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Postsowjetische Lebenswelten

Gesellschaft und Alltag nach dem Kommunismus

Konzeption und Text: Jan Claas Behrends

Eine Ausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Kooperation mit dekoder

Source dekoder

Inhalt

01 Die Ausstellung – weiterführende Lektüre 
02 Das Ende der Sowjetunion 
03 Verlust und Chance 
04 Armut und Inflation 
05 Lebenswirklichkeiten 
06 Landflucht und Arbeitsmigration 
07 Auswanderung 
08 Markt und Mafia 
09 Konflikte und Kriege 
10 Nationenbildung 
11 Führerkult und autoritäre Herrschaft 
12 Geschichte und Politik 
13 Glaube und Macht 
14 Ökologische Altlasten 
15 Zwischen Emanzipation und Patriarchat 
16 Medien und Öffentlichkeit 
17 Konsumkultur 
18 Popkultur 
19 Digitalisierung 
20 Der Geist der Freiheit 


01 Die Ausstellung – weiterführende Lektüre

Die Ausstellung Postsowjetische Lebenswelten erinnert an das Ende der Sowjetunion im Dezember 1991. Anbei finden Sie weiterführende Texte aus dem dekoder-Archiv zu den einzelnen Ausstellungstafeln. Nähere Informationen sowie didaktische Materialien zur Ausstellung erhalten Sie auf der Website der Bundesstiftung Aufarbeitung.


02 Das Ende der Sowjetunion

Russischer Bürgerkrieg. Dieser Krieg veränderte den eurasischen Großraum zwischen Berlin und Wladiwostok, Budapest und Peking, Murmansk und Teheran tiefgreifender als der Erste Weltkrieg. Nikolaus Katzer über den russischen Bürgerkrieg, der seinen Platz in der Erinnerungslandschaft Russlands und Europas bis heute noch nicht gefunden hat. Mehr ...

Großer Vaterländischer Krieg. Als Großen Vaterländischen Krieg bezeichnet man in Russland den Kampf der Sowjetunion gegen Hitlerdeutschland 1941–1945. Der Begriff ist an den Vaterländischen Krieg gegen Napoleon im Jahr 1812 angelehnt. Galt der Sieg über den Faschismus offiziell zunächst als ein sozialistischer Triumph unter vielen, wurde er seit Mitte der 1960er Jahre zu einem zentralen Bezugspunkt der russischen Geschichte. Mehr ...

Perestroika. Im engeren Sinne bezeichnet Perestroika die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Umgestaltung, die auf Initiative von Michail Gorbatschow ab 1987 in der Sowjetunion durchgeführt wurde. Politische Öffnung und größere Medienfreiheit führten bald dazu, dass sich die Forderungen nach Veränderung verselbständigten – obwohl die Reformen neben viel Hoffnung auch viel Enttäuschung brachten. Die Perestroika läutete einen unaufhaltsamen Prozess des Wandels ein und mündete im Ende der Sowjetunion. Mehr ...

Der baltische Weg: Die Menschenkette vom 23. August 1989. Nationale Trikoloren, brennende Kerzen, hunderttausende von Menschen, die sich an den Händen halten, Lieder singen und über das Radio Ansprachen hören. Am 23. August 1989 bilden circa eine Million Menschen eine Kette, die von Tallinn über Riga nach Vilnius reicht. Sie fordern die Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Karsten Brüggemann über Bedeutung und Strahlkraft des Baltischen Wegs. Mehr ...

Gorbimanie – Gorbiphobie: Rezeption Gorbatschows in Russland. Michail Gorbatschow gilt in Russland heute oft als „Totengräber der Sowjetunion“: Noch sind die russische Gesellschaft und ebenso die Historikerzunft weit davon entfernt, die historische Rolle Gorbatschows in all ihren Facetten zu beurteilen. Die Gründe, warum er im eigenen Land derartig ungeliebt ist, lassen sich jedoch nennen und drei Bereichen zuordnen: Erstens hängt dies unmittelbar mit Gorbatschows politischem Handeln in seiner Regierungszeit zusammen, zweitens lässt sich die Kritik an ihm auf ein sehr lückenhaftes historisches Gedächtnis der russischen Bevölkerung zurückführen und drittens haben die auf ihn folgenden Regierungen seine Reformen gezielt dämonisiert, um mit dieser Abgrenzung den eigenen politischen Kurs zu legitimieren. Mehr ...

Der letzte Winter der Sowjetunion. Wandel und Zerfall: In seiner Serie The Final Winter zeigt Fotograf Michael Kerstgens Moskau im Winter 1990. Mehr ...

Auflösung der Sowjetunion. Der Zerfallsprozess der Sowjetunion begann Mitte der 1980er Jahre und dauerte mehrere Jahre an. Die Ursachen sind umstritten. Während einige hauptsächlich Gorbatschows Reformen für den Zerfall verantwortlich machen, sehen andere die Gründe vor allem in globalen Dynamiken. Eine zentrale Rolle spielte in jedem Fall die Politik der russischen Teilrepublik. Mehr ...


03 Verlust und Chance

Wörterbuch der Wilden 1990er. Von A wie Alkohol über L wie Lederjacke bis W wie Währung: Alles, was man über die lichije 90e, die wilden 1990er, wissen muss, in Text und vielen Bildern. Mehr ...

Die Wilden 1990er. Das Jahrzehnt nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion war von tiefgreifenden Umbrüchen gezeichnet, aufgrund derer es in das kollektive Gedächtnis als die wilden 1990er eingegangen ist. Mit dem Begriff werden weniger die neu erlangten Freiheiten, sondern eher negative Erscheinungen wie Armut und Kriminalität assoziiert. Mehr ...

Die 1990er. Die 1990er Jahre waren in Russland ein Jahrzehnt des radikalen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbruchs. Demokratischer Aufbruch einerseits und wirtschaftlicher Niedergang andererseits prägten die Zeit nach dem Zerfall der Sowjetunion. Mehr ...

