenko und Alexej Gromow.
Mit viel Empathie hat der Potsdamer Fotograf Frank Gaudlitz die gesellschaftlichen Umbrüche seit dem Ende der Sowjetunion begleitet. Sein letztes Projekt hat er nach dem Überfall auf die Ukraine vorzeitig beendet. Nach Russland will Gaudlitz vorerst nicht mehr fahren. Ein Gespräch über Annäherung und Entfremdung.
Viele Kulturschaffende mussten aus Belarus fliehen, andere sind im Gefängnis. Bücher, Lieder und Kunstwerke wurden verboten. Wie kann die belarussische Kultur in solch einer Lage überhaupt bestehen? Ein Gespräch mit Sjarhei Budkin vom Belarusian Council for Culture.
Wie erinnert man sich in Deutschland an den Zweiten Weltkrieg – und wie in anderen europäischen Ländern? Welche Rolle spielt der Zweite Weltkrieg in Russlands Krieg gegen die Ukraine heute – wie wird Erinnerungspolitik hier und da diskutiert? Und wie kann man das Kriegsgedenken heute neu denken?
„Hier liegen solche Typen, schrecklich“, sagen die Krankenschwestern. Und behaupten: „Dass einer vom Krieg nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, gibt es hier nicht.“ Die Patienten sehen das anders. Eine Reportage aus der russischen Militärpsychiatrie, wo Soldaten behandelt werden, die in der Ukraine gekämpft haben.
Ein Kapitel des deutschen Vernichtungsfeldzugs gegen die Sowjetunion, das oft übersehen wird, ist die Politik der „verbrannten Dörfer“ in Belarus. Die NS-Besatzer zerstörten im ganzen Land über 9.000 Dörfer – viele davon wurden für immer ausgelöscht.
Eine Reporterin des Portals Verstka hat die Bewerber an einer Rekrutierungsstelle in Moskau gefragt, warum sie in den Krieg ziehen. Die meisten sind arm, viele verzweifelt – einige nennen auch Patriotismus als Grund.
Die ukrainischen und belarussischen Staatsführungen pflegen weiterhin ein pragmatisches Verhältnis. Obwohl Alexander Lukaschenko in den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verstrickt ist. Eine Analyse von Olga Loiko.
Suche nach Identität - darum dreht sich das Fotoprojekt des belarussischen Fotografen Pavel Kritchko. Er war im Osten Polens unterwegs, wo eine belarussische Minderheit zuhause ist. Wir haben mit ihm gesprochen und zeigen eine Auswahl seiner Bilder.
Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat Haftbefehle gegen eine Handvoll Vertreter der russischen Führung ausgestellt. Welche Hoffnung gibt es, dass die Kriegsverbrechen in der Ukraine je gesühnt werden?
1000 Tage führt Russland großen Krieg gegen die Ukraine. 1000 Tage kämpfen die Menschen in der Ukraine gegen den Riesen-Nachbarn – und ihre eigene Angst. Von ihr erzählt das gar nicht so sehr fiktive Märchen des Dramaturgen Oleg Michajlow und der Illustratorin Julja Piljulja aus Charkiw.
Nach 50 Jahren erscheint Feuerdörfer erstmals auf Deutsch. Das Buch über die Wehrmachtsverbrechen in Belarus erschütterte die sowjetische Gesellschaft – ein Special, unter anderem mit der Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch.
Nach 600 Tagen gab es das erste Lebenszeichen von Maria Kolesnikowa. Ihr Vater durfte sie besuchen. Sie war eines der Gesichter der Proteste in Belarus im Jahr 2020, sie wurde verschleppt, festgenommen und schließlich zu elf Jahren Haft verurteilt. Wer ist diese scheinbar unerschrockene Frau, und wie wurde sie zur Oppositionspolitikerin? Zerkalo zeichnet ihren Lebensweg nach.
Das Lukaschenko-Regime übt auf unterschiedlichste Weise Druck auf Menschen aus, die sich dem Staat widersetzen. Mediazona Belarus erzählt die Geschichte einer Familie nach der Verurteilung des Ehemanns und Vaters zu 15 Jahren Haft.
Ihre steile Karriere begann mit einer Lüge im staatlichen Auftrag. Heute kokettiert die Chefin des Propaganda-Senders RT und der staatlichen Medienholding Rossija Sewodnja offen mit ihrer Rolle als Gesicht der russischen Desinformation. Der Kreml belohnt sie großzügig dafür.
Das Lukaschenko-Regime modelliert an einer eigenen Erinnerungskultur. Wie diese aussehen soll, erklärt der Politikwissenschaftler Waleri Karbalewitsch.
Politik – by Jewa Belizkaja , Olessja Gerassimenko
Einer der reichsten Menschen Sibiriens äußert sich gegen den Krieg und unterstützt Oppositionelle. Dabei lebt und arbeitet er weiter in Russland. Wie kann das sein?
