Media
Gnose

Olga Skabejewa

Zweimal täglich erklärt die Moderatorin im Staatsfernsehen die Welt aus Moskauer Sicht. An manchen Tagen ist sie bis zu fünf Stunden mit Desinformation und Kriegshetze nach Vorgaben des Kreml auf Sendung. Skabejewas Spezialgebiet ist der Vollkontakt: Je nach Bedarf werden Gegner provoziert oder niedergebrüllt. 

Gnose

Margarita Simonjan

Ihre steile Karriere begann mit einer Lüge im staatlichen Auftrag. Heute kokettiert die Chefin des Propaganda-Senders RT und der staatlichen Medienholding Rossija Sewodnja offen mit ihrer Rolle als Gesicht der russischen Desinformation. Der Kreml belohnt sie großzügig dafür. 

Gnoses
en

Wassily Kandinsky

Der in Moskau geborene Wassily Kandinsky (1866–1944) nimmt nicht nur für die russische, sondern auch für die deutsche Entwicklung der künstlerischen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Schlüsselrolle ein. Sein von kräftigen Farben und reduzierten Formen geprägter Expressionismus sowie seine von der Empfindung und dem Geistigen angeregte abstrakte Malerei machen ihn zu einem zentralen Akteur der Moderne und Vermittler zwischen Ost und West. Als Gründungsmitglied der Künstlervereinigung Der Blaue Reiter und Meister am Bauhaus in Weimar und Dessau prägte Kandinsky gleich zwei künstlerische Bewegungen, deren Echo noch heute nachhallt.

Kandinsky, eigentlich ein ausgebildeter Jurist, geht 1896 nach München und wird schnell zur wichtigen Figur der dortigen progressiven Kunstszene. 1901 ist er Mitbegründer der Ausstellungsvereinigung Phalanx, die, dem Secessionismus der Zeit folgend, nicht nur nach einem neuen Ausdruck in der Kunst sucht, sondern auch die künstlerische Ausbildung neu definiert. Im bayerischen Murnau am Kochelsee findet Kandinsky zu einem Wendepunkt: Mehr und mehr befreit er sein künstlerisches Schaffen von der dienenden, die Dingwelt wiedergebenden Funktion und dringt zu einer reinen Malerei vor. Der Gründung der Künstlervereinigung Blauer Reiter 1911 folgt die Veröffentlichung seiner programmatischen Schrift Das Geistige in der Kunst. Sie begleitet seine gegenstandslose Abstraktion, die von den sinfonischen Dichtungen Arnold Schönbergs und dem modernen Tanz beeinflusst ist. Kandinsky unterscheidet zwischen Impressionen, den ‚direkten Eindrücken der äußeren Natur‘ und Improvisationen, den ‚Eindrücken der inneren Natur‘; die Kompositionen dagegen sind nicht dem unmittelbaren, spontanen Eindruck entsprungen, sondern stellen bewusst-absichtsvolle Harmonien von Farben und Formen dar.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs sieht sich der Russe Kandinsky gezwungen, Deutschland zu verlassen und nach Russland zurückzukehren. Er erlebt die Oktoberrevolution 1917 in Moskau und übernimmt – wie auch Kasimir Malewitsch – organisatorische Aufgaben in den von den Bolschewiki neu eingerichteten kulturpolitischen Institutionen. Doch Kandinskys von subjektiver Empfindung geprägte Abstraktion steht in Opposition zum sich um 1920 herausbildenden Konstruktivismus.

1921 geht Kandinsky zurück nach Deutschland und folgt dem Ruf an das Bauhaus in Weimar (ab 1925 in Dessau), das unter der Leitung von Walter Gropius im Begriff ist, zur fortschrittlichen Ausbildungsstätte für Kunst, Architektur und Design zu werden. Kandinsky unterrichtet Farben- und Formenlehre und vertieft mit der Schrift Punkt und Linie zur Fläche von 1926 seine Kunsttheorie. 1928 nimmt Kandinsky die deutsche Staatsbürgerschaft an. Als sich das politische Klima in der Weimarer Republik wandelt und das Bauhaus unter dem Eindruck der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 letztlich schließt, zieht Kandinsky nach Neuilly-sur-Seine bei Paris, wo er bis zu seinem Tod lebt.