Wandel und Handel. Auf dem Balkon leben Hühner, Geld fällt vom Himmel, genauso rätselhaft verschwindet es wieder, und eine Familie von Wissenschaftlern wird zu Händlern: Olga Beschlej über ihre russische Kindheit und das Bisnes in den 1990ern. Mehr ...

Einfache Momente – Alltag der Perestroika. Die Ausstellung Prostoi Motif in Moskau zeigt die 1980er und 1990er Jahre, wie Fotograf Gennady Bodrov sie sah. Mehr ...


04 Armut und Inflation

Perestroika: Wirtschaft im Umbruch. In den 1980ern verschlechterte sich die Lage der sowjetischen Planwirtschaft Jahr für Jahr. Als Gorbatschow die Krise ab 1985 durch punktuelle marktwirtschaftliche Reformen überwinden wollte, kam die sozialistische Ökonomie erst recht ins Straucheln. Mehr ...

Voucher-Privatisierung. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kam es in den 1990er Jahren zur Umwandlung von Staats- in Privateigentum durch sogenannte Voucher-Privatisierungen. Der Bevölkerung wurden dabei von 1992 bis 1994 Coupons ausgegeben, die in Aktien und Anleihen staatlicher Unternehmen reinvestiert werden konnten. Der Privatisierungsprozess in Russland führte im Ergebnis zu einer allgemeinen sozialen Kluft innerhalb der Gesellschaft. Insbesondere durch die Voucher-Privatisierungen sahen sich viele Bürger hintergangen. Deshalb ist der Begriff Voucher im Russischen größtenteils negativ konnotiert. Mehr ...

Datscha. Mit dem anbrechenden Sommer leeren sich die russischen Metropolen – das Stadtvolk verlässt seine Wohnungen und zieht für die nächsten Monate auf die Datscha. Henrike Schmidt über den Ort der geselligen Muße, der viele Epocheneinschnitte überlebt hat. Mehr ...


05 Lebenswirklichkeiten

Chruschtschowki – die Geburt der „Platte“. Auf dem Kongress der Baufachleute 1954 verordnete Chruschtschow eine radikale Umkehr, weg von neoklassizistischen Prachtbauten hin zu sparsamen Dimensionen, neuen Materialien und Großtafeln, die auf der Baustelle nur noch montiert werden mussten. Das war die Geburtsstunde der Platte. Mit seiner Wohnungsbaukampagne wollte Chruschtschow die Bevölkerung für die „Erneuerung des Sozialismus nach Stalin“ mobilisieren – und setzte eine Massenbewegung in Gang: Zwischen 1955 und 1970 zogen 132 Millionen Sowjetbürger in eine neue Wohnung. Mehr ...

Kommunalka. Eine Kommunalka ist eine Wohnung, die gleichzeitig von mehreren Familien bewohnt wird. Die Wohnform nahm ihren Anfang nach der Revolution von 1917, als große Wohneinheiten wohlhabender Familien auf mehrere Familien aufgeteilt wurden. Anfänglich als Not- und Übergangslösung gedacht, etablierte sich die Kommunalka bald als permanenter lebensweltlicher Ausnahmezustand und soziale Instanz. Seit der Perestroika ist es das große Ziel eines Jeden, diese Wohnform gegen eine Einzelwohnung einzutauschen. Mehr ...


06 Landflucht und Arbeitsmigration

Kollektivierung der Landwirtschaft. Als die Lebensmittelversorgung in der noch jungen und bürgerkriegsgebeutelten Sowjetunion immer kritischer wird, beschließt Stalin 1929 die Kollektivierung der Landwirtschaft: Die Bauern werden enteignet und ihr Besitz in staatlichen Kolchosen zusammengeschlossen. In der Folge kam es insbesondere ab 1932/33 zu einer der größten europäischen Hungersnöte mit bis zu sechs Millionen Opfern. Mehr ...

Die Kirschhölle. Was geschieht, wenn aus dem Kirschgarten die Gärtner verschwinden? Andrej Urodow hat es sich angeschaut. Mehr ...


07 Auswanderung

Arbeitsmigration in Russland. Spätestens seit dem wirtschaftlichen Aufschwung der 2000er ist Russland ein attraktives Ziel für Wanderarbeiter aus den ehemaligen Sowjetrepubliken, insbesondere aus Zentralasien. Die Wirtschaftskraft dieser Länder hängt zum Teil erheblich von Rücküberweisungen aus Russland ab. Jüngste Verschärfungen des russischen Migrationsrechts haben Einreise und Arbeitsaufenthalt der Gastarbaitery jedoch erschwert. Mehr ...

Ayka – Moskau kann dein Freund und Feind sein. „Verkauf uns dein Kind“ – eine Arbeitsmigrantin in Russland wurde mit einer solchen Forderungen konfrontiert. Der Regisseur Sergej Dworzewoi kennt sie und erzählt ein ähnliches Schicksal in seinem Film Ayka, der am Donnerstag auch in deutschen Kinos startet. Ein Interview. Mehr ...

Entlaufene Zukunft. Viele junge und gut ausgebildete russische Bürger wollen ihr Potential im Ausland verwirklichen. Ein Versuch, den aktuellen Brain Drain zu verstehen. Mehr ...

Wir sind dann mal weg ... Wie viele Russen das Land verlassen, wohin und weshalb sie gehen. Das Onlinemedium Projekt hat verschiedene Zahlen aufbereitet und verglichen. Mehr ...

Wege in die Bundesrepublik. 3 aus rund 2,5 Millionen: Russlanddeutsche Lebenswege im 20. Jahrhundert. Mehr ...


08 Markt und Mafia

Oligarchen. Als Oligarchen werden Großunternehmer bezeichnet, die starken Einfluss auf die Politik nehmen. In Russland, aber auch in anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion, in denen Wirtschaft und Politik sehr eng verwoben sind, stellen sie ein zentrales Charakteristikum des politischen Systems dar. Mehr ...