Wer ins Visier der russischen Justiz gerät, hat künftig die Wahl: entweder ein geregelter Strafprozess, oder freiwillig an die Front. Fast jeder Dritte wählt den Schützengraben.
Am 26. Januar 2025 sollen in Belarus die nächsten sogenannten Präsidentschaftswahlen über die Bühne gehen – in einer Atmosphäre der Angst und Unterdrückung. Alexander Klaskowski erklärt, warum der Machthaber das Ereignis so schnell wie möglich hinter sich bringen will.
In den vergangenen Jahren ist in Belarus rund um die Nacht der erschossenen Dichter eine neue Erinnerungskultur entstanden. Wie sieht diese aus? Was geschah in jener Oktobernacht im Jahr 1937 und warum? In einem Bystro gibt die Historikerin Iryna Kashtalian Antworten auf diese und andere Fragen.
Belarus holt immer wieder ukrainische Kinder aus den von Russland besetzten Gebieten zu sich ins Land – angeblich, um ihnen eine erholsame Auszeit vom Krieg zu ermöglichen. Staatsmedien instrumentalisieren diese Kinder für Propagandasendungen. Die ukrainische Menschenrechtsplattform Zmina hat sich diese Sendungen angeschaut und fasst die häufigsten Erzählstränge zusammen.
Den Familien gefallener russischer Soldaten steht ein „Sarggeld“ von umgerechnet rund 150.000 Euro zu. Den betreffenden Einheiten – Truppennachschub. Aus Kosten- und Statistik-Gründen drückt sich der Staat um diese Ersatzleistungen. Um zu beweisen, dass ein Gefallener der russischen Armee wirklich tot ist, ziehen darum Verwandte wie Kommandeure vor Gericht. Verstka hat sich diese Verfahren genauer angeschaut.
In der Republik Sacha im russischen Norden werden besonders viele Straftaten unter Alkoholeinfluss begangen. Einige Ortschaften haben nun den Verkauf von Alkohol verboten. Eine Fotoreportage von Takie Dela.
Der revolutionäre Geist von 2020 soll den Belarussen ausgetrieben werden. Dazu gehört auch die Erzeugung einer neuen Wirklichkeit. Das Online-Medium Pozirk erklärt die wesentlichen Pfeiler der ideologischen Baumaßnahmen.
Der russische Aktivist Ildar Dadin war ein ähnlich kompromissloser Gegner des Putin-Regimes wie Alexej Nawalny. Aber er wählte einen anderen Weg: den bewaffneten Kampf. Anfang Oktober ist er in der Ukraine gefallen.
Seit Ende der 1990er Jahre haben Belarus und China ihre Beziehungen deutlich intensiviert. Was verspricht sich die chinesische Staatsführung von dem belarussischen Partner? Und welche Ziele verfolgt Lukaschenko, indem er Projekte mit der Volksrepublik im eigenen Land umsetzt?
Die russische Duma hat in erster Lesung ein Gesetz gegen eine imaginäre „Childfree“-Bewegung verabschiedet. Werbung für Verhütungsmittel oder Beratung vor dem Schwangerschaftsabbruch stehen damit unter Strafe. In der Novaya Gazeta kommentiert der Journalist Anton Orech: „Der Staat verbietet der Bevölkerung, nach eigenem Ermessen über den eigenen Körper zu verfügen.“
Meinungsumfragen in repressiven Autokratien haben nur eine begrenzte Aussagekraft. Lässt sich die öffentliche Meinung anders ermitteln? Der belarussische Soziologe Andrei Wardomazki erklärt die Tücken seiner Arbeit und stereotype Meinungen von Belarussen.
Das ukrainische Onlinemedium Graty erläutert anhand von Fallbeispielen, wie Menschen auf der besetzten Krym für ihre pro-ukrainische oder Antikriegs-Haltung durch doppelte Bestrafung unterdrückt werden.
Im Hinterland der ukrainischen Kursk-Offensive treiben tonnenweise Fische bäuchlings in verschmutzen Flüssen. Frontliner-Reporter sind die Desna vom Norden der Ukraine nach Kyjiw abgefahren und haben sich ein Bild von der Umweltkatastrophe gemacht.
In der belarussischen Küche zeigt sich, wie viele kulturelle Einflüsse das Land in seiner Geschichte geprägt haben. Wer beispielsweise den Chaladnik erfunden hat, lässt sich nur schwer klarstellen. Der Historiker Ales Bely erklärt die kulturhistorischen Untiefen belarussischer Leckereien.
In Butscha hat sich die ukraineweit erste Freiwilligen-Luftabwehreinheit für Frauen gegründet. Reporter des ukrainischen Onlinemediums Frontliner stellen die Kämpferinnen vor.
Zu Beginn seiner Präsidentschaft war Putin Gast in zahlreichen Ländern. In den vergangenen vier Jahren ist seine Welt geschrumpft. Unsere Daten zeigen wie.
