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Olga Skabejewa

Zweimal täglich erklärt die Moderatorin im Staatsfernsehen die Welt aus Moskauer Sicht. An manchen Tagen ist sie bis zu fünf Stunden mit Desinformation und Kriegshetze nach Vorgaben des Kreml auf Sendung. Skabejewas Spezialgebiet ist der Vollkontakt: Je nach Bedarf werden Gegner provoziert oder niedergebrüllt. 

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Margarita Simonjan

Ihre steile Karriere begann mit einer Lüge im staatlichen Auftrag. Heute kokettiert die Chefin des Propaganda-Senders RT und der staatlichen Medienholding Rossija Sewodnja offen mit ihrer Rolle als Gesicht der russischen Desinformation. Der Kreml belohnt sie großzügig dafür. 

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Der direkte Draht mit Wladimir Putin

In der jährlichen Fernsehsprechstunde des Präsidenten, dem Direkten Draht, beantwortet Wladimir Putin mehrere Stunden lang Fragen, die ihm per Telefon, Internet, SMS oder per Live-Schaltung aus den verschiedenen Regionen Russlands gestellt werden.

Der Direkte Draht mit Wladimir Putin (Prjamaja linija s Wladimirom Putinym) wird seit 2001 im jährlichen Turnus ausgestrahlt, mit Ausnahme der Jahre 2004 (als Putin stattdessen eine Pressekonferenz gab), 2012 und 2022. Zwischen 2008 und 2012, als Putin Premierminister war, wurde das Format unter dem Titel Gespräch mit Wladimir Putin. Fortsetzung weitergeführt. Der Direkte Draht wurde von den Journalisten Konstantin Ernst und Oleg Dobrodejew entwickelt. Beide leiten heute staatseigene Fernsehsender.

Die live in mehreren Fernsehsendern, im Radio und im Internet übertragene Sendung dauert meist zwischen vier und fünf Stunden. Laut Website des Ersten Kanal liegt die Zahl der eingesandten Fragen jeweils zwischen zwei und drei Millionen.1 Die meisten Fragen werden zu sozioökonomischen Themen wie dem Wohnungsbau, kommunaler Infrastruktur und sozialen Sicherungssystemen gestellt. Die medial vielbeachtete Sendung wird auch dazu genutzt, Prognosen zu Putins Politik aufzustellen. So schlossen Beobachter beispielsweise 2015 aus Putins sachlichem Tonfall in den Antworten zum Konfikt mit der Ukraine, dass sich die Lage möglicherweise entspannen könnte.2

Foto © Kremlin.ru unter CC BY 4.0Bürger bitten in ihren Anfragen den Präsidenten oft darum, konkrete Probleme zu lösen. Laut dem Politikberater Jewgeni Mintschenko erklärt diese „[...] Möglichkeit, sich persönlich beim Zaren zu beschweren“3 die Popularität des Formats.4 Nikolaj Slobin, ein ehemaliger Berater von Michail Gorbatschow und Boris Jelzin, sieht die Beliebtheit dieses direkten Kontakts mit dem Staatsoberhaupt mit Sorge: Drei Millionen eingesandte Fragen bedeuteten, „dass außer [Putin] niemand im Land irgendetwas entscheiden kann, dass das System weder auf der lokalen noch auf der gesetzgebenden Ebene funktioniert.“5

Ähnlich formuliert es die Kulturwissenschaftlerin Helena Goscilo: Das Format setzt die Person Putin und Moskau als politische Schaltzentrale in den Fokus der Aufmerksamkeit. So unterstreiche es sowohl die administrative Zentralisierung der Putin-Jahre als auch die „Machtvertikale“, die Putin seit seinem Amtsantritt errichtet hat.6 

aktualisiert am 17.10.2023


1.Die Kulturwissenschaftlerin Helena Goscilo trägt in ihrem Buch Zweifel an der Authentizität der Beiträge zusammen. Beispielsweise müssten Live-Fragesteller aus der Provinz einen Auswahlprozess durchlaufen, siehe dazu Goscilo, Helena (2013): Putin as Celebrity and Cultural Icon, London, S. 107f.
2.Korrespondent.net: Pressa Rossii: Putin kak Psichoterapevt
3.Vedomosti: Prjama linija Prezidenta vyzbala ogromnyj interes u naselenija, no razočarovala politikov
4.Lewada-Zentrum: «Prjamaja linija» Prezidenta
5.Vedomosti: Prjamaja linija Prezidenta vyzvala ogromnyj interes u naselenija, no razočarovala politikov
6.Goscilo, Helena (2013): Putin as Celebrity and Cultural Icon, London, S. 111
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Ein kurzer Augenblick von Normalität und kindlicher Leichtigkeit im Alltag eines ukrainischen Soldaten nahe der Front im Gebiet , © Mykhaylo Palinchak (All rights reserved)