Kino #3: Brat. „Worin liegt die Kraft, Bruder?“ – so lautete im Russland der 1990er Jahre die Schlüsselfrage. Christine Gölz über den Kultfilm Brat (Der Bruder), einen neuen Volkshelden und eine gefährliche Antwort, mit der sich die Hauptfigur Danila Bagrow in der neuen Gesellschaft behaupten will. Mehr ...

Korruption in Russland: Soziologische Aspekte. Korruption ist in Russland weit verbreitet – sowohl in Politik und Wirtschaft als auch im Alltagsleben. Korruption, die nicht zuletzt durch niedrige Gehälter befördert wird, kommt in zahlreichen Variationen vor: gegenseitige Gefälligkeiten, Tausch unter der Hand, Abzweigung staatlicher Mittel, Bestechungsgelder und vieles mehr. Da die Korruption systemischen Charakter angenommen hat, ist vorerst nicht damit zu rechnen, dass sie wirksam bekämpft werden kann. Mehr ...

Der heimliche König von Sankt Petersburg. Alexander Konowalow ist Kurator des illegalen Business in Sankt Petersburg. Was das ist und wie man das wird? Meduza sprach mit dem ehemaligen Polizisten, der heute „Probleme löst“. Mehr ...


09 Konflikte und Kriege

Krieg um Bergkarabach. Die Republik Bergkarabach ist ein nicht-anerkannter Staat (sogenanntes de-facto-Regime) auf dem Territorium, das völkerrechtlich zu Aserbaidshan gehört. Das inzwischen fast ausschließlich von Armeniern bewohnte Gebiet erklärte sich 1991 als unabhängig, der folgende Bergkarabachkrieg zwischen Armenien und Aserbaidshan in den Jahren 1992 bis 1994 kostete ca. 30.000 Menschen das Leben. Der Krieg endete mit einem Waffenstillstand. Seitdem ist der Konflikt eingefroren, flammt jedoch immer wieder auf. Mehr ...

Tschetschenien. Von der Kolonialisierung Tschetscheniens durch Russland bis hin zum Kadyrow-Regime: Marit Cremer über die islamisch geprägte Republik im Nordkaukasus. Mehr ...

Georgienkrieg 2008. Der Georgienkrieg war ein bewaffneter militärischer Konflikt im August 2008. Georgien versuchte, die Kontrolle über das abtrünnige Südossetien zurückzugewinnen, doch das russische Militär griff ein und drang weit auf georgisches Territorium vor. Russland erkannte noch im August 2008 die Unabhängigkeit von Südossetien und Abchasien an. Die Beziehungen zwischen Georgien und Russland haben sich in den letzten Jahren wieder deutlich verbessert, was allerdings nicht zu einer Lösung der Konflikte beigetragen hat. Mehr ...

Im Schwebezustand – Südossetien. Seit dem Krieg 2008 ist es still geworden um die von Georgien abtrünnige Kaukasusregion. Selbstständigkeit oder Angliederung an Russland? Irina Gordijenko hat sich den Alltag in einem vergessenen Gebiet angesehen. Mehr ...

Krim-Annexion. Als Krim-Annexion wird die einseitige Eingliederung der sich über die gleichnamige Halbinsel erstreckenden ukrainischen Gebietskörperschaft der Autonomen Republik Krim in die Russische Föderation bezeichnet. Seit der im Frühjahr 2014 erfolgten Annexion der Krim ist die Halbinsel de facto Teil Russlands, de jure jedoch ukrainisches Staatsgebiet und somit Gegenstand eines ungelösten Konfliktes zwischen der Ukraine und Russland. Mehr ...

Krieg im Osten der Ukraine. Der Krieg im Osten der Ukraine ist eine militärische Auseinandersetzung zwischen der Ukraine und den selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk. Die Ukraine wirft dem Nachbarland Russland vor, die Rebellen mit Personal und Waffen zu unterstützen, was Russland bestreitet. Der Krieg kostete bereits rund 13.000 Menschen das Leben. Eine anhaltende Waffenruhe konnte trotz internationaler Vermittlungsbemühungen bisher nicht erreicht werden. Mehr ...

Die Geiselnahme von Beslan. Die Geiselnahme im nordossetischen Beslan ist der wohl grausamste Terroranschlag, der im Zuge des Tschetschenienkonfliktes verübt wurde. Die Ereignisse in der Schule Nr. 1 hielten die russische Bevölkerung die ersten drei Septembertage 2004 in Atem. Sie stehen für die Entgrenzung terroristischer Taktiken sowie für die Brutalität dieses Krieges. Viele Fragen sind bis heute umgeben von Unwissenheit und Schweigen. Mehr ...

Totenwasser. Das Geiseldrama von Beslan – im September 2004 starben dabei mehr als 300 Menschen, ein Großteil Kinder. Der renommierte Journalist Andrej Kolesnikow war damals als Augenzeuge vor Ort und schrieb eine bewegende Reportage. Mehr ...

Was ist eigentlich im Nordkaukasus los? Oft wird er als Russlands Unruheregion, als „inneres Ausland“ bezeichnet: der Nordkaukasus. Soziologe Denis Sokolow macht im Interview aber viele Gemeinsamkeiten mit anderen russischen Regionen aus. Unterschiede gebe es vor allem innerhalb der Region selbst, die von Dagestan über Tschetschenien bis Karatschai-Tscherkessien reicht. Mehr ...


10 Nationenbildung

Infografik: Nationalstolz und Identität. Mehr ...

Die Hymne der Russischen Föderation. Während die russischen Fans einstimmig „Russland, unser geheiligter Staat“ anstimmen, werden die Zuhörer unbewusst Zeugen einer musikalischen Zeitreise. Boris Belge über die Hymne der Russischen Föderation, Nationalstolz und das schwierige Verhältnis zur eigenen sowjetischen Vergangenheit. Mehr ...

Der Mythos vom Zerfall. Vor 25 Jahren, im März 1991, erklärten sich die ersten Staaten für unabhängig von der Sowjetunion. Kirill Rogow analysiert auf RBC, inwiefern mit dem „Mythos vom Zerfall“ in Russland bis heute Politik gemacht wird. (Archiv-Text) Mehr ...