Eine Storytelling-Doku in zehn Folgen über den Deutsch-Sowjetischen Krieg 1941–1945. Zehn Geschichten − stellvertretend für etwa 27 Millionen Kriegsopfer in der Sowjetunion.
Wie es der staatlichen Propaganda gelang, Millionen Russinnen und Russen davon zu überzeugen, dass ein Krieg der sicherste Weg zum Frieden ist. Data-Recherche von dekoder und der Novaya Gazeta Europe.
«Хто вы?» — такое пытанне паўстала, калі ў 2020 годзе беларусы ненадоўга апынуліся ў цэнтры ўвагі ўсяго свету. Для нашага праекту «Беларусь — Зазірнуць у будучыню» пісьменніца Анка Упала разважае аб тым, што сталася з адказамі на яго.
Раман «Час пустазелля» Ганны Янкуты, прысвечаны асэнсаванню падзей 2020-2022 гадоў, заняў другое месца літаратурнай прэміі імя Гедройця. Аўтар дekoder’а Дзяніс Марціновіч паразмаўляў з Ганнай пра яе «жыццё на валізках», адарванасць ад Беларусі, фінансавае выжыванне, надзею і перспектывы беларускай літаратуры.
Не ўсе людзі ўцякаюць з разбамбленых прыфрантавых гарадоў. Як праходзіць штодзённае жыццё паміж руінамі? Беларускі фатограф Аляксандр Васюковіч неаднаразова бываў у прыфрантавых гарадах. Мы пагутарылі з ім пра яго працу падчас вайны і публікуем яго падборку здымкаў з Украіны.
Уладзімір Някляеў — адзін з самых вядомых сучасных беларускіх пісьменнікаў. У сваім эсэ для нашага праекту «Беларусь — Зазірнуць у будучыню» Някляеў, які быў кандыдатам у прэзідэнты на выбарах 2010 года, задаецца пытаннем, ці не павінна была беларуская прага незалежнасці ўзнікнуць значна раней.
Новая сцяна сёння падзяляе Беларусь — паміж тымі, хто вымушаны быў з’ехаць і тымі, хто застаўся ў краіне. Але тады як для іх можа паўстаць агульная будучыня? Пра гэта піша Ганна Янкута ў сваім эсэ для для праекта «Беларусь — Зазірнуць у будучыню».
„Und geboren bin ich, wie zu erwarten, in der Johannisnacht, vom 23. auf den 24. Juni, aber es lohnt nicht, darauf besonders hinzuweisen“1, notiert 1957 die bald 70-jährige Anna Achmatowa. Geboren in der geheimnisvollen Midsummer Night, zur slawisch-heidnischen Sonnenwendfeier Iwan-KupalaDer Iwan-Kupala-Tag (belaruss. Kupalle, russ. Kupala) ist ein in ostslawischen Ländern bis heute gefeiertes Mittsommerfest. Die ursprünglich heidnische Feier, die sich über die Jahrhunderte mit christlichen Traditionen verwoben hat, ist mit zahlreichen Ritualen und Bräuchen verbunden: So springen in der Nacht der Sonnenwende junge Paare über Lagerfeuer, junge Frauen lassen ge-flochtene Blumenkränze zu Wasser. Auch werden Kräuter gesammelt, denen man Heilkräfte zu-spricht. Einige Flügel der Russisch-Orthodoxen Kirche stehen dem Fest wegen seiner heidnischen Ursprünge kritisch gegenüber. undefined, so heißt es, nicht weniger aufgeladen, in Varianten. Der Anfangssatz einer nie realisierten Autobiographie ist in seiner doppelbödigen Widersprüchlichkeit charakteristisch für die Poetik des nur auf den ersten Blick Klaren und Einfachen.
Ein Dichten oftmals der kleinen Form, der direkten, dinglichen Sprache und doch im Modus der Andeutung, des Nicht-Zuendesprechens und Verschweigens, damit ist Achmatowa als große Lyrikerin in die Weltliteratur eingegangen.
Das rhetorische Ablenkungsmanöver rund um die biographische Information enthüllt mehr als es verdeckt. Hier ist von einem Ursprungsmythos die Rede, der im wortreichen Verschweigen die vielversprechende Geburt einer Dichter-Prophetin verkündet. Deren wortkünstlerische und in Achmatowas Deutung hellsichtige Gabe brachte frühen Ruhm. Doch bald darauf folgten Verleumdung, Einsamkeit und erzwungenes Verstummen für viele Jahre.
