Der Ölkonzern Lukoil wurde 1991 auf Anordnung des Ministerrates der Sowjetunion geschaffen. Der Name leitet sich von den drei Städten Langepas, Urai und Kogalym in Westsibirien ab, wo sich die wichtigsten Fördergebiete des Unternehmens befinden. 1993 wurde das Unternehmen in eine offene Aktiengesellschaft umgewandelt. Die zentralen leitenden Positionen des Vorstandsvorsitzenden und des Präsidenten des Unternehmens übernahm Wagit Alekperow, der ehemalige sowjetische stellvertretende Minister für Öl und Gas. Er bekleidet diese leitenden Posten bis heute.
Seit der Gründung des Unternehmens war das Management um Alekperow bestrebt, Lukoil vollständig zu kontrollieren – das heißt auch die Mehrheit der Unternehmensanteile zu halten. Dies gelang durch die Privatisierung des Ölkonzerns im Jahr 1995, als die Geschäftsleitung mit Hilfe eines dafür geschaffenen Investmentfonds die Kontrolle über Lukoil erlangte. Das Management konnte dabei den Einstieg staatlicher Aktionäre erfolgreich abwenden. Zwischenzeitlich hielt der amerikanische Energiekonzern ConocoPhilips einige Anteile, die er später an das Management von Lukoil zurückverkaufte. Heute besitzt die Unternehmensspitze zusammen eine Mehrheit der Aktien. Dabei befinden sich circa 23 Prozent der Anteile im Besitz von Wagit Alekperow. Lukoil ist damit der einzige Energiekonzern Russlands, der mehrheitlich in Privatbesitz ist.
Zusammenarbeit mit Gazprom
Heute ist Lukoil ein globaler, weit verzweigter Energiekonzern mit hunderten Einzelfirmen, die über verschiedene Geschäftsbereiche in 34 Ländern verteilt sind. Das Kerngeschäft des Unternehmens liegt in der Ölproduktion und -verarbeitung sowie in der Vermarktung von Ölprodukten.
Mit einer Erdölproduktion von circa 100 Millionen Tonnen im Jahr 2014 ist Lukoil der zweitgrößte Ölkonzern in Russland und der drittgrößte private Erdölproduzent weltweit. Die Fördergebiete von Lukoil in der Erdöl- und Erdgasproduktion befinden sich in Westsibirien, der Region Yamal und der Provinz Timano-Petschora, wobei sich der Konzern in den letzten Jahren auch nach Aserbaidschan, Kasachstan, Usbekistan, Nord- und Westafrika und in den Irak orientiert und dort Produktionsstätten erschlossen hat.
Im Mai 2014 schloss Lukoil ein Abkommen über strategische Zusammenarbeit mit dem staatlichen Energiekonzern Gazprom. Laut der Vereinbarung soll ein Joint-Venture gegründet werden – unter anderem für die gemeinsame geologische Exploration und Produktion von Öl in der Arktis.
Von der Zusammenarbeit erhofft sich Lukoil einen Wettbewerbsvorteil bei der Vergabe von Offshore Förderlizenzen gegenüber seinem Rivalen in Staatsbesitz – Rosneft.
Denn die gegenwärtige Gesetzeslage erlaubt es nur staatlichen Unternehmen wie Gazprom und Rosneft, Lizenzen für die Erdgas- und Erdölförderung in der Arktis zu beantragen. Die westlichen Sanktionen gegen die russischen staatlichen Energiekonzerne und die niedrigen Ölpreise auf den Weltmärkten zwingen jedoch die staatlichen Behörden, diese Regeln zugunsten von Privatunternehmen zu lockern.
Lukoil, das als einziges russisches Privatunternehmen Erfahrungen in der Offshore-Exploration hat, könnte zukünftig stark davon profitieren. Die gut gepflegten Netzwerke auf nationaler wie regionaler Ebene könnten dem Unternehmen auch bei den anstehenden Verhandlungen zur Vergabe von arktischen Förderlizenzen dienlich sein.
Außerdem wird die strategische Partnerschaft mit Gazprom ermöglichen, die Interessen beider Unternehmen in den Verhandlungen mit der russischen Regierung gemeinsam zu vertreten und dadurch ihre Positionen gegenüber dem einflussreichen staatlichen Ölkonzern Rosneft zu stärken. Konfrontationen beider Unternehmen mit Rosneft sind bei der Vergabe von Lizenzen nicht auszuschließen.
Steuersparmodelle und Sponsoring
Lukoil ist einer der größten Steuerzahler und spielt damit auch eine wichtige politische Rolle. Im Gegensatz zu Michail Chodorkowski, dem ehemaligen Chef des im Jahr 2003 zerschlagenen privaten Ölkonzerns Yukos, ist die Leitung von Lukoil dabei stets darum bemüht, gute Beziehungen zur Regierung zu unterhalten.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass alle russischen Energiekonzerne einem Besteuerungssystem unterliegen, in dem die Summe aller vorgesehen Steuern die Summe der erzielten Gewinne deutlich übersteigt. Die fallenden Ölpreise auf den Weltmärkten, eine hohe Steuerlast und die steigenden Produktionskosten haben die Gewinne von vielen russischen Energiekonzernen deutlich verringert.
Allerdings fand Lukoil in den letzten Jahren einen Weg, weiterhin hohe Gewinne zu erzielen und die finanziellen Krisen zu bewältigen: Ein Teil der Produktion und Verabeitung befindet sich im Ausland, unter anderem in Kasachstan, Bulgarien und Rumänien, wo die Regularien günstiger und die Steuern niedriger sind.
Steuern vermeiden einerseits – soziales Engagement andererseits: Auf der Basis von Vereinbarungen mit staatlichen Behörden fördert der Energiekonzern das soziale und kulturelle Leben in seinen Abbauregionen und auf föderaler Ebene. Im Rahmen dieser sozialen Aktivitäten sponsort Lukoil auch viele Sportvereine und Verbände. Hinzu kommt außerdem das kommerziell orientierte Sponsoring eines der erfolgreichsten und beliebtesten Fußballvereine in der russischen Premier-Liga: Lukoil ist Generalsponsor von Spartak Moskau – des neunmaligen russischen Meisters.