Surkow: „Der langwährende Staat Putins“. „Kreml-Chefideologe" Wladislaw Surkow sorgt derzeit mit einem Text für Aufsehen, in dem er den Putinismus als globalen politischen Lifehack bezeichnet. Was er damit meint, hat er bereits in seinem programmatischen Artikel vom Februar gesagt: dekoder stellt einzelne Textabschnitte daraus in einen größeren Kontext und bringt Ausschnitte aus der Debatte russischer Liberaler. Mehr ...

„Russland hat gute Chancen, irgendwann glücklich zu werden“. Treffen sich zwei intellektuelle Schwergewichte und treten in den Ring, Boris Akunin und Dimitri Bykow: Wie das denn nun sei mit Russland und der Sowjetunion und ob man das vergleichen könne. Wie aus einem Interview fast ein Streitgespräch wird, in dem für Sowjetnostalgie nicht viel Platz bleibt ... Mehr ...

„Wir müssen das Triumphale aus der Geschichte tilgen“. Was steht Russland derzeit im Weg, über welche Potentiale verfügt es? Auf VTimes erklärt Sergej Medwedew, warum er davon überzeugt ist, dass der Aufbau eines normalen und modernen Nationalstaates zum Greifen nahe ist. Und das Rezept dafür, so der Politologe, ist denkbar einfach. Mehr ...

Putins Kampf gegen das „Anti-Russland“. Russen, Ukrainer und Belarussen beschreibt Putin in einem aktuellen Aufsatz als Teile einer „großen russischen Nation, eines dreieinigen Volkes“. Konstantin Eggert fragt nach dem Weltbild des Präsidenten. Und dessen Folgen. Mehr ...

Mensch ohne Heimat. Was es heißt, in Transnistrien geboren und aufgewachsen zu sein. Eine Fotoreportage von Michail Kalaraschan. Mehr ...


11 Führerkult und autoritäre Herrschaft

Sowjetnostalgie und Stalinkult. Sowjetnostalgie auf Zehnjahreshoch: Die Zahl der Russen, die den Verlust der Sowjetunion bedauern, liegt derzeit bei 66 Prozent. Das zeigen aktuelle Umfragen des Lewada-Zentrums. Monica Rüthers über die Sehnsucht nach Heldentaten in Schnee und Eis, Gagarin, Ballett, Kameradschaft, und, mitunter, auch nach Stalin. Mehr ...

Alexander Lukaschenko. Im Vorfeld und während der Präsidentschaftswahl im August 2020 hat das Ansehen von Alexander Lukaschenko in breiten Teilen der Gesellschaft deutlich abgenommen. Felix Ackermann macht sechs Faktoren aus, die im Wesentlichen dazu beigetragen haben. Mehr ...

Debattenschau № 72: Rücktritt Nasarbajews – Blaupause für Putin? Überraschend ist der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew zurückgetreten. In russischen Medien wird nun diskutiert, inwiefern sich dieses Modell des Machttransfers auch für Putin eignen könnte. dekoder bringt Ausschnitte aus der Debatte. Mehr ...


12 Geschichte und Politik

„Der sowjetische Geruch ist noch nicht verschwunden“. Im Interview mit Meduza erzählt Dau-Regisseur Ilja Chrshanowski über sein Ausstellungsprojekt zu Babyn Jar, wo am 29. und 30. September 1941 knapp 33.000 Jüdinnen und Juden von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Er reflektiert über das Museum als Ort emotionaler Erfahrung – und Kunst als Mittel, um die Traumata einer totalitären Vergangenheit zu überwinden. Mehr ...

Der Große Vaterländische Krieg in der Erinnerungskultur. Die verlustreiche Erfahrung des Krieges hatte tiefe Spuren im Gedächtnis der sowjetischen Kriegsgeneration hinterlassen. Ekaterina Makhotina über den Großen Vaterländischen Krieg in der russischen Erinnerungskultur – und über heutige vielschichtige Tendenzen zwischen Siegesstolz und Trauer. Mehr ...

„Krieg bedeutet vor allem Opfer“. Am 22. Juni 1941 überfiel NS-Deutschland die Sowjetunion. Der Historiker Alexander Etkind spricht im Interview über die Erinnerung an den Großen Vaterländischen Krieg, den sowjetischen Sieg und über die Doppelrolle Stalins. Mehr ...

Der Hitler-Stalin-Pakt. Am 18. Dezember 1940 diktierte Hitler in der Weisung Nr. 21 den Überfall auf die Sowjetunion. Damit war das Ende des Hitler-Stalin-Paktes besiegelt, den die Außenminister von Ribbentrop und Molotow im Sommer 1939 unterzeichnet hatten. Mehr ...

Pakt mit dem Teufel. In einer geschichtspolitischen Offensive verteidigt der Kreml den vor 80 Jahren unterzeichneten Hitler-Stalin-Pakt. Außenexperte Wladimir Frolow fragt nach den Gründen und Adressaten. Mehr ...

Tag des Sieges. Der Tag des Sieges wird in den meisten Nachfolgestaaten der UdSSR sowie in Israel am 9. Mai gefeiert. Er erinnert an den Sieg der Sowjetunion über das nationalsozialistische Deutschland und ist in Russland inzwischen der wichtigste Nationalfeiertag. Der 9. Mai ist nicht nur staatlicher Gedenktag, sondern wird traditionell auch als Volks- und Familienfest begangen. Mehr ...

Hungersnot in der Sowjetunion 1932/33. „Ist es ein Wunder, dass meine Haare begannen zu ergrauen, als ich vierzehn Jahre alt war?“, erinnert sich ein Ukrainer an die Hungersnot 1932–33. Robert Kindler über die dramatische Hungerkatastrophe, der über sieben Millionen Menschen in der Sowjetunion zum Opfer fielen. Mehr ...

Der Große Terror. Am 30. Juli 1937 unterzeichnete NKWD-Chef Nikolaj Jeschow den Befehl № 00447. Damit verschärfte sich der politische Terror in der Sowjetunion. Praktisch jeder Sowjetbürger konnte nun zum sogenannten „Volksfeind“ erklärt werden. Die Welle von Massenverhaftungen ließ das Jahr 1937 zur Chiffre des Terrors werden. Mehr ...