Rätselhafte Königin der Bohème-Cabarets
Geboren als Anna Andrejewna Gorenko 1889 in OdessaOdessa ist eine Stadt im Südwesten der Ukraine am Schwarzen Meer. Gegründet nach dem Russisch-Türkischen Krieg (1787–1792) im Jahre 1794 von Katharina der Großen entwickelte sich Odessa im 19. Jahrhundert zu einer der wichtigsten Handelsstädte Europas, zum zentralen Getreidehafen des Russischen Reiches und zum kulturellen Schmelztiegel. Die Stadt ist stark von Multikulturalität und Mehrsprachigkeit sowie von ihrer gewaltvollen Geschichte geprägt. undefined, am 11. Juni alten Stils, und aufgewachsen in Zarskoje SeloZarskoje Selo (dt. Zarendorf) war eine Sommerresidenz der Zarenfamilie, deren Bau Anfang des 18. Jahrhunderts begann. Das über mehrere Jahrzehnte entstandene Ensemble ist schließlich von Rokoko, Klassizismus und Jugendstil geprägt und befindet sich rund 25 Kilometer südlich vom Stadtzentrum St. Petersburgs. 1990 wurde es in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Seit 1918 trägt der Ort den Namen von Alexander Puschkin, der 1817 das Lyzeum in Zarskoje Selo abschloss. Gegenwärtig ist Puschkin ein Bezirk St. Petersburgs mit rund 90.000 Einwohnern., dem Städtchen um die prächtige Sommerresidenz des Zaren, begann sie früh zu dichten. Ihren nom de plume Anna Achmatowa borgte sie sich von der Urgroßmutter, einer angeblich tatarischen Prinzessin aus dem Geschlecht des Khan Achmat.
Zu Beginn der 1910er Jahre die lyrische Entdeckung der Petersburger Literatenkreise, war die rätselhafte Königin der Bohème-Cabarets Streunender Hund und später Rastplatz der Komödianten als 20-Jährige bereits eine Berühmtheit. Sie stand mit ihren Dichterfreunden Ossip MandelstamOssip Mandelstam (1891–1938) war ein russischer Dichter, Schriftsteller und Literaturkritiker. Er gilt als einer der wichtigsten russischen Poeten des 20. Jahrhunderts. Sein antistalinsches Gedicht Wir Lebenden spüren den Boden nicht mehr von 1933 wurde vom Schriftsteller Boris Pasternak als Selbstmord eingestuft. Mandelstam wurde denunziert und verhaftet, am 27. Dezember 1938 starb er in einem Arbeitslager nahe Wladiwostok. , Nikolaj Gumiljow und anderen für die neue Bewegung des Akmeismus (von griech. akme: Gipfel, Höhepunkt, Blütezeit), die dem in die Jahre gekommenen Symbolismus und seinen Verweisen auf die Transzendenz eine Poesie der Dinge, der Diesseitigkeit und der „wunderschönen Klarheit“ (Michail Kuzmin) entgegensetzte.
Die frühen Gedichte „nicht über die Liebe“ waren von extremer Kürze und riefen mit ihren punktuell angedeuteten Sujets den Eindruck von Tagebucheinträgen, intimen Beichten, autobiographischen Skizzen hervor.
Wir müssen den Abschied üben. Schlendern zu zweit herum. Es dämmert. Wir gehn im Trüben. Du grübelst. Ich bleibe stumm. […]
Aus welchen Unratecken / Unschuldig wachsen Vers und Reim
Diese Art zu Dichten, das Erzählen in Versen auf knappstem Raum mit konkreten Settings, sinnlichen Details (ein auf die linke Hand gezogener rechter Handschuh, eine kalt bleibende Hand auf dem Knie, die wiederkehrende Irisfärbung des „grauäugigen Königs“), ebenso wie die Psychologie der lyrischen Stimmen und die lakonische Sprache fanden umgehend eine große Schar von Nachahmerinnen. In ihrem in den 1960er Jahren zusammengestellten Zyklus Geheimnisse des Handwerks beschreibt Achmatowa die Besonderheit ihrer Poetik selbst mit den Versen:
Ach, wüßtet ihr, aus welchen Unratecken Unschuldig wachsen Vers und Reim, Wie gelber Löwenzahn vor wilden Hecken, Wie Melde wächst am Rain.3
Und sie kommentiert mit einem Vierzeiler die mit dem eigenen Schaffen bereits beantwortete Frage nach einer möglichen Rollenverkehrung von Muse zu Dichterin – durchaus auf mehrdeutige Weise:
Und Beatrice – schuf sie wie Dante Verse? Berühmte Laura je der Liebe Glut? Nun lehrte ich die Frauen sprechen … Wie bringt man sie zum Schweigen, großer Gott?
Allerdings wurde die Lehrmeisterin selbst schon bald zum Schweigen gebracht. 1922 erschien ihr auf viele Jahre letzter Gedichtband. Im Jahr zuvor hatte die neue Macht im Land Nikolaj Gumiljow, den Vater ihres Kindes, wegen angeblicher Beteiligung an der monarchistischen Tanganzew-Verschwörung hingerichtet. Ihre Dichtung war in der Presse als „bourgeois“ und „gestrig“ gebrandmarkt worden. Ein geheimer Parteierlass schloss die Dichterin für Jahrzehnte von allen Veröffentlichungsmöglichkeiten aus. Freunde und Weggenossen verließen das Land oder Schlimmeres. Achmatowa aber blieb und schwieg:
Nein, nicht unter fremden Himmelsweiten, Nicht schützte mich ein fremdes Flügelpaar, – Ich war mit meinem Volk in jenen Zeiten, Dort war ich, wo mein Volk, zum Unglück, war.
