Konstantin Sonin (geb. 1972) ist einer der meistzitierten russischen Ökonomen. In seiner Forschung beschäftigt er sich hauptsächlich mit ökonomischer Theorie und politischer Ökonomie und publiziert in den wichtigsten internationalen Zeitschriften. Sonin veröffentlichte mehrere Bücher und Aufsätze mit international führenden Wissenschaftlern wie Daron Acemoglu und Sergej Guriew, darunter zu Themen wie Populismus, staatlich gelenkte Medien und den manipulierten Parlamentswahlen 2011 in Russland.
Der promovierte Mathematiker kehrte nach einem Aufenthalt an der Harvard Universität 2001 nach Russland zurück und arbeitete fortan an der New Economic School (NES), einer liberalen Wirtschaftsuniversität in Moskau. 2011 legte er ein gemeinsames Studienprogramm zwischen der NES und der Higher School of Economics (HSE) auf, zu der er auch 2013 in die Position des Vizerektors wechselte.
Für seine Lehr- und Forschungstätigkeit wurde der Starökonom mehrfach ausgezeichnet. Neben seiner akademischen Tätigkeit kommentiert er als Kolumnist für die Wirtschaftszeitung Vedomosti und die Moscow Times die russische Wirtschaftspolitk. Zuletzt kritisierte Sonin den von Putin eingeschlagenen Kurs des Staatskapitalismus sowie die Finanzpolitik der russischen Zentralbank und warnte als einer der ersten das Land vor einer großen wirtschaftlichen Krise.1
Im Mai 2015 gab Sonin bekannt, dass er einen Lehrauftrag an der Universität von Chicago annehmen werde und hierzu seinen Wohnsitz in die USA verlege, dabei aber auch seine Lehrtätigkeit an der HSE in Moskau fortsetzen werde. Diese Entscheidung habe er aus karrieretechnischen, aber auch aus politischen Gründen getroffen, wie er in seinem Blog mitteilte: „Natürlich hängt dieser Schritt mit den politischen Entwicklungen der letzten Jahre zusammen. Bis 2014 dachte ich nicht einmal daran, nach einer permanenten Beschäftigung im Ausland zu suchen.“2
Vor ihm sind bereits andere bekannte russische Wirtschaftswissenschaftler, die die staatliche Wirtschaftpolitik kritisierten, unter Druck geraten und ausgewandert. Dazu zählen Sonins Kollegen Sergej Guriew (2013 nach Frankreich) und der ehemalige stellvertretende Finanzminister und Professor der HSE Sergej Alexaschenko (2013 in die USA). Inzwischen arbeiten sechs der zehn führenden russischen Wirtschaftswissenschaftler im Ausland.3