Die Fragen der Enkel. Stepan Karagodin war eins von Hunderttausenden Todesopfern des Stalin-Terrors. Sein Urenkel Denis fordert nun strafrechtliche Konsequenzen. Ein Tabubruch, kommentiert Iwan Kurilla auf slon.ru, und ein Hoffnungszeichen. Mehr ...

Die Täter-Debatte. Ein Enkel will genau wissen: Wer hat im Großen Terror unter Stalin 1938 meinen Urgroßvater erschossen? Nun ist eine erregte, öffentliche Debatte entbrannt, als Denis Karagodin nach langer Suche dem Töten konkrete Namen gab – und der Gewalt ein Gesicht. Sergej Medwedew fragt sich auf Republic: Was ist daran so brisant? Mehr ...

Die Geister der Vergangenheit. Juri Dmitrijew hatte über Jahrzehnte die Zeit des Großen Terrors rekonstruiert, den Toten anonymer Massengräber Namen und ein würdiges Begräbnis gegeben. Nun wurde das im Juli gefällte Urteil gegen ihn auf 13 Jahre Lagerhaft verschärft. Schura Burtin ist Dmitrijew in die dunkle Vergangenheit Russlands gefolgt und hat sich ein Bild ob der heftigen Anschuldigungen gemacht. Ein dekoder-Longread. Mehr ...

Erinnerungs-Entzündung. Wieso erfährt Stalin so viel Zuspruch wie lange nicht in Russland? Was prägt den Umgang mit der Sowjetzeit? Nikolay Epplée taucht für das Magazin InLiberty in aufbrechende Fugen der Erinnerung – und skizziert eine russische Gesellschaft in heller Aufruhr. Mehr ...

„Der Geschichte sind die Augen verbunden“. Mehr als 7000 Erschossene des Großen Terrors 1937/38 liegen in Sandarmoch verborgen. In dem einst namenlosen Waldgebiet in Karelien treffen sich alljährlich am 5. August Menschen, um den Opfern des Stalin-Regimes zu gedenken. Auf Takie Dela kommen sie zu Wort. Mehr ...

Stalin: eine aufgezwungene Liebe. „Wieso ist Stalin so beliebt?“, wurde Politologin Ekaterina Schulmann in Berlin gefragt. „Ist er das überhaupt?”, stellt sie auf Inliberty die Gegenfrage – und beleuchtet den Zusammenhang zwischen Stalinkult und Propaganda. Mehr ...

Wieso ist Stalin heute so populär? „Die Ent-Stalinisierung“, so schreibt Meduza, „kümmert in Russland heute kaum einen: die Gesellschaft verhält sich zu Stalin entweder gleichgültig oder gar wohlwollend.“ Ist das so? Und wenn ja warum? Verschiedene Wissenschaftler geben Antworten. Mehr ...


13 Glaube und Macht

Russisch-Orthodoxe Kirche. Die Russisch-Orthodoxe Kirche ist die christliche Kirche mit der größten Glaubensgemeinschaft in Russland. Prägend für ihr Verhältnis zum russischen Staat ist das von der byzantinischen Mutterkirche übernommene Ideal der Symphonie, das heißt einer harmonischen Beziehung zwischen Staat und Kirche. Vor 1917 galt die Orthodoxie neben der Autokratie und dem „Volk“, genauer: einem volksverbundenen Patriotismus, als eine der wichtigsten Stützen des russischen Staates und des Zarenreichs – eine Traditionslinie, die heute wieder wirksam scheint. Mehr ...

Verfolgung der Russisch-Orthodoxen Kirche in den 1920er und 1930er Jahren. Die Russisch-Orthodoxe Kirche war von der Revolution 1917 bis zur Perestroika in den 1980er Jahren Repressionen ausgesetzt. Ihren Höhepunkt erreichte die Kirchenverfolgung jedoch in den 1920er und 1930er Jahren: Kirchengüter wurden beschlagnahmt, Geistliche wurden verhaftet und zu Tausenden getötet. Erst mit dem Zweiten Weltkrieg änderte sich die sowjetische Kirchenpolitik. Mehr ...

Putin, Patriarch, Premier – bitte nicht berühren. Eine offizielle Zensur gibt es in Russland nicht. Über Faustregeln, die den Alltag russischer Journalisten prägen, und dunkle Perspektiven für die schreibende Zunft: Oleg Kaschin auf Republic. Mehr ...

Bystro #5: Schisma in der orthodoxen Kirche? Ein schneller Überblick über den Wunsch der ukrainisch-orthodoxen Kirche, von Moskau unabhängig zu werden, und über die potentiellen Folgen – in fünf Fragen und Antworten. Einfach durchklicken. Mehr ...


14 Ökologische Altlasten

Vom Ökostrom-Vorreiter zum Erdöl-Junkie. Elektroautos, Windkraft und Solaranlagen made in USSR: Warum die Sowjetunion lange Zeit Vorreiter in der Entwicklung erneuerbarer Energie war – und wie schließlich das Öl alles kaputt machte. Zum globalen Friday for Future ein Rückblick von Konstantin Ranks. Mehr ...

Tschernobyl in Belarus. Die nationale Katastrophe im Hintergrund: Als am 26. April 1986 der Reaktor in Tschernobyl explodiert, gehen etwa 70 Prozent des radioaktiven Fallouts auf dem Territorium der heutigen Republik Belarus nieder. Inwiefern die „Havarie“ die Entwicklung des Landes wesentlich beeinflusste und welche Auswirkungen sie bis heute auf das Leben seiner Bewohner hat, das beschreiben Aliaksandr Dalhouski und Astrid Sahm. Mehr ...

Presseschau № 28: Tschernobyl. Wurde Tschernobyl vom Westen instrumentalisiert? Versagt die Ukraine bei der Bewältigung der Folgen? Und welche Rolle spielt Russland? Eine Debattenschau mit übersetzten Originalzitaten. Mehr ...