Erst Anfang der 1940er Jahre konnten wieder Verse erscheinen. Die Dichterin trat sogar im LeningraderDie 1703 von Zar Peter dem Großen gegründete und nach seinem Schutzheiligen, Apostel Simon Petrus, benannte Stadt Sankt Petersburg wurde 1914 zum ersten Mal umbenannt. Sie hieß bis zu Lenins Tod im Jahr 1924 Petrograd. Dann wurde der Name zu seinen Ehren in Leningrad geändert. Seit 1991 heißt sie wieder Sankt Petersburg, umgangssprachlich meist Piter genannt. Radio auf, als die deutschen Truppen die Stadt eingeschlossen hatten. Die BlockadeBlokadnikiBlokadniki ist eine Bezeichnung für die Opfer und die Überlebenden der Leningrader Blockade. Während der Belagerung der Stadt vom 8. September 1941 bis 27. Januar 1944 durch die deutsche Wehrmacht kamen über eine Million Leningrader ums Leben. Die meisten Menschen verhungerten oder erfroren, viele starben im Bomben- und Artilleriebeschuss. undefinedist eine Bezeichnung für die Opfer und die Überlebenden der Leningrader Blockade. Während der Belagerung der Stadt vom 8. September 1941 bis 27. Januar 1944 durch die deutsche Wehrmacht kamen über eine Million Leningrader ums Leben. Die meisten Menschen verhungerten oder erfroren, viele starben im Bomben- und Artilleriebeschuss. undefined überlebte sie, schwer an Typhus erkrankt, in der Evakuation in TaschkentTaschkent ist die Hauptstadt Usbekistans, das bis 1991 eine von 15 Republiken der Sowjetunion war. Usbekistan gehörte zu den sonnigsten Regionen der UdSSR, unter anderem deshalb war die Teilrepublik Zentrum der sowjetischen Baumwollindustrie. Noch heute ist das Land der drittgrößte Baumwollexporteur der Welt.. Was ihrem Publikum jedoch verborgen blieb, war ihr Rekwijem (dt. Requiem), ein in den Jahren 1935 bis 1940 entstandener Gedichtzyklus über den TerrorAls Großen Terror bezeichnet man die staatlichen Repressionen gegen die sowjetische Bevölkerung zwischen 1936 und 1938. Der Begriff wurde durch die gleichnamige Monographie des britischen Historikers Robert Conquest geprägt. Während des Großen Terrors wurden Schätzungen zufolge rund 1,6 Millionen Menschen verhaftet, etwa 680.000 von ihnen wurden zum Tode verurteilt. Die Repressionen erfolgten in mehreren Wellen. Waren zunächst vor allem hohe Parteikader betroffen, gerieten im Laufe der Zeit immer neue Gesellschaftsgruppen ins Visier der Sicherheitsorgane. Eine juristische Aufarbeitung dieser Verbrechen fand bis heute nicht statt. undefined. Denn als die Not am größten war, man Sohn und Ehemann zum wiederholten Male verhaftete und die stalinistischen SäuberungenAls Stalinsche Säuberungen wird die unter Stalin durchgeführte Repressionswelle gegen mutmaßliche Regime-Feinde bezeichnet. Allein während des Großen Terrors – Höhepunkt der Säuberungswelle – wurden in den Jahren 1937/38 Schätzungen zufolge rund eineinhalb Millionen mutmaßliche Feinde verhaftet. Die Quellenlage ist dürftig, man geht jedoch davon aus, dass etwa 700.000 Menschen exekutiert wurden. Insgesamt fielen den Stalinschen Säuberungen 3 bis 20 Millionen Menschen zum Opfer. ihren Höhepunkt erreichten, hatte Achmatowa in Verse gefasst, was niemand auszusprechen wagte.