Komposition VIII, 1923, Solomon R. Guggenheim Museum, New York

Unter den Nationalsozialisten wurde das Werk Kandinskys als degeneriert verfemt und zerstört. Doch heute gehört Kandinsky wie selbstverständlich zur russischen und deutschen Kunstgeschichte. Das Label Blauer Reiter ist ungebrochen populär und sorgt bei Ausstellungen für Besucheranstürme.

Support dekoder
Related topics
Gnose

Erste Russische Kunstausstellung in Berlin

Am 15. Oktober 1922 eröffnete die Erste Russische Kunstausstellung in Berlin. Mit ihr gelingt der Galerie van Diemen ein echter Coup, die westliche Kritik spricht über die Werke von Malewitsch, El Lissitzki, Tatlin und anderen sowjetischen Avantgardisten. So war die Schau kurz nach Oktoberrevolution und Erstem Weltkrieg vor allem auch politisches Signal des jungen Sowjetrusslands – an die Weimarer Republik und an die Welt. 

Gnose

Moskauer Staatliche Lomonossow-Universität

Am 25. Januar 1755 wurde sie auf Initiative des Universalgelehrten Michail Lomonossow gegründet: Die Staatliche Universität Moskau ist nicht nur die älteste, sondern auch die wichtigste und renommierteste Hochschule Russlands. Das Gründungsdatum am Tatjanin Den (dt. Tatjana-Tag) wird bis heute in Russland als Feiertag der Studierenden begangen.

Gnose

Lew Rubinstein

Lew Rubinstein (1947–2024) war ein russischer Dichter, Literaturkritiker, Essayist und Publizist.  Bekannt wurde er in den 1970er Jahren vor allem für seine minimalistische Karteikarten-Poesie: eine Mischung aus Literatur, bildender und performativer Kunst. Rubinstein galt als einer der Begründer und führender Vertreter des Moskauer Konzeptualismus.

Gnose

Marietta Tschudakowa

Marietta Tschudakowa (1937–2021) war Professorin für Literaturwissenschaften und in Russland darüberhinaus auch als Historikerin und Publizistin bekannt. Sie war in der politischen Opposition aktiv, in der sie zu den liberalen Kräften gezählt wurde.

Gnose

Kasimir Malewitsch

Sein Name ist untrennbar mit seinem größten Coup verbunden – dem Schwarzen Quadrat (1915, Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau). Sein im doppelten Sinn ikonisches Gemälde stellt eine Tabula rasa für das Medium Malerei dar und bildet gleichzeitig den Ausgangspunkt für die Entwicklung einer gegenstandslosen Abstraktion, die bis heute andauert. Malewitsch verstarb am 15. Mai 1935.

Gnose

Dimitri Vrubel

Der russische Künstler Dimitri Vrubel (geb. 1960) wurde als der Urheber des Bruderkusses an der East Side Gallery bekannt: ein Bildnis der Staatsmänner Breshnew und Honecker an der ehemaligen Berliner Mauer, die einander im sozialistischen Bruderkuss innig zugeneigt sind.

Gnose

Lubok

Als Lubok werden einfache, meist farbige russische Druckgrafiken bezeichnet, die vor allem im 17. – 19. Jahrhundert verbreitet waren und auch als Volksbilderbögen bekannt sind. Im übertragenen Sinne kann der Begriff „Lubok“ auch für Dinge benutzt werden, die als plump, vulgär oder unbeholfen gelten.

more gnoses
Ein kurzer Augenblick von Normalität und kindlicher Leichtigkeit im Alltag eines ukrainischen Soldaten nahe der Front im Gebiet , © Mykhaylo Palinchak (All rights reserved)