Umweltpolitik. Der Machtantritt Putins leitete das Ende von Umweltbewegungen in Russland ein. Dabei galten diese nicht nur in den 1990er Jahren, sondern auch während der Perestroika als die effektivsten sozialen Protestbewegungen im Land. Heute wächst das Umweltbewusstsein spürbar, auch in der Politik gilt der Klimawandel neuerdings als Bedrohung. Mehr ...

Russlands Arktispolitik. Russland erhebt den geopolitischen Anspruch auf rund 40 Prozent der gesamten Arktis. Dabei geht es dem Kreml vor allem um Rohstoffe, die dort vermutet werden. Umweltschutz spielt in der russischen Arktispolitik allerdings kaum eine Rolle. Mehr ...

Moos und Öl. Fotograf Igor Tereschkow war auf den Erdölfeldern im Autonomen Kreis der Chanten und Mansen unterwegs. Ganz plastisch erzählen seine Fotos auch von Zerstörung: „Das Öl wirkt auf die Filmschicht wie auf die Umwelt – es dringt ein, brennt sich ein und zerlegt sie.“ Mehr ...

Graues Land Kusbass. Russische Steinkohle für Deutschland: Rund zwei Prozent der gesamten deutschen Stromproduktion werden mit Steinkohle aus dem Kusbass erzeugt. Auch die deutsche Stahlindustrie verfeuert jährlich Millionen Tonnen russischer Kohle. Für die deutschen Verbraucher ist das billig, für die Menschen in Kusbass aber ein gravierendes Problem. Mehr ...


15 Zwischen Emanzipation und Patriarchat

Der Wandel ist weiblich. Der belarussische Ökonom Sergej Tschaly gehört dem Koordinationsrat von Swetlana Tichanowskaja an. Im Interview erklärt er, wie er diese besonderen Tage in seiner Heimat erlebt und einordnet. Mehr ...

Star Wars und die Frauenfrage. Ausgerechnet in der Frauenfrage sind sich in Russland Konservative und Liberale oft einig. Wie kommt das? Das fragt sich Anna Narinskaja in der Novaya Gazeta. Mehr ...

Die Silikonfrau. Frausein heute im Pionierland der Gleichstellung: Der Sexismus boomt und selbst Frauen haben Furcht vorm Feminismus. Mehr ...

Frauen und die Revolution. Es waren Frauen, die mit ihrer Demonstration am 8. März die Ereignisse in Gang setzten, die vor 100 Jahren den Zaren stürzen und den radikalen Politikwechsel ermöglichen sollten. Zu der Zeit kämpften Frauen in Russland immer mehr um ihre Rechte – und gestalteten die revolutionären Umbrüche aktiv mit. Carmen Scheide über die historische Frauenbewegung, ihre Vorstellungen von einer sozialistischen Zukunft und den Verlust revolutionärer Utopien. Mehr ...

Frauen im Großen Vaterländischen Krieg. Emanzipationsbegehren, Heldentum und die Lust, mit den Männern gleichzuziehen, standen am Anfang. Übrig blieben unendliche Müdigkeit und vielleicht noch Erleichterung darüber, wenigstens am Leben geblieben zu sein. Beate Fieseler über Frauen im Großen Vaterländischen Krieg. Mehr ...


16 Medien und Öffentlichkeit

Bystro #1: Medien in Russland. Ein schneller Überblick über die russische Medienlandschaft – in sechs Fragen und Antworten. Einfach durchklicken. Mehr ...

Verkehrsregeln für russische Medien. Die neue Chefredaktion des einstigen Investigativmediums RBC weist ihr Team auf „Verkehrsregeln“ und „durchgezogene Linien“ in der Berichterstattung hin. Die Debatte darüber kommentiert Oleg Kaschin auf slon.ru. Mehr ...

Russische Parallelwelten. Das Russland, das im Fernsehen gezeigt wird, existiert nicht, meint der Wirtschaftsprofessor und Journalist Dimitri Trawin. Viele Russen, sagt er, wollen das jedoch bislang nicht wahrhaben. Mehr ...

Bystro #10: Wie frei ist das Internet in Russland? Am 18. März 2019 hat Präsident Putin zwei neue Mediengesetze unterzeichnet. Tausende protestierten Anfang März außerdem gegen ein Gesetz zum „souveränen Internet”. Anna Litvinienko über Medienzensur- und kontrolle im Runet. Sieben Fragen und Antworten – einfach durchklicken. Mehr ...


17 Konsumkultur

Der Rubel bleibt unter der Matratze. Konsum im Sparmodus: Laut einer aktuellen Umfrage stellen sich die Bürger auf ein Andauern der Wirtschaftskrise ein. Erspartes wird kaum mehr in Sachwerte verwandelt. Mehr ...


18 Popkultur

Alla Pugatschowa. „Wer war Breshnew? Ein unwichtiger Politiker der Epoche von Alla Pugatschowa.“ So lautet ein immer noch in Russland kursierender Witz. Ingo Grabowsky über „the Goddess of Russian Pop“, die mit ABBA und Udo Lindenberg gesungen hat. Mehr ...

Russische Rockmusik. Das „Yeah, yeah, yeah“ ertönte als Ruf einer Generation, der auch auf der östlichen Seite des Eisernen Vorhangs zu hören war. Als Gegenentwurf zur offiziellen sowjetischen Musikkultur eröffnete die russische Rockmusik eine emotionale Gegenwelt, die systemverändernd wirkte und den Soundtrack einer neuen Zeit bildete. Mehr ...

Musik der Perestroika. Rock war in der Sowjetunion verfemt. Olga Caspers erzählt, wie die „ideologisch untragbare“ Musik den Lebensstil der Gegenkultur in die Massenkultur transportierte – und damit zu einem Motor der Perestroika wurde. Mehr ...