In voller Länge verschriftlichte Achmatowa diese Gedichte allerdings erst Ende 1962. Die zum Schweigen gezwungene Dichterin vertraute ihre Verse nur dem Gedächtnis der engsten Freunde an und verbrannte das Papier, auf dem sie geschrieben standen, in einem immer wiederkehrenden Ritual. Und auch dann konnten sie als Ganzes nur im Ausland erscheinen. In der Sowjetunion erlaubte man erst 1987, während GlasnostGlasnost ist ein politisches Schlagwort, das Transparenz, Informationsfreiheit und das Fehlen von Zensur bezeichnet. Michail Gorbatschow (geb. 1931) führte den Begriff 1986 ein und stellte damit die Weichen für mehr Meinungs- und Redefreiheit. und PerestroikaIm engeren Sinne bezeichnet Perestroika die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Umgestaltung, die auf Initiative von Michail Gorbatschow ab 1987 in der Sowjetunion durchgeführt wurde. Politische Öffnung und größere Medienfreiheit führten bald dazu, dass sich die Forderungen nach Veränderung verselbständigten – obwohl die Reformen neben viel Hoffnung auch viel Enttäuschung brachten. Die Perestroika läutete einen unaufhaltsamen Prozess des Wandels ein und mündete im Ende der Sowjetunion. undefined, ihr Requiem unzensiert zu drucken. Denn 1946 hatte die Dichterin erneut der Bannstrahl der Partei getroffen,6 und erst nach Stalins TodDer sowjetische Diktator Josef Stalin (geb. 1878) erlag Anfang März 1953 einem Schlaganfall. Da das totalitäre Regime im höchsten Maße personalisiert war, stürzte sein Tod die Sowjetunion in allgemeine Orientierungslosigkeit. Ein Außenseiter kam an die Macht und brach drei Jahre später offiziell mit dem Personenkult um Stalin. undefined unter ChruschtschowNikita Chruschtschow (1894–1971) war zwischen 1953 und 1964 Parteivorsitzender der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Er übernahm das Amt nach Stalins Tod, 1956 initiierte er mit seiner Geheimrede auf dem XX. Parteitag der KPdSU die Entstalinisierung des Landes. Chruschtschow betrieb ein massives Programm der Aufrüstung, dessen Auswirkungen als eine der Ursachen für die Kuba-Krise 1962 gelten. Seine Annäherung an die BRD sowie seine tiefgreifende Parteireform kosteten ihn viele Unterstützer in der KPdSU-Führung: 1964 wurde Chruschtschow gestürzt, sein Amt übernahm Leonid Breshnew. durfte sie in den Literaturbetrieb zurückkehren.
Poem ohne Held
Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie mit der Rekonstruktion verlorener, verbrannter und vergessener Gedichte, der anhaltenden Neuordnung ihrer Zyklen. Sie schrieb an Prosaprojekten, die ihre Interpretation der Geschichte fassen sollten, und schloss ihr großes, um 1940 begonnenes Alterswerk ab, die rätselhafte Versnovelle Poem ohne Held. Erste Auszüge, die von schrecklichen Schatten aus dem letzten Vorkriegsjahr 1913 erzählen, die der Autorin zum NeujahrsfestEin geschmückter Tannenbaum mit wechselvoller Geschichte, ein überquellender Festtagstisch und der Fernseher als ständiger Begleiter: Das russische Neujahrsfest versammelt besinnliche und kuriose Traditionen aus verschiedenen Epochen. Nachdem Peter I. versucht hatte, erste Traditionen zum Jahreswechsel zu begründen, hielten im 19. Jahrhundert die europäischen Weihnachtsbräuche in Russland Einzug. Von den Bolschewiki als bürgerlich geschmäht und gleich darauf wieder zum Leben erweckt, verbanden sie sich mit dem konfessionsübergreifenden Neujahrsabend zu einem vergnüglichen, unverwechselbaren Fest. undefined erscheinen, hatte sie schon 1941 Marina ZwetajewaMarina Zwetajewa (1892–1941) war eine der bedeutendsten russischen Dichterinnen des 20. Jahrhunderts. Sie stammte aus der Familie Iwan Zwetajews, der 1912 das berühmte Museum für Bildende Künste A.S. Puschkin in Moskau gründete. In Zwetajewas Dichtung flossen Anklänge von Symbolismus und Akmeismus ein. Als sie 1939 aus dem Exil, wo sie seit 1922 mit ihrem Mann gelebt hatte, in die Sowjetunion zurückkehrte, sah sie sich den Verdächtigungen des Geheimdienstes konfrontiert, der sie aufgrund ihres Auslandsaufenthaltes der Spionage bezichtigte. Zwetajewa nahm sich 1941 in der Verbannung das Leben. Erst unter Chruschtschow in den 1960er Jahren wurde sie rehabilitiert. bei deren Begegnung in Moskau vorgelesen.
Die kommentierte, so Achmatowas Erinnerung, süffisant: „Man muss schon über große Kühnheit verfügen, um im Jahr 41 über Harlekins, Kolombinen und Pierrots zu schreiben.“7 Und doch liegen die Gemeinsamkeiten zwischen 1913 und 1941 auf der Hand, wie erst unlängst Dimitri BykowDimitri Bykow (geb. 1967) ist ein bekannter Schriftsteller, Journalist und Professor für Literatur und Kultur. Er hat mehrere Romane und Gedichtbände veröffentlicht und ist Preisträger zahlreicher Literaturauszeichnungen. Seine Literatursendung Grashdanin Poet, in der er die politischen Verhältnisse in Russland humorvoll parodierte, war insbesondere während der Protestbewegung 2011/12 äußerst populär. undefined hervorgehoben hat, der das Poem ohne Held eine „Prophezeiung“ nennt.8 Denn schon einmal hatte Achmatowa am Vorabend einer historischen Katastrophe, als sich die Menschen noch in trügerischer Sicherheit wiegten, den alltäglichen Torfbränden um die Stadt schrecklichere Weltbrände abgelesen und in ihrem Gedicht Juli 1914 einen Einbeinigen prophezeien lassen:
Schreckenszeiten sind nahe, Frische Gräber dicht an dicht. Erwartet Hunger, erwartet Strafen Und der Sterne verfinstertes Licht.9
(Übersetzung: Birgit Veit)
Mythos „Anna Achmatowa“
Anna Achmatowa war von Anfang ihres Schaffens an zur Legende geworden. In vielen Gedichten, den frühen, wie den späten, in den fragmentarisch überlieferten Prosatexten und dem unvollendet gebliebenen Theaterstück Enuma Elish fügte sie den über sie kursierenden Geschichten, den Erinnerungen der Zeitgenossen und den Konstruktionen ihrer Leserschaft ihre eigenen Lesarten vom Mythos „Anna Achmatowa“ bei.
Denn trotz wiederkehrender Diskreditierungen staatlicherseits, trotz jahrzehntelanger Publikationsverbote und Sippenhaft war und blieb die Dichterin eine lebende Legende: In den 1910er Jahren von den Zeitgenossen in Versen besungen und zuweilen auch parodiert, in Gemälden, Fotografien und Skulpturen verewigt, später in oft quasi-dokumentarischen Memoiren und Romanen gespiegelt und zum fiktionalen Leben wiedererweckt,10 wurde Achmatowa von den Lesern und insbesondere Leserinnen als Heldin der Nicht-Liebe vergöttert. Der Sowjetmacht war sie umso mehr verhasst.
Sie gilt bis heute Vielen neben Marina Zwetajewa als die Verkörperung der russischen Lyrik im 20. Jahrhundert. Man stilisierte sie zur „klagenden Muse“ (Marina Zwetajewa) und „russischen Sappho“, zu Carmen und Maria (Alexander Blok), Kassandra, Mnemosyne. Man schmähte sie „halb Nonne, halb Hure“ (Andrej ShdanowAndrej Shdanow (1896–1941) war ein sowjetischer Politiker, der zu den engen Weggefährten Stalins gezählt wird. In den Jahren 1939–1948 war er Mitglied des Politbüros der Kommunistischen Partei der Sowjetunion – das faktisch oberste Entscheidungsgremium des Landes. Darin verantwortete Shdanow neben Ideologie und Außenpolitik auch Kulturfragen. Vor diesem Hintergrund hat sich der Begriff Shdanowschtschina etabliert – als Synonym für repressive Kulturpolitik. ), und setzte die letzte Hoffnung in sie, als es galt, eine Chronistin für das Unaussprechliche der „schrecklichen Jahre des Justizterrors“ zu finden. Man sah in ihr die Gedächtnissängerin, die alle ihre Dichterfreunde und die grausamen Umwälzungen der Epoche überlebte und die Erinnerung daran in ihren Versen bewahrte.
Mit festen Attributen hat sie ihren Platz im kollektiven Gedächtnis nicht nur der russischen Leserschaft: Die junge, hochgewachsene Dichterin mit dem unverwechselbaren Profil, den Stirnfransen à la Parisienne, der Perlenkette, dem Schultertuch und später dann dem schlichten, dunklen Kleid; aber auch die verfemte, dem Vergessen anheim gegebene, und zuletzt die reife Dichterin, die „als Zarin der russischen Literatur“11 an ihrem Lebensende noch einmal im In- und Ausland Anerkennung erfuhr.