Russland und der ESC. Russland nimmt seit 1994 teil am ESC (wie der Grand Prix Eurovision de la Chanson seit 2002 heißt). Trotz großer Popularität des Wettbewerbs beim russischen Publikum, gibt es von offizieller Seite immer wieder Vorschläge, Russlands Teilnahme beim ESC einzustellen und stattdessen ein Gegenmodell aufzubauen nach Vorbild des sowjetischen Interwidenije (1977–1980 in Polen durchgeführt). 2017 trat Russland wegen des Einreiseverbots in Kiew für die Sängerin Julia Samoilowa nicht beim ESC auf. 2018 trat Samoilowa in Lissabon an, ist jedoch im Halbfinale ausgeschieden. In der ESC-Geschichte hat Russland ein Mal gewonnen (2008), vier Mal den zweiten und drei Mal den dritten Platz gemacht.  Mehr ...

Gopniki. Russenhocke, Trainingshose und ein aggressiv-tumber Gesichtsausdruck: Als Bürgerschreck verpönt, gilt der Gopnik grundsätzlich als kleinkriminell. dekoder-Politikredakteur Anton Himmelspach überholt dieses Klischee. Mehr ...


19 Digitalisierung

Vkontakte. Facebook-Klon, Facebook-Alternative oder sogar digitaler „Auswanderungsort“: VKontakte (VK) ist das meistgenutzte soziale Netzwerk im postsowjetischen Raum. In der Praxis wirft VK immer wieder Fragen zum Daten- und Minderheitenschutz sowie zur staatlichen Kontrolle der Netzkommunikation auf. Sein Gründer Pawel Durow kam in Russland unter Druck und hat das Land inzwischen verlassen. Mehr ...

„Das mit den Trollen war Prigoshins Idee“. Ein Gespräch mit einem ehemaligen „Mitarbeiter“ des einflussreichen Putin-Vertrauten Prigoshin, über von ihm inszenierte Fake-News, eine Trollfabrik – und Prigoshins „Bewilligt“-Stempel. Mehr ...

Hacker im Dienst des Vaterlandes. Im Fall des Hacker-Angriffs auf den Bundestag 2015 hat die Bundesanwaltschaft einen Haftbefehl gegen einen mutmaßlichen Täter erwirkt, der womöglich im Auftrag des russischen Militärgeheimdienstes GRU handelte. Wie russische Hacker in den Staatsdienst gelangen – dazu hat sich Daniil Turowski 2018 für Meduza bei Informanten aus der Szene umgehört. Mehr ...

Petersburger Tolle im US-Wahlkampf. Trollfabrik in St. Petersburg – welche Rolle spielte sie für den Sieg von Donald Trump? Die investigative Recherche von RBC zeigt auf, wie in der Petersburger Uliza Sawuschkina versucht wurde, den US-Wahlkampf zu beeinflussen. Mehr ...


20 Der Geist der Freiheit

Farbrevolutionen. Als Farbrevolutionen bezeichnet man eine Reihe friedlicher Regimewechsel in post-sozialistischen Ländern. Diese wurden unter anderem durch gesellschaftliche Großdemonstrationen gegen Wahlfälschungen ausgelöst. Aufgrund der Farben beziehungsweise Blumen, mit denen die Bewegungen assoziiert werden, ist der Sammelbegriff Farbrevolutionen entstanden. Stellt der Begriff für die politische Elite in Russland eine Bedrohung ihrer Macht dar, verbinden oppositionelle Kräfte damit die Chance auf einen Regierungswechsel. Mehr ...

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Auflösung der Sowjetunion

Der Zerfallsprozess der Sowjetunion begann Mitte der 1980er Jahre und dauerte mehrere Jahre an. Die Ursachen sind umstritten. Während einige hauptsächlich Gorbatschows Reformen für den Zerfall verantwortlich machen, sehen andere die Gründe vor allem in globalen Dynamiken. Eine zentrale Rolle spielte in jedem Fall die Politik der russischen Teilrepublik.

Bereits in den ausgehenden 1980er Jahren kündigten sich zentrifugale Tendenzen in der UdSSR an. Es gründeten sich zahlreiche protopolitische Vereinigungen, die das Machtmonopol der KPdSU herausforderten. Offenes Reden über Probleme wie das Warendefizit, die Bürokratie oder die ideologische Bevormundung entzogen der KPdSU zunehmend die Legitimation. Die Krise des Staates wurde noch verstärkt durch das unablässige Wettrüsten mit den USA, das die Ressourcen der UdSSR verschlang. Die Wirtschaft des Landes konnte mit den Ansprüchen der Bevölkerung nicht mehr mithalten. In dieser Zeit wurden auch die Forderungen nach mehr Selbständigkeit der Republiken zunehmend radikaler. Einigen Historikern zufolge war es diese Krise, die das Land zu Fall brachte. Andere Historiker widersprechen dieser These: Es war die Perestroika Gorbatschows – ein letzter, jedoch erfolgloser Versuch der Erneuerung – , die ihrer Ansicht nach dem Staat entscheidend zusetzte: Mit der Schwächung der Partei, die in der Politik der Perestroika angelegt war, griff Gorbatschow die Grundlage der eigenen Macht an.

Einen Präzedenzfall schuf Estland am 16. November 1988. Noch vor den ersten halbfreien Wahlen zum Volksdeputierten-Kongress der UdSSR, proklamierte der Oberste Rat der Estnischen SSR die Souveränität der Republik. Im nächsten Jahr folgten Litauen und Lettland. Diese Souveränitätserklärungen bedeuteten jedoch noch nicht den Austritt aus der Sowjetunion, sondern lediglich den Vorrang der eigenen Gesetze gegenüber der unionsweiten Gesetzgebung.

Im Laufe des Jahres 1990 erklärten alle Republiken außer Armenien ihre Souveränität. Den nächsten Schritt machten im selben Jahr die drei baltischen Republiken – Litauen, Lettland  und Estland – als ihre Obersten Räte den Austritt aus der Union beschlossen. Doch der schwerste Schlag traf die Sowjetunion am 12. Juni 1990, als Russland (RSFSR) seine Souveränität erklärte. Alle Gremien der Unionsebene befanden sich in Moskau, ohne Russland konnte die Union nicht existieren. Der Oberste Rat der UdSSR und die Unionsministerien verloren in der Folge rapide an Macht gegenüber den Organen der RSFSR.