zum Weiterlesen:
Kusmina, Jelena (1993): Anna Achmatowa: Ein Leben im Unbehausten, aus dem Russischen von Swetlana Geier, Berlin
Naiman, Anatoli (1992): Erzählungen über Anna Achmatowa: Mit einer Einleitung von Joseph Brodsky, aus dem Russischen von Irina Reetz, Frankfurt am Main
Mandelstam, Nadeschda (2011): Erinnerungen an Anna Achmatowa, aus dem Russischen von Christiane Körner und Pavel Polian, Berlin
Achmatowa, Anna (2013): Ich lebe aus dem Mond, du aus der Sonne: Liebesgedichte, aus dem Russischen von Alexander Nitzberg, Berlin
Achmatowa, Anna (1994): Im Spiegelland: Ausgewählte Gedichte, herausgegeben von Efim Etkind, München/Zürich
Achmatowa, Anna (1982): Poem ohne Held: Russisch-Deutsch, herausgegeben von Fritz Mierau, Nachdichtungen von Heinz Czechowski, Uwe Grüning, Rainer Kirsch und Sarah Kirsch, Leipzig
1.Notizbücher, S. 448. Eintrag unter dem Titel „Vielleicht wird so meine Autobiografie beginnen“
2.Achmatowa, Anna (2013): Ich lebe aus dem Mond: Liebesgedichte, aus dem Russischen von Alexander Nitzberg, Berlin, S. 58
3.Mne ni k čemu odičeskie rati (21.1.1940). Übersetzung: Ahrndt, Erich (2013): Anna Achmatowa: Unsrer Nichtbegegnung denkend: Gedichte 1911 bis 1964, Leipzig, S. 191
4.Achmatowa, Anna (1958): Poem ohne Held: Späte Gedichte russisch/deutsch, Leipzig, S. 99. „Mogla li Biče, slovno Dant, tvorit’, / Ili Laura žar ljubvi vosslavit'? / Ja naučila ženščin govorit' ... / No, Božе, как ich zamolčat' zastavit'!“ Tajny remesla, 7. Epigramma (1958)
5.Achmatowa, Anna (1958): Poem ohne Held: Späte Gedichte russisch/deutsch, Leipzig, S. 25. „Net! i ne pod čuždym nebosvodom / I ne pod zaščitoj čuždych kryl – / Ja byla togda s moim narodom, / Tam, gde moj narod, k nesčast'ju, byl.“
6.Der Leningrader Parteisekretär Andrej Shdanow eröffnete 1946 mit seiner Rede vor dem Schriftstellerverband über die Zeitschriften Swesda und Leningrad eine öffentlich ausgetragene Hetzkampagne gegen die Künste. In dieser wurde Achmatowa persönlich hervorgehoben und verunglimpft. Es erfolgten ihr Ausschluss aus dem Schriftstellerverband und daraufhin ein erneutes Publikationsverbot.
7.Achmatova, Anna (1989): Poėma bez geroja, herausgegeben von Timenčika, R. D., Moskau, S. 353
9.Deutsche Übersetzung zitiert nach: Buelens, Geert (2014): Europas Dichter und der Erste Weltkrieg, Berlin, S. 53, „[…] Sroki strašnye blizjatsja. Skoro / Stanet tesno ot svežich mogil. / Ždite glada, i trusa, i mora, / I zatmen'ja nebesnych svetil. [...]“
10.Dalos, György (1996): Der Gast aus der Zukunft: Anna Achmatowa und Sir Isaiah Berlin: Eine Liebesgeschichte, deutsche Bearbeitung von Elsbeth Zylla, Hamburg; Kralin,Michail (1990): Artur i Anna, Leningrad; Zenkevič, Michail (1999): Elga: Belletrističeskie memuary, Berlin; Senkewitsch, M. (1999): Elga: Roman, aus dem Russischen von Alexander Nitzberg, Düsseldorf
11.Richter, Hans Werner (1965): „Euterpe von den Ufern der Neva oder die Ehrung Anna Achmatowas in Taormina“, Berlin-Friedenau
Veggieburger, Selfies, Normcore und andere Vorlieben von Lew Nikolajewitsch. Eine Hommage der anderen Art zu Tolstois 193. Geburtstag heute (aus dem dekoder-Archiv).
Die Leser „dazu zu bringen, das Leben in all seinen unzähligen und unerschöpflichen Erscheinungen zu lieben“ – darin sah Lew Tolstoi seine Aufgabe. Über den Schriftsteller, der am 20. November 1910 verstorben ist, sich seiner Zeit entgegenstellte und gleichzeitig zum Monument seiner Epoche geworden ist, schreibt Olga Sliwizkaja.
Für die einen sind seine Texte nichts als postmodernes Geschreibsel voller Zoten und Flucherei, für die anderen dagegen sind sie prophetische Meisterwerke. Dagmar Burkhart über den Autor Vladimir Sorokin, der heute seinen 65. Geburtstag feiert.
Nikolaj Alexejewitsch Nekrassow war ein Autor, Kritiker und einflussreicher Publizist, der insbesondere in politisch-revolutionär gesinnten Kreisen eine breite Anhängerschaft fand. Im westlichen Ausland kaum bekannt, gilt Nekrassow in Russland als Nationalheld der Literatur des 19. Jahrhunderts und als moralische Instanz der Kulturgeschichte. Nekrassow begriff Literatur in erster Linie als Medium zum Ausdruck sozialer und politischer Belange.
Heute vor 14 Jahren verstarb Wassili Aksjonow. Er gilt als einer der wichtigsten, vielleicht der wichtigste, russische Autor der Nachkriegszeit. Im Tauwetter als Kultautor einer neuen Generation verehrt, unter Breshnew repressiert und schließlich des Landes verwiesen, durchlief Aksjonow das klassische Drama des sowjetischen Intellektuellen im 20. Jahrhundert. Torben Philipp über Leben und Wirken des Bestsellerautors.
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