Sowohl in der Bevölkerung als auch unter den Eliten bestand Uneinigkeit im Bezug auf die Zukunft der Sowjetunion. Nicht nur die „Demokraten“ um den ehemaligen Moskauer Parteichef Boris Jelzin, sondern auch die „konservativen“ Kritiker der Perestroika sahen in der Unabhängigkeit Russlands eine Möglichkeit, die unpopuläre Führung Gorbatschows abzuschütteln. Gorbatschow geriet so zwischen die politischen Fronten  der immer offener prowestlich-liberal auftretenden Opposition um Jelzin, die seine Reformen als zu halbherzig kritisierten, und den „Konservativen“, denen seine Reformen zu weit gingen. Begünstigend für den Zerfallsprozess wirkte auch die Tatsache, dass die Bevölkerung sowohl in Russland, als auch in den „nationalen“ Republiken jeweils ihre eigene Republik bei der Verteilung der Ressourcen im Nachteil sah.1 Für den Erhalt der Union plädierten vor allem Vertreter der russischen Minderheit in den nationalen Republiken, orthodoxe Kommunisten sowie einige Fraktionen innerhalb des demokratischen Lagers, wie zum Beispiel die Demokratische Partei Russlands.2 Innerhalb der nationalen Republiken begannen auch die KPdSU-Funktionäre, offen über die Unabhängigkeit zu diskutieren.

Am 17. März wurde auf Vorschlag von Gorbatschow ein Referendum über den Erhalt der UdSSR abgehalten, das jedoch von den drei baltischen Republiken sowie Georgien, Armenien und Moldawien boykottiert wurde. In den restlichen Republiken sprachen sich 77,8 Prozent für den Erhalt der Sowjetunion aus. Doch das Kräftemessen zwischen der sowjetischen und der russischen Regierung ging weiter. Jelzins nächster großer Sieg nach der Souveränität der RSFSR war die Einführung des Präsidentenamtes in Russland am 17. April 1991. Durch die Direktwahl mit 57,3 Prozent der Stimmen genoss Jelzin mehr Legitimität als Gorbatschow, der Präsident der UdSSR, der in sein Amt ein Jahr zuvor durch den Obersten Rat gewählt worden war.

Ab April 1991 verhandelten Gorbatschow und die Oberhäupter Russlands, der Ukraine, Belarus', Aserbaidschans sowie der zentralasiatischen Republiken über einen neuen Unionsvertrag. Im Sommer wurde der Text erarbeitet, für den 20. August war die Gründung der Union Souveräner Staaten geplant, eines föderativen Staatengebildes. In Russland appellierten einige Politiker des demokratischen Lagers an Jelzin, den neuen Vertrag nicht zu unterzeichnen, da Russland sich dann im ständigen Konflikt mit der Unionsregierung befinden würde.3 Der neue Unionsvertrag kam faktisch ohne Zustimmung der republikanischen Legislative zustande.

Einen Tag vor dem geplanten Vertragsabschluss begann am 19. August 1991 ein dreitägiger Putschversuch der Hardliner aus der Unionsregierung, der zwar den Erhalt der Union zum Ziel erklärte, nach Meinung der meisten Experten den endgültigen Zerfall jedoch noch beschleunigte. Nach der Niederlage der Putschisten stand Jelzin als unbestrittener Sieger gegenüber Gorbatschow da.

Nachdem der Staatsrat der UdSSR am 5. September die Unabhängigkeit der baltischen Staaten – ohne das vorgeschriebene Referendum – anerkannt hatte, drängte man auch in der Ukraine auf Autonomie. Nach der Proklamation der Unabhängigkeit am 24. August wurde am 1. Dezember 1991 ein neues Referendum durchgeführt, bei dem sich eine Mehrheit von 90,32 Prozent  für die Unabhängigkeit aussprach. Ohne die als zweitwichtigste geltende Republik konnte Gorbatschows Idee der als Konföderation umorganisierten UdSSR nicht aufrechterhalten werden. Gorbatschow drängte zwar weiterhin auf eine Einigung mit den Republiken. Doch ein Treffen Jelzins mit den Präsidenten der Ukraine und Belarus', Leonid Krawtschuk und Stanislau Schuschkewitsch, am 8. Dezember 1991 in Belawesschkaja Puschtscha durchkreuzte diese Versuche endgültig. Dort wurde die Auflösung der UdSSR für bereits geschehen erklärt und die Schaffung eines losen Zusammenschlusses, der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) vereinbart.

Am 12. Dezember ratifizierte der Oberste Rat der RSFSR das Abkommen von Belawesschkaja Puschtscha mit 188 Stimmen, bei nur sechs Gegenstimmen. Die russische Delegation wurde infolgedessen aus beiden Kammern des Obersten Rates der UdSSR abberufen. Der Rat der Union verlor dadurch sein Quorum und war so formal entscheidungsunfähig. Am 25. Dezember legte Gorbatschow sein Präsidentenamt nieder. Einen Tag darauf erklärte der Rat der Republiken, das Oberhaus des Obersten Rates der UdSSR, die Existenz der Union für beendet.

Zum damaligen Zeitpunkt befanden sich schon etliche Republiken im faktischen Kriegszustand. Die lokalen Konflikte an der Peripherie wurden jedoch in Russland zunächst aus der Wahrnehmung verdrängt. In globaler Perspektive galt nun die größte Sorge dem atomaren Erbe der sich auflösenden Weltmacht.


1.Nezavisimaja gazeta: Obraščenie k presidentu Rossii B. N. El'cinu , 08.08.1991 
2.Buldakov, Vladimir (1997): Krasnaja smuta: Priroda i posledstvija revoljucionnogo nasilija. Moskau, S. 367 
3.Hosking, Geoffrey (2006): Rulers and Victims – The Russians in the Soviet Union, Cambridge-London, S. 382-385 
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